Die neue Migros Supermarkt AG setzt, wie angekündigt, zum Kahlschlag an: von den 1500 angekündigten Stellenkürzungen, wurden heute 150 in die Tat umgesetzt, 100 weitere erhalten eine Änderungskündigung. Vom Abbau betroffen sind laut Mitteilung Mitarbeitende am Migros-Hauptsitz am Limmatplatz in Zürich. Dort sind vor allem Verwaltungsstellen untergebracht, unter anderem das Marketing oder der Einkauf.
Grünen-Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber, die Mitglied beim Präsidialrat des SGB ist, geht hart mit der Migros ins Gericht.
watson: Frau Prelicz-Huber, die Migros hat am Dienstag den Abbau von 150 Vollzeitstellen am Migros-Hauptsitz am Limmatplatz bekannt gegeben. Was hat das in Ihnen ausgelöst?
Katharina Prelicz-Huber: Mich hat das sehr betroffen gemacht. Ich kann es auch nicht wirklich nachvollziehen. Die Migros hat Gewinn – und zudem nicht die tollsten Arbeitsbedingungen, was im Detailhandel aber ein grundsätzliches Problem ist. Mich hat es einfach erschüttert, dass wir jetzt auch in der Migros – die eigentlich ein Genossenschaftsbetrieb sein sollte – voll in der Gewinnmaximierungs-Spirale drin sind, wie alle anderen auch. Der Hintergrund der Migros war einst «von den Kleinen für die Kleinen».
Wie konnte das passieren?
Die Migros wendet sich für mich einfach immer mehr von den Ideen ab, wie sie der Gründer einst wollte. Sie ist mittlerweile einfach ein ganz normaler gewinnorientierter und gewinnmaximierender Betrieb, der von seinen Gewinnzahlen vom letzten Jahr ausgeht. Die Zahlen müssen einfach immer höher sein und wenn sie das nicht sind, dann redet man über Schwierigkeiten.
Was ist schiefgegangen?
Die Migros expandierte und dachte, sie müsse die halbe Welt kaufen, merkte dann aber, dass das doch nicht ganz so einfach ist. Diese Allmachtsfantasien, «wir werden die Besten und die Grössten und sonst kürzen wir einfach schnell», führen weg vom sozialen Gewissen. Also einfach eine grosse Enttäuschung.
Was hätte Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler dazu gesagt?
Gottlieb Duttweiler dreht sich im Grab um. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ‹Dutti› je geglaubt hätte, dass die Migros zu dem wird, was sie jetzt ist. Sie zeichnet sich nicht mehr durch die Ideen von damals aus.
Zum Beispiel?
Es ist nicht so, dass die Migros der billigste Laden wäre. Dabei geht es mir auch gar nicht darum, dass alles nur noch billig sein muss – ich bin eine Grüne, ich hätte da gerne Qualität, ich hätte gerne Bio. Aber es gehört dazu, dass man sich um die Leute kümmert und sie nicht einfach entlässt, weil gerade die Marge nicht so super stimmt. Das finde ich enttäuschend.
Was wünschen Sie sich für die Mitarbeitenden bei der Migros?
Ich hoffe, dass es jetzt wenigstens einen guten Sozialplan gibt. Aber das ist nicht die Lösung für die Leute – sie brauchen einen Job, sie müssen überleben können. Und wenn man Möglichkeiten hat, dann soll man allen anständige Löhne zahlen. Auch bei der Migros ist es mittlerweile so. Der Chef verdient extrem gut. Dafür könnte er einige Angestellte behalten, statt sie zu entlassen. Es stimmt einfach nicht.
Was hätte man Ihrer Meinung unternehmen sollen?
Zusammensitzen, hinschauen und sich überlegen, wie man die Arbeitsplätze erhalten kann. Das wäre für mich gut. Dafür müssten sie aber mit offenen Karten spielen, transparent sein und nicht bloss halbe Zahlen veröffentlichen. Ich weiss es ja nicht, vielleicht haben sie echt ein Problem. Dann hätte es mich auch weniger gestört. Ich habe bisher einfach nur Gewinnzahlen gehört. Darum weiss ich auch nicht, was ich daran so toll finden soll.
Es ist nie schön Leute entlassen zu müssen. Die Fachmärkte aber schreiben schon längst Verluste und auch der Apparat der Supermarkt AG ist aufgebläht. Der Gewinn der Migros stammt aus dem Devisengeschäft der Migrosbank.
Es ist schmerzhaft für alle Entlassenen aber besser jetzt reagieren anstatt abzuwarten und mehr Industrien/Fachmärkte dicht zu machen.
Die Migros hat 100'000 Angestellte, 150 Fachspezialisten müssen den Hut nehmen. Jedes KMU in der Schweiz hat ein höhere Entlassungsrate.
Bei Roche waren es 400
Bei Novartis waren es 1200
Bei der UBS sind es 20'000
Bei Google sind es 5'000
Nirgends gibts solche Sozialpläne wie bei der Migros.
Aber DA hat Frau Prelicz nicht zu Wort gemeldet. Weil das Schweizer 2. Klasse sind? Ich finds ungeheuerlich!!
Manchmal wünsche ich mir, dass auch die Gewerkschaften ein wenig seriöser argumentieren.