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Schweizer Unterstützung für Ukraine-Flüchtlinge schwindet

«Solidarität ist verflogen»: Schweizer Unterstützung für Ukraine-Flüchtlinge schwindet

Die Stimmung in der Schweiz für die Unterstützung von Ukraine-Flüchtlingen kippt laut Julia Peters vom Verein Good Friends for Ukraine: «Die Solidarität ist verflogen.»
12.03.2023, 05:32
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Immer mehr Familien drängten ihre Gäste, sich eine eigene Bleibe zu suchen. Die Bereitschaft zu freiwilliger Unterstützungsarbeit und Spenden schwinde.

«Ich habe den Eindruck, dass die Schweizer langsam die Geduld verlieren.»

«Dass die Stimmung kippt, bemerkt man aber auch an kleinen Details, etwa in den Kommentarspalten von Artikeln über Ukrainerinnen in der Schweiz: Dort heisst es, sie würden bevorzugt», sagte Peters im Interview mit der «SonntagsZeitung». «Ich habe den Eindruck, dass die Schweizer langsam die Geduld verlieren.»

A familiy from Ukraine is waiting during the registration at the reception center for refugees, following Russia's invasion of Ukraine, in Zurich, Switzerland on March 15, 2022. (KEYSTONE/Michael ...
Eine ukrainische Familie wartet auf die Registrierung in Zürich. (Archiv)Bild: keystone

Peters hat den Eindruck, dass vielen Schweizerinnen und Schweizer nicht realisierten, dass die Ukraine-Flüchtlinge nicht einfach wieder ins Heimatland zurück könnten. «Diese Woche gab es wieder massive Raketenangriffe auf Städte im ganzen Land. Der Krieg wird nicht so schnell vorbei sein.»

Peters: Behörden sind überfordert

Die Schweizer Behörden hätten es zudem versäumt, die Krise aktiv anzugehen und seien überfordert. «Sie sind den Problemen immer hinterhergerannt», so Peters. Der Föderalismus fördere diese Problematik noch: «An jedem Ort erhält man auf die gleiche Frage eine andere Antwort, oft entscheiden die Behörden nach eigenem Gutdünken.»

Dass viele Ukraine-Flüchtlinge zudem keine Stelle finden, liege vor allem an Sprachschwierigkeiten – und an der Bürokratie. «Der Arbeitsvertrag muss zuerst von den Behörden bewilligt werden» so Peters. Diese Hürden schreckten viele Arbeitgebende ab. «Der Berufseinstieg wird so zur Lotterie.» Der Staat nutze zudem die Ressourcen von Freiwilligenvereinen zu wenig. (con/sda)

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75 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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sowhat
12.03.2023 07:27registriert Dezember 2014
Und weil ich sowieso schon am Schreiben bin: die Ungleichbehandlung der ukrainischen Geflüchteten ist unsere Chance zu lernen, wie wir unser Flüchtlingswesen generell umkrempeln können. Sprache und Arbeit (resp. Schule) von Anfang an möglich machen. Sie müsen sich nützlich machen können. Dafür menschenwürdige Unterbringung für alle. Ghettoisierung vermeiden. Es ist ja auch nicht in ihrem Interesse immer nur mit Landsleuten zusammen zu sein. Freiwilligenorganisationen richtig einbinden. Das heisst, verpflichten da Kontakt aufzunehmen dafür Papierschwemme am Anfang vermeiden. für alle Flüchtende
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Borki
12.03.2023 14:14registriert Mai 2018
Also bei den paar Berührungspunkten, die ich bis anhin mit Ukrainern hatte, erlebte ich sie als sehr angenehme Gäste. Zudem bin ich diesem unglaublich zähen Volk dankbar für die Opfer, die sie (auch) für den Westen bringen.

Meine Solidarität haben sie nach wie vor.
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sowhat
12.03.2023 07:13registriert Dezember 2014
3/3 Mit dem, was sie da verdient, könnte auch eine Schweizerin nicht über die Runden kommen. Obwohl es dem CH Normalarbeitsvertrag entspricht!
Natürlich ist die Sprache eine grosse Hürde. Darum büffelt sie ja wie verrückt. Sie und weitere ukrainische Geflüchtete besuchen immernoch die von der Gemeinde angebotenen Sprachkurse. Sie hat sich zusätzliche Kurse selbst organisiert. Sie lernt täglich auch noch mit ihren Unterlagen und einer App auf dem Handy. Die Aussprache bleibt schwierig. So ist Arbeit finden schwer. Selbst eine Putzstelle wurde ihr darum verweigert.
Fragen? Ich antworte gerne.
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