Gestern Mittwoch verschüttete ein enormer Murgang verbunden mit einem Gletscherabbruch das evakuierte Walliser Dorf Blatten im Lötschental. Ein Grossteil der Häuser wurde zerstört. Im Tal staut nun ein Damm den Fluss Lonza. Und das birgt weitere Gefahren, wie Flavio Anselmetti, Professor für Quartärgeologie und Paläoklimatologie am Geologischen Institut der Universität Bern gegenüber SRF erklärt.
Was sich am Mittwoch ereignete – ein Bergsturz, der einen Gletscherabbruch verursacht, könnte sich nun weiter unten im Lötschental fortsetzen. Sollte sich die Lonza bis an die Oberkante des Dammes stauen – und dort übertreten, würde sich das Wasser ins dort liegende Gemisch aus Eis und Geröll fressen. Dies könnte den Damm destabilisieren, so Anselmetti.
Die Folgen davon sind unberechenbar. Im schlimmsten Fall könnten Teile des Dammes einstürzen und grosse Flutwellen auslösen – oder die Geröllmassen könnten gar selbst ins Tal transportiert werden. Dies könnte zur Gefahr werden für die Dörfer unterhalb von Blatten.
Am nächsten am verschütteten Dorf liegt Wiler (Lötschen) mit über 500 Einwohnern. Dort wurden bereits einige Häuser evakuiert. Genauso wie in Kippel. Der Hauptort des Lötschentals hat wie früher Blatten ungefähr 300 Einwohner. Noch etwas weiter talwärts befindet sich mit etwa 250 Einwohnern Ferden.
Ob über Blatten beim Nesthorn bereits sämtliches Material abgebrochen und ins Tal hinuntergekommen ist, darüber will der Experte nicht spekulieren. Geologen vor Ort werden die Situation in den nächsten Tagen und Wochen prüfen müssen. Bis dahin bleibt die Lage weiter angespannt.
(tog)