Die Gemeindeversammlung (hier in Vals): Hier wird in der Schweiz nicht selten über Einbürgerungen bestimmt.
Bild: KEYSTONE
02.12.2015, 18:1503.12.2015, 06:54
Zwei negative Einbürgerungsentscheide im Kanton Aargau, beide von Gemeindeversammlungen gefällt, erregen zurzeit die Gemüter. Wir haben die wichtigsten Reaktionen gesammelt und möchten wissen, was du von der Debatte hältst.
In Dintikon wurde der albanisch-stämmigen Familie Iseini aus Mazedonien die Einbürgerung verwehrt – ohne Begründung der Gemeindeversammlung. Dabei lebt Haki Iseini (35) mit seiner Familie schon seit 8 Jahren in Dintikon, arbeitet und ist integriert.
Gleichzeitig hat die Gemeindeversammlung von Gipf-Oberfrick die Einbürgerung der Holländerin Nancy Holten abgelehnt. Holten hatte sich für die Abschaffung des morgendlichen Kirchengeläuts oder der Kuhglocken, gegen Tiere im Zirkus und für vegane Ernährung eingesetzt. Holten kam vor 30 Jahren als Kind in die Schweiz.
Wir spielen jetzt ein kleines Einbürgerungs-Spiel
Und das geht so: Wir lassen die Meinungen der watson-User zu verschiedenen Aspekten der Einbürgerung aufeinanderprallen, und fragen jedes Mal, was du davon hältst.
Zum Schluss kannst du noch den ultimativen watson-Einbürgerungs-Test machen und beweisen, dass du ein guter Schweizer bist oder wärst ...
Los geht's.
Es geht um «Inländer» und «Ausländer». Macht diese Unterscheidung überhaupt Sinn?
Oder hat Userin Rhabarber Recht:
«Geht es eigentlich nie in eure Schädel rein, dass es in Europa keine ‹Einheimischen› gibt? Alles Zugewanderte. Nur der Faktor Zeit macht den Unterschied zwischen Ausländern und Inländern.»
Rhabarber
Ist die Gemeindeversammlung die richtige Instanz für Einbürgerungen?
«Wieso soll man über eine Einbürgerung abstimmen, wenn man jemanden nicht ablehnen kann?»
gatesno
«Ein Einbürgerungsgesuch sollte sachlich von einer Kommission bearbeitet werden und nicht von einer evtl. emotionalen Dorfgemeinschaft.»
Liberal Fighter
Oder ist die Gemeindeversammlung die ehrlichere Variante?
«Ich würde aber sagen dass in einem Dorf, wo jeder jeden kennt, die Einbürgerung ehrlicher ist. Weil positive und negative Aspekte höher gewichtet werden. Bedeutet aber auch, dass sich die Ausländer mehr anstrengen müssen.»
poga
Sind Städter die toleranteren Menschen, wenn es um Einbürgerungen geht?
«Städter wie ich, die längst herausgefunden haben, dass Ausländer alles andere als bedrohlich sind, finden Bewohner, die so entscheiden, als bedrohlich. Dintikon? – Never ever!»
philgrum
«In kleinen Gemeinden schaut man schon, wer da daherkommt. Für Zürcher Verhältnisse natürlich nicht nachvollziehbar, da man ganz anderes gewohnt ist.»
Christian Grey
«Am besten lässt man sich als Ausländer in einer grösseren Stadt nieder und lässt sich auch dort einbürgern. Da ist ja im Normalfall eine Einbürgerungskommission dafür zuständig. In kleinen Käffern gibt es einfach zu viele ausländerfeindliche Bünzlis.»
Grufti
Darf man Einbürgerungswillige wegen ihrer persönlichen Überzeugung «abstrafen»?
Die Holländerin Nancy Holten hatte sich wiederholt für ein Kuhglockenverbot und gegen das Kirchengeläut der Gemeinde stark gemacht. Für viele ist klar, dass sie mit dem negativen Einbürgerungsentscheid der Gemeinde Gipf-Oberfrick quasi die Quittung für ihre Vorstösse bekommen hat.
«Ist ja auch naiv von ihr, zu glauben, sie könne aufs Land ziehen, die Einwohnerschaft umerziehen, damit sie sich wohl fühlt, und anschliessend davon ausgehen, man würde sie mit offenen Armen in die Gemeinschaft aufnehmen. Von daher, selber schuld.»
WTF?!?!
«Tja, wer sich als Ausländer so blöd gegen unsere Werte stellt, muss sich über eine solche Abfuhr nicht wundern ... In den Augen anderer mögen wir Fricktaler vielleicht ein komisches Volk sein – trotzdem haben wir unseren Stolz. In meinen Augen hat's die echt verdient!»
Horst Hüpfknete
«Es gibt keinen Grund jemandem die Einbürgerung zu verweigern, nur weil einem persönlich dessen Kommunikationsstil und dessen Anliegen und Meinungen nicht in den Kram passen. Die Frau wurde ja nicht kriminell und hat gegen kein Gesetz verstossen.»
Rendel
«Aber die Forderung nach einem Kuhglockenverbot kann doch kein Hauptgrund sein, jemandem die Einbürgerung zu verweigern. Man stelle sich vor, jemand würde so was (Kuhglockenverbot) in einer Stadt fordern, dann halt. Aber der Pass gilt für das ganze Land, nicht nur für ein Dorf. Oder eine Stadt.»
Ursula Schüpbach
Was glaubst du: Würdest du selber in der Schweiz eingebürgert?
«Ich bin froh, als Schweizer geboren zu sein, denn wenn ich eingebürgert werden müsste, würde ich ebenfalls nicht daran glauben, dass dies angenommen würde.»
Sa.Set
Schweizer Traditionen – was ist das für dich?
«Die Schweiz, ihre Kultur und ihre Werte werden genau von solchen Leuten kaputt gemacht. Wenn ich in ein anderes Land ziehe, dann akzeptiere ich die Bräuche und die Gepflogenheiten dieses Landes, auch wenn sie mir nicht in den Kram passen.»
Sille
«Ich sage, durch Zuzug entstehen neue Traditionen. Die Welt ist dem Wandel unterworfen. Altes geht, Neues kommt. Die meisten Menschen möchten aber den Status Quo erhalten und wehren sich gegen jede Veränderung.»
Sa.Set
Was bedeutet der (Schweizer) Pass überhaupt?
«Haki Iseini kann meinen Pass haben. Dieser Pass ist nicht mal mehr eine Rolle WC-Papier wert.»
Caturix
(egg)
Und jetzt bist du dran: Bist du ein guter Schweizer? Beweise es im Test!
Versuch dich mal an den folgenden Fragen aus den unterschiedlichen Einbürgerungstests. Wer weniger als 9 (von 10) Punkten hat, wird ausgebürgert!
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Bei der Holten kann ich nur sagen, dass es logisch war. Ich versteh sowieso nicht, wieso sie nicht umzieht, wenns ihr dort nicht passt.
Ganz blöde Frage, ihr werft wohl gerne alle in den gleichen Topf??