23.05.2024, 18:5826.05.2024, 15:25
Eine watson-Leserin staunte Ende April nicht schlecht, als sie in der Migros am Limmatplatz in Zürich diesem Regal gegenüberstand:
INKONTINENZ. Und dann: Binden und Tampons so weit das Auge reicht.Bild: zvg
In Grossbuchstaben prangt dort die Überschrift «Inkontinenz». Im Regal darunter stehen: Binden, Tampons, Intimseife, Periodentassen und Periodenunterwäsche. Produkte, die mit Inkontinenz nichts zu tun haben.
Auch auf der linken Seite vom Regal hat es noch mehr Periodenprodukte.Bild: zvg
Bei Inkontinenz handelt es sich um eine Blasenschwäche, wie das Universitätsspital Zürich ausführt:
«Bei einer Inkontinenz können Betroffene die Entleerung der Blase nicht mehr kontrollieren. Es kommt zu einem unwillkürlichen Harnverlust.»
Natürlich kann bei Inkontinenz eine Binde getragen werden, ein Tampon ist gegen Blasenschwäche allerdings herzlich nutzlos. Zudem sind die Produkte in der Mitte des Regals klar als Periodenprodukte gezeichnet.
Wie war das noch mal genau mit Tampons und Pinkeln?
Video: watson/Aya Baalbaki
Wo sind denn die Inkontinenzprodukte?
Die Inkontinenzprodukte sind auf den ersten Blick nicht sofort erkennbar, da sie in ihrer Aufmachung stark den gewöhnlichen Binden gleichen. Sie befinden sich angrenzend an die Periodenprodukte:
Die Inkontinenzprodukte stehen rechts der gestrichelten Linie.Bild: zvg
Weitere Inkontinenzprodukte finden sich noch andernorts im Laden. Dort werden sie allerdings geschlechtsneutraler vermarktet und sind auch erst nach genauem Hinschauen als Inkontinenzprodukte erkennbar.
Ohne die grosse Inkontinenz-Überschrift und durch die neutrale Verpackung, kann man hier «anonymer» Inkontinenz-Produkte kaufen.Bild: zvg
Die Migros nimmt Stellung
Auf Anfrage von watson erklärt die Mediensprecherin der Migros die irreführende Überschrift:
«Aufgrund von Flächenumstellungen in der Filiale kam es hier zu einer Verschiebung am Regal. Die Sortiments-Überschrift am Regal wurde hier noch nicht angepasst.»
Sie betont:
Selbstverständlich ist Monatshygiene weiterhin eine separate Kategorie (Binden, Tampons etc.) und nicht gleichzusetzen mit Inkontinenz.
Wann die Sortiments-Überschrift am Regal angepasst werden soll, schrieb die Mediensprecherin nicht.
Zwei Wochen nach der Anfrage bot sich in der Migros am Limmatplatz noch immer dasselbe Bild, weshalb watson nochmals nachhakte. Die Mediensprecherin wiederholte sich:
«Hygieneprodukte werden nach wie vor nicht unter Inkontinenz geführt, Monatshygiene bleibt selbstverständlich eine separate Kategorie.»
Die Umstellung der Sortiments-Überschrift am Regal werde folglich noch vorgenommen, heisst es in der Stellungnahme weiter. Eilig schien es die Migros damit allerdings nicht zu haben. Vergangene Woche schrieb sie:
«Ein genauer Zeitpunkt ist Stand heute nicht definiert.»
watson-Userin hat kein Verständnis
Auch heute, eine Woche nach der Stellungnahme, stehen die Produkte noch immer unter der grossen Inkontinenzüberschrift.
Die watson-Leserin glaubt nicht an die geplante Änderung der Sortiments-Überschrift:
«Es ist ganz klar: Sie wollen es einfach nicht beim Namen nennen.»
Sie findet auch, dass die Überschrift eine verzerrte Realität darstellt:
«Periodenprodukte werden monatlich von der Hälfte der Bevölkerung zwischen 14 und 50 Jahren gebraucht. Ich bezweifle, dass Inkontinenzprodukte die grössere Kategorie darstellen.»
Dass die Migros so offen mit dem Thema Inkontinenz umgehe, sei ja zu begrüssen, so die watson-Leserin weiter. Es wäre allerdings ebenso wünschenswert und wichtig, Periodenprodukte als eigene Kategorie im Sortiment zu deklarieren. Denn:
«Es fühlt sich nicht richtig an, als Frau beim Inkontinenzregal Periodenprodukte kaufen zu müssen.»
(saw)
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