Tiere sind weit verbreitet, aber Menschen bleiben selten auf Gemeinde-, Regionen- oder Länder-Wappen. Weltweit gibt es genau eine Nation, die Menschen auf seiner Fahne zeigt. Meist bilden Formen und Farben die Flagge. Hier in der Schweiz staune ich allerdings immer mal wieder, wie fantasievoll Gemeindewappen sein können.
Da gibt es – um nur einige zu nennen – Schnecken (Zell ZH), Gewehre (Crissier VD), Ritter (Marly FR), Landknechte (Tafers FR) und auch jede Menge Herzen: Moiry (VD) schmückt sich mit einem, Berolle (VD) ebenfalls und im Wappen von Blonay sind gar zwei Herzen ineinander verhakt.
Was in der Schweiz mit sechs Mal doch noch oft vorkommt – und sehr überrascht: Köpfe von Schwarzen. «Mohrenköpfe» – wie es die Gemeinden selbst schreiben. Heutzutage politisch nicht mehr denkbar.
Genauso wie das Wappen von Gimel, das mit seinen 2000 Einwohnern am Fuss des Col de Marchairuz liegt. Es zeigt zwei Buben. Nackt. Also quasi den doppelten Pimmel von Gimel.
Wie kam es dazu? Im 11. Jahrhundert wird der Ort mit «Gimellis» erstmals erwähnt. Gimelz, Gemez, Gemella findet man danach ebenfalls. Alles Ableitungen von Familiennamen die ihren Ursprung im Wort Gemini (Zwilling) haben. So war es eigentlich nichts als logisch, dass Zwillinge das Wappen schmücken. 100-prozentig verbürgt ist die Geschichte allerdings nicht, wie man mir auf der Gemeindeverwaltung bestätigt.
Dass diese nackt sind, störte damals wohl niemanden. Heute wäre die Absegnung eines solchen Wappens unvorstellbar. Der stellvertretende Gemeindeschreiber Armand Vonnez erklärt: «Damals wars scheinbar kein Problem. Wir haben uns in den letzten Jahren schon auch unsere Gedanken dazu gemacht.» Wird das Wappen also bald ersetzt? «Nein, da gibt es im Moment keine Bestrebungen. Es wird sicher noch eine Weile so bleiben.»
Ach ja, die Nation mit den Menschen auf der Fahne ist das mittelamerikanische Belize: