Noch einmal haben sie im alten Jahr zugeschlagen. Am letzten Sonntag, kurz vor 3 Uhr, haben unbekannte Täter einen Bancomaten in Zizers in die Luft gejagt. Es sei Bargeld entwendet worden und erheblicher Sachschaden entstanden, teilte die Bündner Kantonspolizei mit. Unter der Leitung der Bundesanwaltschaft – sie ist für Sprengstoffdelikte zuständig -haben das Bundesamt für Polizei (Fedpol) und die Kantonspolizei Graubünden Ermittlungen aufgenommen.
Seit 2018 geraten Bancomaten in der Schweiz vermehrt ins Visier von Kriminellen. 2022 registrierte das Fedpol mit 57 Angriffen einen Höchststand. Im Jahr darauf entspannte sich die Lage (32 Angriffe) etwas, ehe sie sich 2024 (48 Angriffe) wieder zuspitzte. Die Täter operieren mit Sprengstoff oder versuchen, die Bancomaten mit Gas zu sprengen. Auch brechen sie die Geräte auf, reissen Geldkassetten mit einem Seil heraus oder manipulieren die Software, damit der Bancomat Noten ausspuckt.
Der Fall in Zizers steht stellvertretend für eine beunruhigende Entwicklung: Im letzten Jahr wurden in der Schweiz 28 Bancomaten mit Sprengstoff attackiert – so viele wie noch nie. Diese Art von modernem Bankraub ist besonders gefährlich, weil herumfliegende Teile unbeteiligte Passanten treffen können. Zum Teil befinden sich die Bancomaten in Gebäuden mit Wohnungen.
Im Durchschnitt wird in der Schweiz praktisch jede Woche ein Bancomat angegriffen. Das beunruhigt die Politik. «Die Statistik zeigt, dass wir nicht imstande sind, dieses Phänomen einzudämmen», sagte Nationalrat Olivier Feller (FDP, VD) während der Herbstsession. Dabei liege eine Lösung auf dem Tisch: Man müsse die Bancomaten nur mit einer Diebstahlsicherung ausstatten, namentlich mit Tinte, welche die Geldscheine bei einer Explosion automatisch besprühe und so unbrauchbar mache. «Mehrere Länder wie Irland, Belgien, Frankreich und Schweden haben eine solche Pflicht mit Erfolg eingeführt.»
Der Nationalrat hiess ein Postulat Fellers mit 146 zu 36 Stimmen gut. Darin verlangt er bessere Abwehrmassnahmen gegen die Bancomatensprenger. Justizminister Beat Jans argumentierte, es gebe nicht nur eine Massnahme zur Erhöhung der Sicherheit. Deshalb setze das Fedpol den präventiven Dialog mit Akteuren wie Banken, Bancomatbetreibern oder Kantonalpolizeien fort, um gemeinsam «best practices» zu entwickeln. Es gebe positive Tendenzen, deshalb lehne der Bundesrat Fellers Vorstoss ab.
Von solchen positiven Tendenzen berichtete das Fedpol kürzlich auf der Plattform Linkedin. So konnten die Täter 2024 in weniger als der Hälfte der Angriffe tatsächlich Bargeld stehlen. Und im September gelang dem Fedpol in Kooperation mit Frankreich und Deutschland einer der grössten Ermittlungserfolge gegen die Bancomatensprenger. Die französische Polizei verhaftete 13 Männer, die in den Monaten zuvor in Frankreich, Deutschland und in der Schweiz mutmasslich Dutzende Bancomaten gesprengt und Geld im Wert von mehreren hunderttausend Franken erbeutet hatten.
Der Hauptsitz der Bande befindet sich in den Niederlanden. Von dort aus operieren kriminelle Netzwerke, die Täter haben meistens einen marokkanischen Migrationshintergrund. Solche Gruppen und rumänische Banden sind für die meisten Sprengstoffattacken in der Schweiz verantwortlich.
Laut dem Fedpol gehen die Täter immer skrupelloser vor und setzen immer mehr Sprengstoff ein. Die Angriffe dauern nur wenige Minuten und werden von drei bis vier Personen ausgeübt. Bisherige Ermittlungen deuten darauf hin, dass diese Fachkräfte des Verbrechens im Ausland Räume mieten, quasi als Logistikbasis, und dann in gestohlenen Autos die Grenze überqueren: Sie kommen, sie sprengen und verschwinden blitzschnell.
Untätig bleiben die Banken nicht. Einige setzen teilweise bereits jetzt auf sogenannte Raubstoppfarbe, sichern die Bancomaten durch Schutzrollläden besser ab oder deponieren darin weniger Bargeld. Im Mai schlossen die Kantonalbanken von Neuenburg und Jura nach einer Angriffsserie kurzerhand mehrere meist in der Peripherie gelegene Bancomaten. Gleichwohl scheint die Schweiz für die Bancomatensprenger ein lohnenswertes Ziel zu sein. Das Fedpol nennt die Kleinräumigkeit des Landes und das dichte Netz an Bancomaten als mögliche Gründe. (aargauerzeitung.ch)
Klar, darum lasst uns einfach eine Sinnvolle, verhältnismässig einfache und anderswo erfolgreiche Schutzmassnahme erstmal ignorieren und die Lage weiter beobachten 🤦🏼♂️
Es scheint fast so, als habe man gar kein Interesse daran, etwas zu ändern - auch bei den Banken nicht. Laut jammern, aber irgendwas ändern dann doch nicht. So schlimm kann es dann ja nicht sein!
Es gibt ein gaaaaanz einfaches Mittel: Die Versicherungen zahlen nur noch, wenn der Automat gesichert wurde.
Das Geschäft der Räuber würde sofort zum erliegen kommen. Tout de suite.