Seit ich während der 35. Etappe von Regensberg hörte, frage ich mich: Wie kann es sein, dass mir dieser Ort noch nie auffiel oder ich noch nie von dessen Altstadt gehört habe? Naja, es ist jetzt halt so. Auf jeden Fall bin ich froh, dass ich Regensberg besucht habe.
Das mittelalterliche Städtchen sitzt auf einem Fels hoch über Dielsdorf auf der Lägeren. Vergleichbare Orte wie diesen hier gibt es in der Schweiz sonst nur noch in Romont und Greyerz. Im 13. Jahrhundert gründete Freiherr Lütolf V. von Regensberg die Anlage. Zuerst dachte er womöglich nur an eine Burg an strategisch guter Lage am Eingang zum Wehntal. Doch aus praktischen Gründen liess er bald ein kleines Städtchen erbauen. Damals war der Ort noch Neu-Regensberg. Die Ruine Alt-Regensberg war der Hauptsitz und liegt heute bei Regensdorf.
In seiner jüngeren Geschichte war Regensberg durchaus ein wichtiger Ort. Dies nahm allerdings immer mehr ab. 1302 musste das Städtchen an die Habsburger verkauft werden, 1417 ging die Burg in zürcherischen Besitz und als 1871 Dielsdorf Regensberg als Bezirkshauptort ablöste, war es vorbei mit der Vorherrschaft. Unten im Tal gab es halt eine Eisenbahn. Heute leben noch gut 500 Einwohner in Regensberg.
Okay, ich hab schon bessere Videos gemacht. Aber die Aussicht auf dem Turm in Regensberg ist super! Und danach stürchle ich halt im dunklen den Turm runter - und finde fast den Ausgang nicht:
Posted by Tour dur d'Schwiiz mit Reto Fehr on Wednesday, August 12, 2015
Der Bergfried ist öffentlich zugänglich. Man schmeisst einen Franken ins Drehkreuz und kann durch eine Ausstellung im Treppenhaus oben die wunderbare Aussicht geniessen. Bekannt ist der Ort aber auch für die Sonderschule, welche 42 Schülern Platz bietet. Schon 1883 wurde diese als «Anstalt für die Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder» gegründet, welche die Integration dieser in die Gesellschaft förderte.
Es ist aber ein «spezielles Völkchen» geblieben, wie mir Leute unten im Tal erzählen. «Die wollen für sich sein», sagt einer. Es sei schwierig im beliebten Ausflugsziel als Auswärtiger Fuss zu fassen.
Oben spüre ich nichts davon. Die Gemeindemitarbeiterin ist ebenso freundlich und hilfsbereit wie die Wirtin im Restaurant. «Spezielles» gibt es aber schon. Beispielsweise das kleine Freibad, welches nur Einwohner besuchen dürfen. Sie erhalten dafür einen Schlüssel. Und der Brunnen neben dem Gasthof, diente schon – nicht nur wie jetzt einem Jungen – als Planschbecken: «Hier kamen sie schon mit Traktoren angerollt. Badewannen hinten drauf. Dann wechselten sie in den Brunnen, ich legte ein Brett drüber und servierte Fondue – mitten im Sommer!», lacht die Wirtin.
Zu guter letzt besitzt die kleine Gemeinde gar einen Skilift. Trotz der Höhe von nur gut 600 Metern über Meer, sei dieser im letzten Winter doch immer wieder in Betrieb gewesen. Vielleicht komme ich ja wieder. Im Winter. Zum Skifahren.