Die Schweizer Botschaft in Washington rückt unser Land gekonnt ins allerbeste Licht. Auf Facebook lädt sie regelmässig neue Bilder von fröhlichen Schweizer Kindern, Kühen am Dorfbrunnen, Roger Federer, reifem Käse oder verschneiten Winterlandschaften rauf. Heile Welt, herzliche Menschen, heitere Stimmung. Der Hinweis, dass Einreisende aus Amerika seit vergangener Woche zudem nicht mehr in Quarantäne müssen, tönt wie eine Einladung an alle Amerikaner: Kommt, besucht uns!
Bei Christian David Mandeville ist diese Botschaft längst angekommen. Der 30-jährige Amerikaner aus dem Bundesstaat Oregon will seit längerem unbedingt in die Schweiz reisen - am liebsten für immer. Doch als Mandeville am Montagnachmittag vor der Schweizer Botschaft in Washington D.C. auftauchte, wies man ihn ab.
So leicht liess sich der psychisch angeschlagene Mann aber nicht abwimmeln. Mandeville kletterte kurzerhand über den Zaun, der die Botschaft umgibt, und drang auf noch ungeklärte Weise in die angrenzende Botschaftsresidenz ein. Sein Ziel: ein Gespräch mit dem Schweizer Botschafter Jacques Pitteloud.
Der 58-jährige Diplomat, der seit 2019 in Washington stationiert ist, bemerkte den ungebetenen Besucher und versuchte ihn eigenhändig am Eindringen zu hindern. Herbeigerufene Sicherheitsmitarbeiter und amerikanische Geheimdienstagenten eilten Pitteloud zu Hilfe und führten den verwirrten Mann ab. Gegen ihn wurde ein Verfahren wegen Angriffs auf einen ausländischen Beamten eröffnet.
Die Schweizer Botschaft liess derweil verlauten, dass bei dem Vorfall «weder der Botschafter noch sonst jemand zu Schaden gekommen» sei. Für Aufsehen aber sorgte der ungebetene Gast in der helvetischen Botschaftsresidenz allemal. Von «Fox News» über «CNN» bis zur «Washington Post» berichteten zahlreiche amerikanische Medien über den Vorfall.
Die «Washington Post» erreichte gar die Mutter von Christian Mandeville. Sie versicherte der Zeitung:
Er habe einfach unbedingt in die Schweiz reisen wollen, weil das doch ein so guter Ort zum leben sei. (aargauerzeitung.ch)