Schweiz
Wahlen 2023

Daten-Panne beim BFS: So reagieren Medien, Parteien und Analysten

«Bananenrepublik»: So reagieren Medien, Parteien und Analysten auf die BFS-Datenpanne

26.10.2023, 06:4326.10.2023, 13:25
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Der Bund hat am Sonntag falsche Parteistärken bei den Nationalratswahlen publiziert. Das wurde bei Qualitätskontrollen festgestellt. Die Korrektur hat keine Auswirkungen auf die Verteilung der Sitze und die gewählten Nationalrätinnen und Nationalräte.

Während die Panne durchaus hohe Wellen schlug, fallen die Reaktionen ziemlich unterschiedlich aus. Für einige hat gleich die Demokratie im Lande einen Schaden genommen, andere sind «irritiert» – und wieder andere nehmen es mit Humor.

Eine kleine Sammlung an Reaktionen:

Medien

Die Schweizer Presse hat den Berechnungsfehler des Bundesamts für Statistik (BFS) als Blamage, Debakel und Fiasko bezeichnet. Bei der Auszählung der Wahldaten stehe das Vertrauen in die Demokratie auf dem Spiel, hiess es am Donnerstag in den Kommentarspalten.

«Peinlich!» steht auf der «Blick»-Titelseite vom Donnerstag. Ganz in «Blick»-Manier hat die Zeitung den Berechnungsfehler des BFS in einem Wort zusammengefasst. Auch andere Zeitungen fanden deutliche Worte.

«Tagesanzeiger»

«Das Debakel muss Folgen haben»

Der Berechnungsfehler des Bundesamts für Statistik schade dem Vertrauen in die Demokratie, meint man beim «Tagi». Er weise aber auch auf grundlegende Mängel hin, die «weit über das Amt» hinausgehen: In Zeiten der Digitalisierung sollte der Bund nicht auf die föderalistische Vielfalt setzen, so der Autor. Und weiter: «Das aktuelle Berechnungsdebakel und die Erfahrungen während der Pandemie sollten reichen, damit der Bund überall über die Bücher geht.»

NZZ

«Der Bund macht bei Datenpannen gerne den Föderalismus zum Sündenbock. Doch das Problem geht tiefer – und bedroht das Vertrauen in die Demokratie»

«Alles falsch, Makulatur, für den Papierkorb», schreibt die «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ). Das Bundesamt für Statistik (BfS) blamiere sich mit der Errechnung von falschen Wahlergebnissen.

Erste Hinweise auf falsche Wahldaten gab es laut der Zeitung bereits am Wahlsonntag. Diverse Redaktionen hätten das BFS rasch auf die Fehler aufmerksam gemacht. Schuld seien die Kantone, habe es aus dem BFS geheissen. Man sei daran, die Fehler zu korrigieren.

«Weltwoche»

«Fake News von Bersets Statistik-Amt: Die Wahlresultate am Sonntagabend waren falsch, gesteht der Bund. Und wer sagt uns, dass die neu kommunizierten Ergebnisse nun tatsächlich stimmen?»

Bei der rechtsgerichteten «Weltwoche» darf das Schlagwort nicht fehlen: «Bananenrepublik». Der Autor fragt sich dabei: «Kann man sich eigentlich als Staat lächerlicher machen als mit Fehlern beim Berechnen der Wahlergebnisse?» Und: «Sind wir langsam auf dem Weg, eine Bananenrepublik zu werden?»

Experten

Der Politologe Hermann sieht durchaus Vorteile der Verrechnung des BFS: Durch den Fehler seien die Umfragen genauer gewesen als die amtlich publizierten Schlussresultate.

Polit-Analyst Mark Balsiger macht sich Sorgen im Hinblick auf das Vertrauen in ein mögliches e-Voting-System.

Parteien und Politiker:innen

Cédric Wermuth (SP) lobt die Kontrollmechanismen:

Andrea Caroni (FDP): «Kolossale Fehlleistung»

FDP-Vize Andrea Caroni sagt gegenüber dem «Blick»: «Die wichtigsten Zahlen der Legislatur zu verhauen, ist eine kolossale Fehlleistung des BfS.» Er freue sich aber sehr, ist die FDP weiterhin auf Platz 3.

Balthasar Glättli (Grüne) sagt's mit einem Meme:

Gerhard Pfister (Mitte) bleibt fröhlich:

Parteipräsident Gerhard Pfister sagte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, das Resultat liege immer noch über jenem der Einzelparteien CVP und BDP vor der Fusion.

Die von ihm am Dienstag gemachte Aussage zur Zusammensetzung des Bundesrats sieht Pfister nicht als erledigt an. Über die Zauberformel müsse man weiter diskutieren. Er habe die FDP und die SVP in seinem Interview mit CH Media lediglich an deren eigene Logik erinnern wollen, wonach die drei stärksten Parteien Anspruch auf zwei Bundesratssitze haben. Diese Logik sei nie die der Mitte gewesen.

Bonus: Reaktionen mit Humor

Ein durchaus fairer Einwand von Komiker Deville:

Ein kleiner Witz für zwischendurch:

Mike Müller und das Wunschszenario, das sich jetzt aufdrängt:

SRF-Moderator Sandro Brotz hat Angst um die Glaubwürdigkeit seiner Präsidentenrunde:

(lak)

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54 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rikki-Tiki-Tavi
26.10.2023 06:57registriert April 2020
Sicher unschön. Der ganze Aufschrei empfinde ich als noch unschöner. Sie haben den Fehler gemacht, festgestellt, korrigiert, kommuniziert. Und jetzt analysieren sie hoffentlich, wie sie ihn inskünftig vermeiden.
Das ganze Tamtam jetzt zeugt sodann nicht gerade von einer gesunden Fehlerkultur sondern sagt viel darüber aus, mit welchem Mindset viele von uns offenbar immer noch unterwegs sind.
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DerTaran
26.10.2023 07:08registriert Oktober 2015
Ich finde es eigentlich gut, dass man den Fehler gefunden und korrigiert hat.

Unschön ja, aber am Ende auch beruhigend.
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Mocking Bert
26.10.2023 07:41registriert Februar 2022
Meine Güte was für ein Theater.

Fehler passiert, Fehler behoben, Fehler kommuniziert.

Ente gut, alles gut.

Es ist nur eine Satistik. Die Weltwoche hat doch nur ein Problem damit, dass das SVP REsultat nach unten korrigiert wurde. Sieht halt nicht mehr so schön aus.
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