Drei Wochen lang stellte das US-Aussenministerium keine Visa aus. Grund: Wegen einer IT-Panne konnten seit dem 9. Juni keine Fingerabdrücke und Fotografien verarbeitet werden. Auch das Backup-System versagte. Dann am Samstag die frohe Kunde auf Facebook: Alles funktioniert wieder und die konsularischen Mitarbeiter überall auf der Welt schieben Überstunden, um den Visa-Rückstau abzubauen.
June 26 Systems Update: Greetings, as of today, all visa-issuing embassies and consulates are back online. We are...
Posted by U.S. Department of State: Consular Affairs on Friday, June 26, 2015
Touristen aus der Schweiz waren von der Panne kaum betroffen, da sie für bis zu drei Monate visumsfrei in die USA einreisen können. Wer hingegen ein Arbeitsvisum braucht und dieses im Juni beantragte, hat ein Problem. Eine von ihnen ist die Schweizerin Eszter Boros (30), die als Wissenschaflerin an der renommierten Harvard Medical School forscht.
Sie wollte ihr Visum verlängern, was sie zwingenderweise auf der US-Botschaft in Bern tun muss. Am 11. Juni erschien sie zum Interview, ihren Rückflug nach Boston hatte sie für den 21. gebucht. Knapp eine Woche nach dem Botschaftstermin erfuhr sie von der Panne und dass ihr Visum vorerst nicht ausgestellt werden kann. «Ich musste meinen Flug umbuchen, ohne irgendwelche Informationen von der US-Botschaft, wann mein Visum ausgestellt wird», sagt Boros gegenüber watson.
Am Freitag schöpfte Boros Hoffnung: Der Online-Status ihres Antrags hatte von «in Bearbeitung» in «ausgestellt» gewechselt. Blieb nur noch, den Pass auf der US-Botschaft in Bern abzuholen. Leider erreichte sie dort niemanden mehr – auch nicht am Wochenende, trotz der angeblichen Überstunden. «Als ich am Samstag anrief, waren nur die Sicherheitsleute da und liessen mich wissen, dass niemand zur Arbeit erschienen war», so die Schweizerin.
Heute Montag kommt endlich der lang ersehnte Rückruf, der Pass liegt zum Abholen bereit: «Der Dame war es extrem unangenehm, sie hat auch zugegeben, dass mein Pass seit Freitag samt Visum in der Botschaft rumgelegen ist», sagt Boros.
Die Panne kommt die Schweizerin teuer zu stehen: «In den USA bekommt man nur drei Wochen im Jahr frei. Damit haben sich meine Ferien für dieses Jahr natürlich erledigt.»
Laut der US-Botschaft in Bern hat sich die Situation «stabilisiert». «Wir gehen davon aus, dass wir bis Ende Woche wieder alle Anträge innert der normalen fünf Arbeitstage erledigen können», sagt eine Sprecherin auf Anfrage von watson. Für dringende Anträge stehe ein separates Online-Formular bereit.