Schweiz
Wirtschaft

Swiss-Crew protestiert mit Schoggi-Taler gegen Lohnfrust

Lohnmodell Swiss Protest
Mit diesem symbolischen Schoggitaler protestiert die Kabinencrew-Gewerkschaft Kapers gegen das aus ihrer Sicht unfaire Lohnmodell bei der Swiss.Bild: zvg

«Ein Schlag ins Gesicht»: Swiss-Crew reagiert auf Lohnfrust mit Schoggi-Protest-Batzen

Die Lufthansa-Tochter erzielte 2024 ihr zweitbestes Ergebnis überhaupt. Doch vom Millionen-Gewinn profitieren viele Angestellte nicht. Nun reagiert die Kabinen-Gewerkschaft.
11.04.2025, 09:4311.04.2025, 09:43
Benjamin Weinmann / ch media
Mehr «Schweiz»

Der Unmut beim Swiss-Personal ist nicht verflogen. Vor einem Monat gab die Lufthansa-Tochter den zweithöchsten Gewinn ihrer Geschichte bekannt: 684 Millionen Franken. Doch wie CH Media berichtete, profitieren viele Angestellte, die einen Vertrag mit variablem Anteil haben, nicht wie erhofft von diesem Glanzresultat.

Denn die internen Ziele sind zu 70 Prozent an jene der Lufthansa-Gruppe geknüpft – und deren Zahlen sind im Swiss-Vergleich desolat. Die Folge: Die Auszahlung des variablen Lohnanteils fällt deutlich kleiner aus. Die Angestellten äusserten gegenüber dem Unternehmen prompt ihren Lohnfrust: «Enttäuschend!», «Schlechter Scherz!» oder «Sprachlos» lauteten die Kommentare im Intranet.

Sandrine Nikolic-Fuss, Präsidentin der Gewerkschaft des Kabinenpersonals Kapers.
Sandrine Nikolic-Fuss, Präsidentin der Gewerkschaft des Kabinenpersonals Kapers: «Die Belastung ist seit langem gross.»Bild: Severin Bigler

Dabei bleibt es nicht. Die Kabinencrew-Gewerkschaft Kapers hat eine Protestaktion lanciert. «Wir haben rund 4000 Schoggitaler an alle Flight Attendants verteilt», bestätigt Kapers-Präsidentin Sandrine Nikolic-Fuss. Die Idee: «Die Crewmitglieder sollen den symbolischen Franken im beigelegten Couvert ans Swiss-Management schicken, da die Swiss offenbar jeden einzelnen Franken für sich selbst will.» Der nun geäusserte Frust entspräche der Spitze des Eisbergs. «Denn die Belastung ist seit langem gross, die Freizeit- und Ferienplanung schwierig.»

Konkrete Verbesserungen gefordert

Im Begleitbrief der Gewerkschaft heisst es, dass man seit Monaten die steigende Belastung in der Kabine mit viel Engagement und Herzblut trage. «Doch unsere Sorgen, Anliegen und Bedürfnisse bleiben von unserer Arbeitgeberin unbeachtet. Sie bleibt tatenlos.» Nun fordere man konkrete Verbesserungen.

Jens Fehlinger, CEO von Swiss, posiert nach der Jahresmedienkonferenz der Fluggesellschaft Swiss International Air Lines, aufgenommen am Donnerstag, 6. Maerz 2025 in Kloten Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Le ...
Swiss-Chef Jens Fehlinger ist mit Unmut bei seiner Crew konfrontiert.Bild: keystone

Bereits zuvor hatte Nikolic-Fuss Swiss-Chef Jens Fehlinger einen offenen Brief geschickt aufgrund der «immensen Unzufriedenheit rund um das Vergütungsmodell ‹Chance›», wie die Kapers ihre Mitglieder intern informiert. Beim Modell «Chance» handelt es sich um jene Option, die eine Gewinnbeteiligung vorsieht. Das andere Modell namens «Sicherheit» hingegen bietet einen garantierten 13. Monatslohn.

Swiss plant keine Änderungen

Die Swiss habe inzwischen auf den offenen Brief reagiert, schreibt die Kapers: «Es sind keine Änderungen im Prozess angedacht.» Dieser entspräche den im Gesamtarbeitsvertrag (GAV) festgehaltenen Modalitäten.

Kapers leugnet dies nicht, schreibt aber: «Auch wenn das aktuelle Vorgehen GAV-konform ist, so ist das diesjährige Ergebnis mehr als nur ein Schlag ins Gesicht derer, die – angesichts des Finanzergebnisses – zu Recht an den Erfolg der Swiss geglaubt haben.» Man fordere deshalb volle Transparenz über die Zielvorgaben vor der Wahl des einen oder anderen Lohnmodells sowie faire und erreichbare Ziele. Und nicht zuletzt: einen garantierten 13. Monatslohn für alle, inklusive Erfolgsbeteiligung.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Diese Skurrilitäten siehst du nur am Flughafen
1 / 49
Diese Skurrilitäten siehst du nur am Flughafen
Eine kreative Aktion von Amnesty International. Der Überzug kann aber am Flughafen für Diskussionen sorgen. 😅
quelle: imugr
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Einmaliger Gebrauch: Flughafen Zürich Bise
Video: ch media
Das könnte dich auch noch interessieren:
30 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Hierundjetzt
11.04.2025 10:41registriert Mai 2015
Kurzen Moment:

Ich kann zwischen 13 Monatslöhne und Gewinnbeteiligung wählen.

Ich habe keinen Einluss auf den Gewinn und lebe nach dem Prinzip Hoffnung

Ich bin nachher hässig

Ernsthaft jetzt?

Mit dem Lohn oder der PK spielt man nicht. Nimm bitte um gotteswillen Sicherheit als Option du bist nicht im Senior Management und dein Arbeitgeber ist kein KMU.

Das ist nun wirklich wirklich sehr nicht gescheit.
529
Melden
Zum Kommentar
avatar
naturwald
11.04.2025 11:42registriert Oktober 2023
Schade wurde die SWISS den Deutschen verscherbelt, nun werden die Löhne von dort aus bestimmt, und zwar ohne Mitgefühl für Schweizer Lebenskosten. Nur die Gewinne werden abgeschröpft.
358
Melden
Zum Kommentar
avatar
Blaugrana
11.04.2025 10:51registriert Januar 2017
Es scheint dass die gesamte Vergütung im (selbstgewählten!) Lohnmodell 'Chance' tiefer war als das Äquivalent im Lohnmodell 'Sicherheit'. Dass die Swiss eine Tochtergesellschaft der Lufthansa-Gruppe ist, sollte den Angestellten klar sein. Ebenso gehe ich davon aus dass die Konditionen des Modells 'Chance' ausreichend kommuniziert werden wenn man die Wahl trifft, z.B. dass der Konzerngewinn ausschlaggebend ist für die Ausschüttung der variablen Komponente. Ich verstehe zwar die Enttäuschung dass weniger Geld geflossen ist als erhofft, aber ich sehe ehrlich gesagt kein Fehlverhalten der Swiss...
234
Melden
Zum Kommentar
30
    Nach Pro-Palästina-Demo in Zürich sind noch fünf Personen in Haft

    Fünf Personen, die am Donnerstagabend bei einer unbewilligten Pro-Palästina-Kundgebung in Zürich verhaftet wurden, waren am Freitagmorgen weiterhin in Haft. Bei den Ausschreitungen kam es zu Sachbeschädigungen.

    Zur Story