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Schweiz: Weko büsst ausländische Grossbanken wegen Devisenkartell

ARCHIVBILD ZUR VEROEFFENTLICHUNG DES UBS-GESCHAEFTSBERICHT DER UBS, AM FREITAG, 10. MAERZ 2017 ---- Paradeplatz Square with the headquarter of Swiss banks UBS, in Zurich, Switzerland, on October 4, 20 ...
Bild: KEYSTONE

Weko büsst ausländische Grossbanken wegen Devisenkartell – UBS straffrei

06.06.2019, 08:56
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Die Schweizer Wettbewerbshüter büssen verschiedene Grossbanken mit 90 Millionen Franken wegen eines Devisenkartells. Keine Bussen gibt es vorerst gegen Schweizer Banken - allerdings wird das Verfahren gegen die Credit Suisse im ordentlichen Verfahren weiterverfolgt.

Die Wettbewerbskommission Weko schliesst mit einvernehmlichen Regelungen und Bussen zwei Untersuchungen ab, wie sie am Donnerstag mitteilte. Zuvor hatte die «Financial Times» darüber berichtet.

In zwei separaten Kartellen hätten Händler mehrerer international tätiger Banken im Devisenkassahandel vereinzelt ihr Verhalten auf bestimmte Währungen koordiniert, schrieb die Weko. Ins Rollen gebracht hatte die Untersuchung die UBS mit einer Selbstanzeige. Da sie als erste Bank das Kartell gemeldet hatte, ging sie straffrei aus.

Mitte Mai hatten bereits die EU-Wettbewerbshüter wegen Absprachen zur Manipulation der Devisenmärkte Strafen in der Höhe von 1.07 Milliarden Euro gegen mehrere Grossbanken verhängt. Die UBS erhielt in der EU ebenfalls Immunität. Dabei arbeiteten die Wettbewerbsbehörden der EU und der Schweiz zusammen. Gestützt auf ein bilaterales Abkommen seien sie in regelmässigen Kontakt gestanden, hielt die Weko fest.

Erlass wegen Selbstanzeigen

Die Untersuchungen beschäftigten die Wettbewerbsbehörden während mehr als fünf Jahren. In dieser Zeit seien rund 77 Millionen Seiten elektronischer Kommunikation aus diversen Online-Chaträumen ausgewertet worden, schrieb die Weko.

Aufgrund der Komplexität teilte die Weko die Untersuchungen entlang den Chaträumen auf, in denen die Händler sich absprachen. Dabei gab es einerseits das Kartell «Three way banana split», bei dem Händler der britischen Barclays, der US-Banken Citigroup und JPMorgan, der Royal Bank of Scotland (RBS) und der UBS beteiligt waren.

Am Kartell «Essex express'n Jimmy» nahmen Händler von Barclays, der japanischen MUFG Bank, RBS und der UBS teil. Die Mitglieder dieses Kartells pendelten mit Ausnahme von Jimmy alle mit dem Zug von Essex nach London.

Die genannten Banken verpflichteten sich einvernehmlich, künftig keine derartigen Abreden zu treffen, schrieb die Weko. Ein Teil der Banken folgte der UBS und zeigte sich selber an. Sie profitierten von Ermässigungen der Sanktionen.

Ordentliches Verfahren gegen CS

Die Credit Suisse hat sich mit der Weko nicht geeinigt. Die Untersuchung gegen die Grossbank wird im ordentlichen Verfahren weitergeführt. Die Ermittlungen gegen Julius Bär und die Zürcher Kantonalbank wurden dagegen eingestellt. Der Entscheid ist noch nicht rechtskräftig und kann noch an das Bundesverwaltungsgericht weitergezogen werden.

Die Weko hatte die Untersuchung im Jahr 2014 nach einer Vorabklärung im Vorjahr eröffnet. Ihre ebenfalls vor Jahren eingeleitete Untersuchung wegen möglicher Abreden der Banken im Handel mit Edelmetallen stellte sie ein, wie sie am Donnerstag weiter mitteilte. Der Verdacht eines Kartellverstosses habe sich nicht erhärtet.

Vor drei Jahren hatte die Weko bereits mehrere Grossbanken wegen Absprachen bei der Festlegung von Referenzzinssätzen und Zinsderivaten gebüsst. Insgesamt verteilten die Wettbewerbshüter Bussen in Höhe von 99.1 Millionen Franken, bis dahin die höchste Busse, die die Weko je gegen Banken verhängt hat. Gebüsst wurden neben anderen internationalen Banken die Credit Suisse. Dagegen kam die UBS schon damals als Whistleblowerin ohne Strafe davon. (sda/awp/mim)

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quelle: keystone / martin ruetschi
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