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Wirtschaft wächst laut Zürcher Studie nicht auf Kosten der Umwelt

Stadt Zürich
Die Wirtschaft in Zürich floriert.Bild: Shutterstock

Wirtschaft wächst laut Zürcher Studie nicht auf Kosten der Umwelt

04.06.2024, 12:3104.06.2024, 12:31
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Die Zürcher Volkswirtschaftsdirektion wehrt sich gegen die «diffuse Kritik» am Wirtschaftswachstum: Dieses bringe Wohlstand, soziale Sicherheit und hohe Beschäftigung – und es gehe inzwischen auch nicht mehr zulasten der Umwelt, heisst es in einer neuen Studie.

In der Vergangenheit sei das Wachstum zwar mit einem höheren Ressourcenbedarf verbunden gewesen, hielt Luc Zobrist, Leiter Fachstelle Wirtschaftspolitik, am Dienstag vor den Medien fest. Doch in den vergangenen 30 Jahren hätten sich Wirtschaftswachstum und Umweltbelastung entkoppelt, wie verschiedene Indikatoren zeigten.

So habe zwar die Bodenversiegelung zugenommen, aber weniger stark als das Bruttoinlandprodukt (BIP) im Kanton Zürich, führte Zobrist aus. Und während das BIP seit 1990 um 69 Prozent gestiegen sei, hätten die Treibhausgasemissionen selbst bei Einrechnung der grauen Energie um 9 Prozent abgenommen.

«Die Zürcher Wirtschaft ist qualitativ gewachsen, ohne dass die Umwelt zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen wurde», fasste Zobrist zusammen.

Höhere Lebensqualität

Es habe sich eine Stimmung breit gemacht, die gegenüber dem Wachstum kritisch eingestellt sei, hatte Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) zu Beginn der Medienkonferenz gesagt. Es werde behauptet, dass die Umwelt zerstört werde, dass nur die Reichen profitierten. Im aktuellen Wirtschaftsmonitoring sollten dieser «diffusen Kritik» Fakten und Zahlen gegenübergestellt werden.

Carmen Walker Späh
Wehrt sich gegen Kritik: Carmen Walker Späh.Bild: watson

Dieses zeigt für die Regierungsrätin klar auf: «Das qualitative Wachstum hat die Lebensqualität der Zürcherinnen und Zürcher erhöht.» Es habe zu einem deutlich höheren Einkommen geführt, führte Zobrist dazu aus. Zudem stünde auch mehr Freizeit zur Verfügung; «wir arbeiten einen halben Tag weniger als vor 30 Jahren». Schliesslich seien auch die Produkte und Dienstleistungen besser geworden und die Steuereinnahmen fielen höher aus.

Von 29 im Wirtschaftsmonitoring untersuchten Indikatoren verbesserten sich 18. Sieben blieben unverändert. Vier verschlechterten sich, so ist nun die Zahl der Verkehrsunfällen pro Kopf leicht höher sowie die Stimm- und Wahlbeteiligung tiefer.

Studie: Ohne Wachstum fehlt Geld

Würde die Wirtschaft im Kanton Zürich nicht mehr wachsen, fielen diese positiven Effekte weg: Ein Nullwachstum würde zu tieferen Löhnen und einem erhöhten Armutsrisiko führen, skizzierte Martin Eichler vom Forschungsunternehmen Infras in einem Gedankenexperiment. Es gingen weniger Steuereinnahmen ein und es stünden weniger Gelder für die Sozialversicherungen zur Verfügung.

Da weniger produziert würde, könnte sich die Umweltqualität in einigen Bereichen verbessern, hielt Eichler fest. Allerdings stünden auch weniger finanzielle Mittel für den Umweltschutz bereit und es blieben die Innovationen aus, mit denen die Treibhausgasemissionen noch weiter reduziert werden könnten. «Ein Strukturwandel lässt sich in einer wachsenden Wirtschaft einfacher umsetzen.»

Das BIP im Kanton Zürich hat sich in den letzten 40 Jahren inflationsbereinigt mehr als verdoppelt, wie Zobrist sagte. 1990 betrug es 73 Milliarden Franken, 2022 lag es bei 159 Milliarden Franken. Pro Kopf stieg es von 65'000 auf 101'000 Franken. (sda)

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61 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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RuZzophob
04.06.2024 13:07registriert Oktober 2022
Wir Menschen haben eine unglaubliche Fähigkeit uns Sachen zu rechtfertigen und schönzureden.
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matthieu
04.06.2024 13:15registriert Februar 2016
Ich probiere mich schlau zu lesen bezüglich Grünem Wachstum und solchen Aussagen wie "Wirtschaftswachstum nicht auf Kosten der Natur". In mir lebt aber nach wie vor die Überzeugung, dass das stetige Wachstum von Wirtschaft und Bevölkerung im industriellen Stil nur auf Kosten der natürlichen Ressourcen gehen kann. Da hilfts auch nicht, wenn mir wunderbare Zahlen-Spielereien gezeigt werden.
Gehe davon aus, dass sich die Menschen einfach mal mit Veränderungen ihres Lebensstils befassen müssen. (Früher, später.. oder einfach mal zwangsbedingt)
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Sheez Gagoo
04.06.2024 15:15registriert November 2015
Mir ist mal ein Feuerzeug in den Grill gefallen. Ich wollte es rausholen aber es war zu spät und es ist explodiert. Danach hatte ich die selbe Frisur.
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