Schweiz
Wirtschaft

Experte spricht nach CS-Aus von Katastrophe: «Jetzt steht alles schief»

Experte spricht nach CS-Aus von Katastrophe: «Jetzt steht alles schief»

22.03.2023, 07:39
Mehr «Schweiz»

Ein Finanzplatz Schweiz mit nur noch einer Grossbank ist laut Ökonom Urs Birchler eine demokratie- und geldpolitische Katastrophe. Es leide einerseits der Wettbewerb, andererseits könne nicht mehr neutral legiferiert werden.

A general view shows the headquarters of the Swiss banks Credit Suisse, right, and UBS, left, at Paradeplatz in Zurich, Switzerland on Sunday March 19, 2023. (KEYSTONE/Michael Buholzer).
Die Hauptsitze von CS und UBS am Zürcher Paradeplatz. Bild: keystone

«Wenn die Politik von nun an Gesetze zu Banken behandelt, dann wird das immer ein Gesetz gegen ein bestimmtes Institut sein: gegen die UBS», sagte Birchler, einer der Väter des «Too big to fail»-Regulierung, in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der «Republik» nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. «Eine Gesetzgebung, die nicht eine gewisse Grundneutralität hat, ist schwierig.»

«Die UBS ist jetzt wie ein Einzelkind, das über die Familie hinausgewachsen ist.»

Obwohl es im Hypothekarmarkt durchaus noch ein gewisses Gegengewicht gebe etwa durch Kantonalbanken, sei der Wettbewerb bedroht. Bei kleineren Banken bestehe die Gefahr, dass sie ihre Zinsen nach der UBS ausrichteten. «Man kann davon ausgehen, dass etwa Hypotheken tendenziell etwas teurer werden», so das ehemalige Direktionsmitglied der Schweizerischen Nationalbank (SNB).

«Es steht jetzt alles schief»

«Es steht jetzt alles schief», urteilte Birchler. «Die UBS ist jetzt wie ein Einzelkind, das über die Familie hinausgewachsen ist. Ein Einzelkind, das mit seinem eigenen Geschäft eine Bilanz erzielt, die doppelt so gross ist wie das Jahreseinkommen der Eltern zusammengerechnet.» Das verschaffe der UBS Einfluss, auch auf die eigentlich unabhängige SNB und deren Geldpolitik.

Dafür seien das Wettbewerbs-, Aktien-, Übernahme- und das Eigentumsrecht ausgehebelt worden, so der emeritierter Professor für Banking am Institut für Banking und Finance an der Universität Zürich. «Und bei Letzterem sind wir auf Verfassungsstufe. Die Schweiz ist heute nicht mehr die gleiche wie vor zwei Wochen. Die Rechtssicherheit besteht nicht mehr.» (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
50 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
MediumRare
22.03.2023 09:07registriert Oktober 2020
Es wird in Zukunft noch vieles mehr schiefgehen. Ein Grund ist die entschweizerung der Chefetagen. Internationale "Topshots" (zumindest Top grosse Schnurre) mit Null / Zero bezug zur Schweiz werden verpflichtet welche von schweizer Werten null Ahnung haben. Der schweizer USP geht verloren, wir werden zum Mittelmass, austauschbar.
Als Bsp. : Ausländische Manager verstehen die Konsenskultur der CH nicht. Ein deutsches Management wird nie freiwillig konzessionen zu Gunsten von Arbeitnehmern eingehen ohne massive Drohung / Streik. Der USP Arbeitsfrieden wird verloren gehen.
537
Melden
Zum Kommentar
50
Jüdischer Jugendlicher körperlich angegriffen – Mann bei Synagoge festgenommen

Bei der Synagoge in Zürich Wiedikon ist am Donnerstagmorgen ein 14-jähriger jüdischer Jugendlicher geschlagen und leicht verletzt worden. Die Stadtpolizei konnte einen Verdächtigen aufhalten, der eine Stichwaffe bei sich hatte.

Zur Story