Die Erinnerungen an den Sommer 2018 sitzen immer noch tief. Die Schweiz erlebte eine der heftigsten Hitzewellen, die landesweit Dürre und Trockenheit brachten. Davon sind wir dieses Jahr weit entfernt: Der Juni war nass, der Juli bislang warm und nass. Halt so, wie ein durchschnittlicher Sommer in der Schweiz ist.
Von der Gewässerfront hört man heuer wenig. Will man sich darüber informieren, so wie es eine watson-Leserin neulich tat, stolpert man in den Weiten des Internets über ein Video, das mit Kreativität und Absurdität brilliert.
Im acht Minuten langen Film geht es um den Alien Nino G vom Planeten Nuxxo, der zur Erde geschickt wird, weil in seiner Heimat wegen massiven Wasserproblemen die Vergiftungsgefahr für alle Lebewesen droht. Das 360-Grad-Video des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) zeigt, wie sich der blauhäutige Ausserirdische an mehreren Orten in der Schweiz über Gewässerkorrekturen, Laichplätze und Überdüngung informiert.
Nino G sitzt dabei in seinem Raumschiff, staunt, lacht, schmunzelt und beatboxt, als eine weibliche Stimme im Hintergrund die Fakten dazu liefert. Das Beatboxen kommt nicht von ungefähr: Nino G wird vom gleichnamigen Schweizer Beatboxer gespielt.
Das Video ist unbestritten informativ, wirklich bekannt ist es aber auch nach zwei Jahren noch nicht – trotz dem Humor, der gut zur Memekultur passen würde. In den vergangenen zwei Jahren wurde das Video etwas mehr als 5000-mal auf deutscher Sprache angeschaut. Andere YouTube-Videos des Bundesamtes für Umwelt erreichten auch schon fünfstellige Klickzahlen, so etwa ein Video über das Abrollgeräusch von Pneus («Reifenlärm»).
Fatalistischen Humor gab's bei einem Videoabschnitt ab Minute 3:18, wo sich ein Fisch mit «Hallo, ich bin Fred Forelle» beim Alien vorstellt und dann über über die Laichgrundproblematik infolge von Wasserkraftwerken erzählt. «Das hat mich umgebracht!», stellt der User sleepypeanutpot fest. Neben Fred Forelle kommt auch ein namenloser Fischotter vor, der von der Felljagd erzählt und sich freut, dass er wieder eine «natürliche Umgebung» habe, wo er fischen könne.
Die kleine Resonanz hat wohl damit zu tun, dass das Gewässerschutz-Video im Hitzesommer 2018 veröffentlicht wurde, als es in den Gewässern wenig zu schützen gab. Das zuständige Bundesamt teilt jedoch mit, dass man das Video nicht nur in den Social Media verbreite, sondern auch aktiv an öffentlichen und Fachveranstaltungen von internen und externen Fachleuten präsentiere und es auch in Schulen einsetze.
Die «humoristische Umsetzung» sei bewusst eingesetzt worden, um das Thema auf eine «zugängliche und konstruktive Art» zu vermitteln. Ansprechen wolle man damit auch ein jüngeres Zielpublikum. Das 360-Grad-Video mache zudem das Thema «Wasser» auf eine andere Weise «erlebbar» als «klassische Textprodukte oder Video», teilt das Bundesamt mit.
Der ausserirdische Flug zum Planeten Erde kostete den Bund rund 75'000 Franken. Das ist im Vergleich zu anderen Kampagnen des Bundes günstig, für ein einziges Video aber beachtlich viel. Das Bundesamt für Umwelt teilt mit, dass sich die Kosten im «durchschnittlichen Rahmen» von 360-Grad-Videos bewegen.