Am 12. Dezember 2021 brach das Schweizer Fernsehen die Sendung «Sportpanorama» ab. Nicht zum ersten Mal war ein Teil der technischen Anlagen ausgefallen. Der Ärger unter den Mitarbeitern war gross. Professionelle Arbeit werde durch eine Infrastruktur zunichtegemacht, die einwandfrei funktionieren sollte, aber pannenfanfällig sei, so lautete der Tenor. Dann verbreitete sich am Leutschenbach ein Gerücht: Das Schweizer Fernsehen müsse auf Techniker aus China zurückgreifen, um seine Probleme in den Griff zu bekommen.
Das Gerücht beruht auf Tatsachen. Es sind chinesische Spezialisten, die bei Reparaturarbeiten am Schnittsystem «Hive» von Sony eingesetzt werden.
Andreas Lattmann, Leiter Technologie Management bei SRF, erklärt es so: Da Sony im Dezember das Problem auf der zweiten Ebene seines Kundenservices nicht habe lösen können, sei die dritte Stufe zum Einsatz gekommen. Die werde teilweise aus China bereitgestellt.
Lattmann sagt: «Aufgeboten wurde der technische Support von Sony Europa mit Sitz in Holland und einem operativen Techniker aus Deutschland. Dieser hat dann auf Spezialisten in China zurückgegriffen.» Die Techniker arbeiten für das Unternehmen Sobey, das seinen Hauptsitz in Chengdu in Zentralchina hat.
Die chinesischen Spezialisten reisten für die Reparatur nicht nach Zürich; sie schalteten sich von aussen ins System des Schweizer Fernsehens ein. In früheren Fällen waren die Chinesen aber in den Studios am Leutschenbach anwesend. Bis zu drei Techniker seien in der Schweiz tätig gewesen, erklärt Andreas Lattmann. «Dies zur Begleitung der Inbetriebnahme und zur Behebung von Fehlern.»
Bald soll wieder ein chinesischer Spezialist vor Ort sein. Das Schweizer Fernsehen bemüht sich zurzeit um ein Visum. Wegen der Pandemie sei der Prozess «extrem aufwendig und langwierig», erklärt Lattmann.
Der Techniker soll zur Behebung bestehender Probleme sowie für die Inbetriebnahme des neuen Schnittsystems beim Westschweizer Fernsehen eingesetzt werden. SRF betont, dass dem Unternehmen mit dem Einsatz dieser Techniker keine zusätzlichen Kosten entständen. Lattmann sagt:
Bei der Zusammenarbeit mit einem chinesischen Unternehmen gibt es allerdings die Gefahr der Werkspionage. Der Nachrichtendienst des Bundes hat in diesem Zusammenhang zu Vorsicht aufgerufen. Trifft SRF Vorkehrungen, damit seine Systeme gegen unerwünschte Zugriffe gefeit sind?
Lattmann erklärt, das Schweizer Fernsehen habe «sowohl technisch wie auch vertraglich abgesichert, dass Supportmitarbeitende, von woher auch immer diese auf das System zugreifen müssen, auf keine Inhaltsdaten und keine anderen datenschutztechnisch relevanten Informationen Zugriff haben oder solche herunterladen können.»
Das Schnittsystem Hive von Sony gilt als anspruchsvoll in der Anwendung. Und beim Schweizer Fernsehen hat es eine ganze Reihe von schweren Pannen verursacht. Sendungen konnten nicht rechtzeitig beginnen – oder sie mussten vorzeitig beendet werden. Das Westschweizer Fernsehen hat darum bei der SRG interveniert. Der Sender erhielt die Erlaubnis, das System in Etappen einzuführen. Die Sportabteilung arbeitet nun mit der neuen Anwendung, die Nachrichtenabteilung folgt erst im kommenden Frühling. (saw/ch media)
Vor einigen Jahren kamen noch Deutsche oder Amis wenn Spezialisten benötigt wurden. Ja, ja, lang ists her.