Diese sechs Projekte hat die Schweiz 2026 im Weltall
Ob Asteroidenabwehr, die Jagd nach neuen Welten oder Europas Weg zur Raketen-Unabhängigkeit: 2026 wird ein starkes Raumfahrtjahr – und die Schweiz ist mittendrin. Ein Überblick über die wichtigsten Missionen mit Schweizer Beteiligung.
Hera
Die Asteroidenabwehr-Mission «Hera» der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) soll im November ihr Ziel, den Asteroiden Dimorphos, erreichen. In den Asteroiden Dimorphos liess die US-Raumfahrtbehörde Nasa vor drei Jahren im Rahmen der Dart-Mission eine Sonde krachen, um ihn von seinem Kurs abzulenken. «Hera» soll nun prüfen, was der Einschlag mit dem Asteroiden genau angerichtet hat. An der «Hera»-Mission ist die Universität Bern beteiligt.
Bepicolombo
Nach acht Jahren im All wird die Bepicolombo-Sonde im November 2026 in die Umlaufbahn des Merkurs gelangen. Im Anschluss kann die wissenschaftliche Arbeit der nach dem italienischen Mathematiker und Ingenieur Giuseppe «Bepi» Colombo benannten Mission starten. Die Sonde hatte im Oktober 2018 ihre Reise zum kleinsten und am wenigsten erforschten Planeten unseres Sonnensystems gestartet. Die Mission soll dazu beitragen, die Ursprünge des Sonnensystems besser zu verstehen. Eines der Instrumente mit an Bord des Orbiters ist ein Massenspektrometer namens «Strofio», dessen Projektleitung die Universität Bern inne hat. Ein weiteres Instrument, ein Laser-Höhenmesser namens «Bela», wurde ebenfalls unter Leitung der Universität Bern konzipiert und gebaut.
Plato
Die Esa-Planetenjagd-Mission «Plato» befindet sich in der letzten Vorbereitungsphase für den Start zu ihrer Reise. Das Weltraumteleskop soll Ende 2026 an Bord einer Ariane-Rakete ins All gebracht werden. Die Schweiz spielt für diese Mission eine Schlüsselrolle. Die Universitäten Genf und Bern sind massgeblich daran beteiligt. Das Weltraum-Observatorium «Plato» soll dazu genutzt werden, Exoplaneten in der Umlaufbahn anderer Sonnensysteme aufzuspüren und deren Eigenschaften zu erforschen.
Gaia
Die Esa hat im Jahr 2025 ihre Raumsonde Gaia nach über einem Jahrzehnt im All abgeschaltet. In dieser Zeit sammelte Gaia eine einzigartige Fülle an Daten, die nun dazu beitragen, die Struktur und Entwicklung unserer Heimatgalaxie immer genauer zu entschlüsseln. Im Dezember 2026 ist die erste vollständige Veröffentlichung dieses Datensatzes geplant, der einen Umfang von mehr als 500 Terabyte umfasst. Nach Angaben der Esa stellt diese Veröffentlichung «einen Meilenstein in der Astronomie» dar. An der Mission selbst wie auch an der wissenschaftlichen Auswertung der Gaia-Daten sind zahlreiche Forschungseinrichtungen beteiligt, darunter auch die Universität Genf.
Smile
Zwischen dem 8. April und dem 7. Mai soll zudem «Smile» starten. Die gemeinsame Mission der Esa und der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) soll die magnetische Umgebung unseres Heimatplaneten untersuchen und so zu einem besseren Verständnis der Verbindung von Sonne und Erde zum Beispiel beim Sonnenwind beitragen. Auch die Schweiz ist an «Smile» beteiligt. Das Schweizer Raumfahrtunternehmen Koegl Space hat gemeinsam mit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) eine Komponente für den«Soft X-ray Imager (SXI)», eines der Instrumente der Mission, beigesteuert.
Ariane-6-Rakete
Erstmals mit vier statt nur zwei Boostern ausgestattet soll im ersten Quartal 2026 die europäische Trägerrakete Ariane 6 abheben. Sie soll damit Breitbandkonstellation von Amazon ins All befördern. Die Booster sind die Röhren, die an den Seiten der Rakete angebracht sind. Die Rakete braucht diese, damit sie vom Boden abheben und in den Weltraum fliegen kann. Mehr Booster bedeuten mehr Schub, was für den Start schwererer Lasten oder das Erreichen höherer Umlaufbahnen notwendig ist.
Damit macht Europa laut Esa-Angaben einen weiteren Schritt in Richtung Unabhängigkeit von Raketen von privaten Anbietern oder anderen Ländern. Überhaupt will die Esa die Startfrequenz der erstmals im Juli 2024 gestarteten neuen Ariane im kommenden Jahr erhöhen. Ziel für nächstes Jahr ist es, die Zahl der Starts im Vergleich zu 2025 zu verdoppeln, wie die Arianegroup im November ankündigte.
Die Ariane 6 fliegt auch dank der Schweiz. Als eines von 13 Ländern ist die Schweiz am Ariane-Programm beteiligt. Ausserdem haben Schweizer Unternehmen mehrere Teile der Rakete beigesteuert. So werden etwa die Spitzen der Raketen von Beyond-Gravity in Emmen im Kanton Luzern gebaut. Die Firma Apcotechnologies mit Sitz im Waadtland hat zudem ein Teil für die Befestigung der Booster gebaut. (sda)
