WEF-Direktor Alois Zwinggi geht wegen den geringen Besucherzahlen am diesjährigen Open Forum davon aus, dass die Anlässe «sehr wahrscheinlich» sabotiert wurden. Ursprünglich sollte das Forum wegen Morddrohungen ganz abgesagt werden. Es sei sehr schade, dass das gewünschte Publikum nicht erreicht werden konnte.
Für die Veranstaltungen am Open Forum mussten sich Interessierte vorab online registrieren. «Teilweise waren die Anlässe bis zu 70 Prozent ausgebucht», sagte Alois Zwinggi, Direktor des Weltwirtschaftsforums (WEF) im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Mittwoch. Tatsächlich waren die Referate aber kaum besucht worden. Zwinggi geht davon aus, dass die Veranstaltungen gezielt «von gewissen Kreisen» sabotiert worden sind, damit dann «alles leer aussehe».
Ob diese mögliche Sabotage von den gleichen Absendern von Morddrohungen ausgehe, die im Vorfeld bei diversen Mitarbeitenden des Forum eingegangen seien, könne nur spekuliert werden, so Zwinggi weiter.
Ende November hatte der Direktor bekanntgegeben, dass das Open Forum im Januar wegen dieser Drohungen nicht stattfinde. Mit der coronabedingten Verschiebung des WEF habe man aber entsprechende Sicherheitsvorkehrungen getroffen. «Ich habe mich sehr sicher gefühlt», sagte er.
Man werde nun die Ungereimtheiten mit den Besucherzahlen am Open Forum genau analysieren und allenfalls entsprechende organisatorische Änderungen vornehmen. Es sei jedoch bereits klar, dass das Open Forum am nächsten WEF im Januar 2023 wieder stattfinden werde.
Das Format fand das erste Mal 2003 statt, nachdem Kritik laut wurde, dass das WEF sich hinter verschlossenen Türen abspielen würde und Normalbürger nichts von den Diskussionen mitbekämen.
Sowohl beim übergeordneten Thema des WEF «History at a turning Point» als auch in Davos selber war in diesem Jahr die Ukraine stark vertreten. «Wir wollten gezielt die ukrainische Delegation mit den traditionellen WEF-Teilnehmenden zusammenbringen, um bereits heute zu besprechen, wie Unternehmen die humanitäre Krise im Kriegsland unterstützen können», erklärte Zwinggi.
Auch der Wiederaufbau sei vielerorts bereits Thema gewesen. Zwinggi verstand das WEF in diesem Zusammenhang auch als «Brückenbauer für die Wiederaufbaukonferenz Anfang Juli in Lugano».
Bundespräsident Ignazio Cassis traf sich auch mit dem ukrainischen Aussenminister Dmytro Kuleba am Dienstag in Davos, um die letzten Vorbereitungen für die Tessiner Konferenz zu besprechen. Dabei erhofft sich Cassis unter den Teilnehmenden viele Staatschefs und Aussenminister, wie er im Anschluss an das Treffen vor den Medien sagte. Die Konferenz dient auch zur Klärung der Frage, wie viel Geld von den internationalen Partnern für den Wiederaufbau der Ukraine gesprochen wird.
Neben der Ukraine war das Klima das zweite grosse Thema am WEF. Dabei sei der Anlass seitens des WEF «klimaneutral», sagte Zwinggi. «Aber natürlich passiert in Davos nicht alles unter unserer Kontrolle.»
So stehen nach wie vor viele Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren im Einsatz, um etwa ausländische Delegationen zu befördern. «Wir können Regierungsdelegationen aber selbstverständlich keine Vorschriften machen, wie sie sich in der Schweiz zu bewegen haben», erklärte der Direktor weiter. Aber man sehe die Problematik.
Vorwürfe von Klimademonstrierenden, das WEF fördere «Greenwashing» und die «Klimaneutralität sei ein PR-Gag» wies Zwinggi klar zurück. «Die Herausforderungen rund ums Klima sind uns extrem wichtig», sagte er. Man wolle sich stetig verbessern.
So auch beim nächsten WEF, das am 16. Januar 2023 eröffnet werden soll. Anders als in diesem Jahr soll das Forum wieder in der dritten Jahreswoche stattfinden, weil da die Agenden der Staats- und Regierungschefs noch nicht voll seien, so Zwinggi. Auch sei der Schnee in diesem Jahr vor allem von der indischen Delegation sehr vermisst worden. (aeg/sda)