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QR-Rechnung: Die wichtigsten Infos vor der Umstellung

Ab jetzt gibt es nur noch QR-Rechnungen – höchste Zeit, dass du das hier liest

Die QR-Rechnung wird zum neuen Standard im E-Banking. Wer noch alte Einzahlungsscheine verwendet, muss vielleicht sofort handeln.
30.09.2022, 09:0301.10.2022, 07:08
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Rechnungen zahlen macht selten Spass. Das ist kein Geheimnis. Über 110 Jahre lang haben wir das mit roten, orangen, blauen oder grünen Einzahlungsscheinen getan. Wir haben uns durch die Zeit gequält, als man noch die Zahlungsdaten händisch ins E-Banking eintippen musste. Und wir haben uns alle gefreut, als Banken und die Post vernünftige Smartphone-Apps herausbrachten, mit denen Einzahlungsscheine einfach eingescannt werden können.

Mit diesen Einzahlungsscheinen ist dieses Wochenende Schluss: Sie werden durch eine neue Technik abgelöst – den sogenannten QR-Rechnungen, die viele Vor- und gewisse Nachteile mit sich bringen. Wir erklären euch die wichtigsten Punkte dazu, damit ihr deshalb nicht Mahnungen erhält.

Was ist eine QR-Rechnung?

Die QR-Rechnung ist der neue Einzahlungsschein im Schweizer Zahlungsverkehr, welcher am 30. September 2022 die alten roten und orangen Einzahlungsscheine ablöst. Der Code enthält alle relevanten Informationen, um Zahlungen automatischer und effizienter verbuchen zu können.

Die Umstellung war ein langer Weg: Ursprünglich hätte sie bereits vor drei Jahren erfolgen sollen, nachdem Banken und die Post an den technischen Details gefeilt haben. Ab Oktober 2022 gelten sie definitiv als einzige Zahlungsmöglichkeit.

QR-Rechnung: Einzahlungsschein mit QR-Code.
So sieht eine QR-Rechnung aus.Bild: watson

Wieso kommt der Wechsel zur QR-Rechnung?

Um den radikalen Wechsel nachvollziehen zu können, muss man verstehen, wofür überhaupt ein Einzahlungsschein da ist: Er verrät nicht nur der Bank, an welches Konto und von wem ein Geldbetrag überwiesen werden muss. Im Einzahlungsschein selbst werden auch Referenznummern wie die Rechnungsnummer angegeben. Diese Daten werden mit der QR-Rechnung erweitert.

Die «alten» orangen und roten Einzahlungsscheine konnten das zwar schon – die damals eingesetzte Lösung war aber technisch kompliziert gelöst. Für Firmen mit professioneller Buchhaltung war das kein Problem: Sie konnten mit wenig Aufwand Rechnungen verschicken, auf denen die Rechnungsnummer in Form einer Referenz enthalten war (siehe Bild). Wer die Einzahlung tätigen wollte, musste nur die Code-Zeile unten rechts bei der Zahlung einscannen. Die Bank meldete der Firma darauf, welcher Einzahlungsschein bezahlt wurde.

So sehen die alten Einzahlungsscheine aus.
So sehen die alten Einzahlungsscheine aus.Bild: Adrian Michel

Für kleinere Firmen oder Vereine war es oft schwierig, solche orangenen Einzahlungsscheine mit Referenznummer zu generieren. Sie verlangten von ihren Kunden und Mitgliedern, einen Zahlungszweck ins E-Banking einzutippen. Diese Angaben mussten später von der Buchhaltung teilweise händisch einer Rechnung zugewiesen werden.

Was ist der Inhalt einer QR-Rechnung?

Die Lösung für das Problem war ein neuer Zahlungsschein, mit dem jeder und jede Person irgendwelche Daten in einen QR-Code packen kann. Waren früher beim orangen Einzahlungsschein nur Konto- und Referenznummer möglich, steht heute eine lange Liste möglicher Datenfelder zur Verfügung:

  • Mitteilung als Text: Falls eine QR-Rechnung ohne standardisierte Referenznummer verschickt wird (zum Beispiel: «Hoi, da hast du mein Geld, lieber Scholarch!»).
  • Referenznummer: Gemeint ist eine bis zu 25 Ziffern lange Zeichenkette, in der beispielsweise Kunden- oder Rechnungsnummer erfasst werden können (Beispiel: RF18123456789).
  • Adresse: Der QR-Code kann die Adresse der zahlenden Person sowie des Empfängerkontos enthalten.
  • Weitere Rechnungsinformationen: Möglich sind künftig auch Rechnungsdatum (wann wurde die Rechnung erstellt?), Mehrwertsteuer-Unternehmensnummer (für Firmen wichtig) und Zahlungsfristen (bis wann muss eine Rechnung bezahlt werden?).
  • Twint: Besonders nette Firmen können in ihre QR-Rechnung auch die Angaben verpacken, wie per Twint bezahlt werden kann. So kann ein aufwendiger Log-in ins E-Banking erspart werden.

Die ganzen Daten werden als Text im QR-Code verpackt und können im E-Banking via Smartphone eingelesen werden. Jegliches eintippen oder ergänzen allfälliger Daten wird hinfällig.

Was ändert sich nun beim Rechnungen zahlen?

Was ändert sich ab Oktober 2022?

Die grosse Mehrheit aller Firmen hat den Umstieg bereits geschafft und verschickt seit Mitte 2022 nur noch QR-Rechnungen. Für dich als zahlende Person bedeutet das bei neuen Rechnungen also nichts: Du kannst die QR-Rechnungen einscannen, so wie es du vielleicht in den letzten Wochen bereits gemacht hast.

Was muss ich tun, wenn ich einen roten oder orangen Einzahlungsschein erhalte?

Es muss unterschieden werden zwischen der Art:

  • Einen roten Einzahlungsschein kannst du auch zukünftig nutzen. Er enthält alle wichtigen Zahlungsinformationen und muss ins E-Banking abgetippt werden.
  • Ein orangener Einzahlungsschein wird ab dem 1. Oktober unbrauchbar, weil die speziellen Konten dafür deaktiviert werden. Du musst den Rechnungssteller kontaktieren und einen neuen Einzahlungsschein verlangen.

Was muss ich mit Daueraufträgen tun?

Die grösste Veränderung in der praktischen Anwendung gibt es bei Daueraufträgen, die mit Angaben der alten orangen Einzahlungsscheine erstellt wurden. Diese müssen durch neue Zahlungsdaten ersetzt werden. Du erkennst diese etwa daran, dass ihre Kontonummer im E-Banking mit einer «01-» beginnt.

Was muss ich mit einer QR-Rechnung tun, wenn ich kein E-Banking oder kein Handy habe?

Die neuen QR-Rechnungen enthalten alle Zahlungsinformationen. Wenn du kein Handy mit der App deiner Bank hast, wirst du – wie bisher – die Daten manuell abtippen müssen.

Wenn du analog unterwegs bist und deine Zahlungen am Postschalter oder bei der Bank tätigst, dann ändert sich nichts: Die physischen Bezahlmöglichkeiten vor Ort bleiben bestehen.

Wie erstelle ich selbst eine QR-Rechnung?

Der grosse Vorteil an den QR-Rechnungen ist die Tatsache, das sie von allen Personen einfach erstellt werden können: Die technischen Regeln sind «open-source», also von jedermann einsehbar, und benötigen daher nicht eine bestimmte Software. Das einzige, was notwendig ist, ist ein Programm, um aus Text einen QR-Code zu generieren.

Banken und die Post stellen eigene Tools zur Verfügung. Unter qr-rechnung.net bietet ein Open-Source-Entwickler zudem eine datenschutzkonforme Online-Plattform an, mit der die QR-Rechnungen auch als PDF exportiert werden können.

Schauen wir uns dazu ein Beispiel an: watson nimmt seit einigen Wochen Spenden an, ohne den Usern aber eine QR-Rechnung anzubieten. Wir befüllen einen QR-Code mit den Zahlungsinformationen getrennt durch einen Zeilenumbruch und berücksichtigen dabei die Reihenfolge und Zusatzangaben, so wie es der Standard verlangt. Das Ergebnis:

SPC
0200
1
CH8100700114803545756
S
Fixxpunkt AG
Hardstrasse
235
8005
Zürich
CH







50.00
CHF
S
watson-User


3000
Bern
CH
NON

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85 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Obernef
30.09.2022 11:01registriert Januar 2021
"Wir haben uns durch die Zeit gequält, als man noch die Zahlungsdaten händisch ins E-Banking eintippen musste."

Petar hatte wohl nie ein Postbüchlein?! 🤣
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Chill Dude
30.09.2022 09:44registriert März 2020
Meine Dorfgarage hat schon vor einem Jahr umgestellt, die Krankenkasse im letzten Moment. Das Einlesen fürs Online-Banking geht definitiv besser mit QR.
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Likos
30.09.2022 10:05registriert Januar 2014
Ich sehe jetzt nicht was sich für "kleinere Firmen oder Vereine" verbessert haben soll.
Ohne Fibu Software muss man ja immer noch Rechnungen und Zahlungen von Hand machen und zuweisen.
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