Der Zuger Hermann Unternährer scheint schon einiges erlebt zu haben. Der Vater von fünf Kindern war 14 Jahre lang Gemeindepräsident der Gemeinde Hünenberg am Zugersee. Heute ist der 89-Jährige schon lange pensioniert. Der Diskussion und Politik müde scheint Unternährer aber noch lange nicht.
Wie bei vielen anderen Menschen auch, sorgte die Corona-Pandemie dafür, dass Unternährer seine Kontakte einschränken musste. Doch anstatt den Kopf hängen zu lassen, fasste sich der Zuger ein Herz und eröffnete kurzerhand ein Twitter-Konto. Er beschäftige sich derzeit mit neuen Kommunikationsmitteln und wolle sich auch weiterhin an der öffentlichen Diskussion beteiligen, schreibt Unternährer. Was darauf folgte, damit rechnete Unternährer wohl kaum.
Dies ist mein erster Tweet in 89 Jahren. Da Corona meinen Wirkungskreis einschränkt, befasse ich mich zuhause mit neuen Kommunikationsmitteln.
— Hermann Unternährer (@HermannUnternh1) December 5, 2020
Sein erster Tweet stiess auf enormen Anklang. Der 89-Jährige wurde von unzähligen Twitter-Userinnen und User freudig begrüsst. Innerhalb kürzester Zeit wurde sein Tweet über 10'000 Mal geliked und kommentiert. Unternährer nutze die Gelegenheit umgehend, um sich bei seiner neuen Followerschaft artig für die Willkommensgrüsse zu bedanken. «Vielen Dank! Wir Alten wollen ja auch noch gehört werden, ich bin überwältigt», schreibt er einer Userin zurück. Twitter erklärt, habe ihm ein Grosskind. Etwas Mut sei aber auch dabei gewesen, erfährt man in seinen zahlreichen Antworten weiter.
Mit seinem Beitritt zu Twitter scheint Unternährer einen alten Vorsatz wieder aufzuleben. 1988 sagte er in einem Zeitungsartikel in den Luzerner Neusten Nachrichten (Heute Luzerner Zeitung), dass er in die Politik ging, weil man dort die unterschiedlichsten Leute antreffe. «Beim Verein hingegen sieht man immer die gleichen Gesichter», so der ehemalige Gemeindepräsident.
Egal wie Unternährers Twitter-Experiment ausgeht, dass er auf dem Nachrichtenkanal auf die unterschiedlichsten Menschen trifft, ist fast so sicher wie das Amen in der Kirche. (ohe)
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