Credit Suisse ist tot – jetzt kämpfen internationale Banken um Schweizer KMU
UBS bleibt nicht allein
Seit dem historischen Untergang der Credit Suisse im März 2023 ist die UBS die einzige Schweizer Grossbank von Weltrang. Was nach einem Monopol klingt, entpuppt sich aber als Einfallstor für die internationale Konkurrenz.
Wie die «Financial Times» berichtet, haben Banken wie «JPMorgan», «Deutsche Bank» und «Citi» ihre Präsenz in Zürich, Genf und Lugano zuletzt deutlich ausgebaut. Zielgruppe sind nicht nur Superreiche, sondern auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die bisher auf die Credit Suisse setzten.
Die KMU sind heiss begehrt
Für Schweizer KMU ist die Lage heikel. Sie brauchen Kredite, Devisengeschäfte, Exportfinanzierungen. Jahrzehntelang war die Credit Suisse der Ansprechpartner.
Jetzt springen internationale Player in die Bresche und locken mit schlanken Prozessen, digitalisierten Angeboten und teils aggressiven Konditionen. Ein Unternehmer sagte der «Financial Times», seine Firma habe bei JPMorgan innerhalb von zwei Wochen einen Kreditrahmen erhalten – während die UBS noch prüfte.
Zwischen Vertrauen und Misstrauen
Viele Firmeninhaber:innen sind zwiegespalten. Einerseits bieten internationale Banken Stabilität, Know-how und Zugang zu globalen Märkten. Andererseits fehlt der lokale Bezug.
«Mir fehlt der persönliche Ansprechpartner, der meine Firma kennt», sagt ein Unternehmer aus der Ostschweiz. Er wechselt trotzdem – zu einer US-Bank. Grund: Geschwindigkeit.
UBS im Abwehrmodus
Die UBS betont, dass sie «alle Kunden der Credit Suisse nahtlos übernommen» habe. Doch im Markt ist zu hören: Das reicht nicht. KMU fühlen sich in der Masse verloren.
Um gegenzuhalten, baut die UBS ihr Corporate-Banking-Team aus und setzt verstärkt auf digitale Services. Ob das reicht, bleibt offen – zumal internationale Banken über fast unbegrenzte Ressourcen verfügen.
Was bedeutet das für die Schweiz?
Die Internationalisierung des KMU-Bankings hat zwei Seiten:
Experten warnen: Sollte sich die Abhängigkeit von US- oder EU-Banken verstärken, könnte die Schweiz in Krisenzeiten an Handlungsspielraum verlieren.
Fazit
Die Zeiten, in denen Schweizer Firmen «ihre Bank» als Teil der Identität betrachteten, sind vorbei. Stattdessen erleben wir einen globalen Sturm auf den Mittelstand – und mittendrin die Frage: Will die Schweiz ihre KMU künftig von Zürich aus steuern lassen – oder von New York, London und Frankfurt?
(mke)
