Die SRG hat das Jahr 2022 mit einem Plus von 27.6 Millionen Franken abgeschlossen. Das ist weniger als im Vorjahr, aber damals verbesserte ein ausserordentlicher Immobiliengewinn das Ergebnis. An der Erfolgsrechnung 2022 fällt vor allem auf: Das grosse Sparprogramm, das die Radio- und Fernsehgesellschaft 2020 ankündigte, zeigt kaum Wirkung.
Damals erklärte Generaldirektor Gilles Marchand, dass 50 Millionen Franken eingespart und 250 der rund 5500 Vollzeitstellen abgebaut würden, bis im Jahr 2024. Der Betriebsaufwand sank dann 2021 aber nicht, sondern stieg um 54 Millionen. Im vergangenen Jahr ist er nahezu unverändert geblieben: Er liegt bei 1.15 Milliarden. Die Reduktion der Kosten betrug lediglich 154'000 Franken.
Kräftig gestiegen ist der Personalaufwand: 810 Millionen gab die SRG hier aus, 27 mehr als im Vorjahr. SRG-Sprecher Edi Estermann betont, dass eine Wertberichtigung in der Pensionskasse in der Höhe von 35 Millionen nötig gewesen sei. Auch die starke Inflation habe sich auf den Programm-, Produktions-, Verwaltungs- und Werbeaufwand ausgewirkt. «Ohne diese Effekte wäre der Betriebsaufwand der SRG im Jahr 2022 wesentlich tiefer ausgefallen als im Vorjahr.»
Einen Höchststand erreichte die Einnahme aus der Haushaltabgabe für elektronische Medien: 1.231 Milliarden Franken erhielt die SRG. Kräftig stieg zugleich der Verwaltungs- und Werbeaufwand, von 91 auf 105 Millionen. Warum setzt ein Unternehmen, das nach eigenen Angaben die Kosten senken muss, nicht bei der Verwaltung an?
Es ist bekannt, dass das Schweizer Fernsehen Millionen für Beratungsfirmen ausgibt. Diese haben der Fernsehdirektorin Nathalie Wappler zu einer neuen Organisation des Unternehmens geraten: Gefragt sind kleine Teams, die sich zum Teil um die gleichen Themen kümmern. Es gibt nicht eine Inlandredaktion, sondern mehrere. Das erhöht nun den Koordinationsaufwand.
Die Abteilung SRF Kultur in Basel ist von Susanne Wille in elf multimediale Teams aufgeteilt worden, die jeweils nicht nur einen Angebotsverantwortlichen haben, sondern auch einen Coach. Wobei diese Führungspositionen manchmal aufgeteilt werden; es gibt dann also Co-Angebotsverantwortliche. Ein Mitarbeiter des Schweizer Fernsehens kritisiert, dass die Reformen teuer seien und zu einer Verwischung von Verantwortlichkeit geführt hätten. «Manchmal dauert es tagelang, bis man die Person erreicht, die für einen Bereich zuständig ist», sagt er.
SRG-Sprecher Estermann betont, dass der Verwaltungsaufwand um 288'000 Franken gesunken sei im Vergleich zum Vorjahr. Die höheren Kosten ergäben sich aus gestiegenen Ausgaben für Werbung, Spesen und Logistik. Die SRG habe im vergangenen Jahr die Skirennen an den Olympischen Spielen in Peking produziert, was mit höheren Erträgen verbunden sei.
Trotzdem: Die SRG hat 2020 ein grosses Sparprogramm angekündigt. Den Jahresabschlüssen sieht man das seither nicht an. Die SRG ist so gut alimentiert, dass sie den Betriebsaufwand nicht zu reduzieren braucht. (aargauerzeitung.ch)