Ein 380-Meter-Turm für ein 1000-Einwohner-Bergdorf? Das Turmbau-Projekt des Investors Remo Stoffel und des Valser Unternehmers Pius Truffer hat am Wochenende für Schlagzeilen gesorgt. In Vals soll der grösste Turm Europas entstehen – doch Fachleute haben bereits Zweifel angemeldet: Ein Hochhaus in den Alpen? Passt nicht ins Panorama! Der Bau-Untergrund? Rutschgefährdet!
Zudem gibt es mittlerweile Ungereimtheiten über das kursierende Bild des angeblichen Sieger-Projektes: Viele Medien – auch watson – hatten das hier gezeigte Motiv als Siegervorschlag präsentiert. Doch das scheint offenbar falsch zu sein. Klarheit wird wohl erst der offizielle Vorstellungstermin mit Stoffel am 23. März geben. Unter den gegebenen Umständen sind die Chancen hoch, dass der Valser Turm endet wie die folgenden Bauprojekte.
Es ist eine über 40 Jahre alte Idee – die aber immer noch nicht realisiert wurde: die Swissmetro. 1974 lancierte der Lausanner Ingenieur Rodolphe Nieth das Projekt einer unterirdischen Magnetschwebebahn durch die Schweiz, um den öffentlichen Fernverkehr zu verbessern. 1992 wurde dafür die Fördergemeinschaft Swissmetro AG in Bern gegründet. Es begann eine Odyssee durch die Instanzen – ohne Erfolg: 2009 wurde die AG wegen fehlender finanzieller Mittel liquidiert. Immerhin: Es gibt noch ein Forschungsprojekt, dass sich mit der Bahn beschäftigt.
Als die Basler Wettsteinbrücke in den 1980er erneuert werden sollte, brachte ein privates Komitee einen Entwurf des berühmten spanischen Architekten und Brückenbauers Santiago Calatrava ins Spiel. Brücken des Spaniers stehen etwa in Barcelona, Berlin und Dublin – auch der Bahnhof Stadelhofen in Zürich ist von ihm. Doch das Basler Stadtdepartment befand sein Modell als zu instabil, Gegner kritisierten zudem die hohen Kosten. In einer Abstimmung votierten die Basler gegen den Entwurf des Spaniers.
Was ist ein Hafen ohne einen anständigen Leuchtturm? Das haben sich wohl auch die Initiatoren von «Pro Leuchtturm Basel» gedacht. An den Rheinhäfen sollte ein 132 Meter hoher Büroturm mit Sitzungsräumen, Atelierflächen und einem integrierten Hotel entstehen. Doch ob das Projekt von Louis Conzett je realisiert wird? Das Baudepartement zeigte sich noch im Dezember «nicht begeistert» von dem vom Architekturbüro Himmelsbach konzipierten Hochhaus an der Einfahrt zum Hafen Kleinhüningen. Auch Finanzierungsfragen sind noch offen.
Für Fans und Verantwortliche ist es eine nervenaufreibende Sache: Eigentlich soll der Spatenstich für das neue Stadion des FC Aarau bereits im Herbst diesen Jahres erfolgen, doch das Bauvorhaben verzögert sich immer wieder wegen Rechtsstreitigkeiten. Ende Februar hatte eine Privatperson die vom Regierungsrat im Januar abgewiesene
Beschwerde vor das kantonale Verwaltungsgericht gebracht – und so die Bagger erneut gestoppt.
2013 gab es die Bruchlandung: Die Zürcher lehnten das geplante Fussballstadion auf dem Hardturm-Areal ab – ein Schock für die Fussballclubs Grasshopper und FC Zürich. Im Herbst vergangenen Jahres regte der neu zusammengesetzte Stadtrat dann einen neuen Anlauf des Projekts an. Diesmal sollen auf dem Areal mehr Wohnungen gebaut werden, um eine bessere Rendite zu erzielen. Hochhäuser sind jetzt im Gespräch. In der zweiten Hälfte dieses Jahres soll ein Investoren-Wettbewerb starten.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts herrschte Aufbruchstimmung in der Schweizer Seefahrt. Statt bis nach Basel sollten Boote bald durch die ganze Schweiz – und sogar bis ans Mittelmeer fahren. Da man die Kapazitäten der Eisenbahn als erschöpft ansah, sollten Wasserstrassen von Westen nach Osten und von Norden nach Süden gebaut werden und die Schweiz mit der Welt verbinden. Technisch wäre es eine Meisterleitung gewesen, wirtschaftlich war es jedoch nicht tragbar. Und so wanderten die Pläne in die Schublade.
In den 70er-Jahren sorgte der Zürcher Architekt Werner Müller mit seiner Vision für den Zürichsee für grosses Aufsehen: Er wollte am Seeufer einen Park für die Bevölkerung anlegen. Eine 100'000 Quadratmeter grosse Grünfläche mit Hochbauten war geplant, der Verkehr wäre unter die Erde verlagert worden, zudem hätte unter dem See ein riesiges Parkhaus entstehen sollen. Müller bekam viel Zuspruch, doch die Idee wurde nicht bewilligt. Sein jahrzehntelanger Kampf um sein Projekt bescherte ihm den Beinamen «Seepark-Müller».
1961 machte der Architekt André E. Bosshard den Vorschlag, das gesamte untere Zürcher Seebecken zu überbauen – und so eine «City im See» zu erschaffen. 700'000 Quadratmeter sollten aufgeschüttet werden, um darauf Büro-Hochhäuser zu errichten. Die Vision schaffte es jedoch nicht ins öffentliche Bewusstsein, es blieb bei wenigen Artikeln in der NZZ und in Fachzeitschriften.
Wohnen, wo andere Leute Auto fahren: Pläne für Autobahnüberbauungen im Aargau existieren schon länger, irgendwo muss die stetig wachsende Bevölkerung des Kantons ja untergebracht werden. Der Clou bei der Autobahn-Variante: Die Wohnungen dämpfen den Lärm und es werden zudem keine neuen Bauflächen benötigt. Auch das Bundesamt für Wohnungswesen beschäftigte sich mit der Idee – und stellte für den Aargau ernüchternd fest: zu komplex, zu schwierig, zu teuer. Für Investoren nicht attraktiv. Immerhin: Die Idee sei generell zukunftsträchtig, hiess es. Vor allem, weil der Wohnraum immer teurer wird.
Das Modell des Hochhauses der Schatzalp ist schon mehr als zehn Jahre alt, die Schweizer Stararchitekten Herzog & de Meuron haben es entworfen. Das Gebäude aus Holz und Metall soll 105 Meter hoch werden, Wohnungen und Appartements sollen hier entstehen. Doch die Baugenehmigung fehlt, wahrscheinlich wird sie auch nie erteilt werden. Der Grund: Der Neubau von Zweitwohnungen in Gemeinden wie Davos, die bereits mehr als 20 Prozent Zweitwohnungsbestand haben, ist verboten.
Der frühere SP-Politiker Bruno Kammerer sorgte vor knapp drei Jahren für rege Diskussionen, als er vorschlug, den Strassenring um den Zürichsee unter die Erde zu verlagern. Die vierspurige Strasse zwischen dem Utoquai und dem Hafen Enge sollte im Boden verschwinden – und so Platz am Ufer geschaffen werden. Kammerer bekam viel Zuspruch für seine – sehr teure – Idee. Doch sie wurde nicht realisiert. In Zürich gab es bereits einige Tunnelbau-Vorschläge: Die Idee eines grossen Seetunnels wurde 2002 beerdigt, ein Stadttunnel von der Brunau bis nach Dübendorf ebenfalls nicht gebaut.
Aber seit Herr Stoffel in der Therme das Sagen hat, ist ja auch der Tageseintrittspreis für Auswärtige von 40 auf 80 Franken gestiegen.
Wird also langsam zum Dorf der unbegrenzten Möglichkeiten (zur Kasse zu bitten). In etwa.