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Mehrere SNB-Experten sehen Martin Schlegel als Jordan-Nachfolger

Mehrere SNB-Experten sehen Martin Schlegel als Jordan-Nachfolger

01.03.2024, 13:5901.03.2024, 14:01
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Notenbankchef Thomas Jordan wird im Herbst gehen. Während seiner mehr als 27 Jahre bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB), wovon er die letzten zwölf ihr Chef war, hat er die Schweizer Geldpolitik geprägt. Bei Ökonomen und Notenbankexperten gehen die Meinungen auseinander, wenn es um die Nachfolge Jordans geht. Viele sehen aber Vizepräsident Martin Schlegel in der Favoritenrolle.

Vice Chairman of the Governing Board Martin Schlegel speaks during an end-of-year press conference of Swiss National Bank (SNB BNS), in Bern, Switzerland, Thursday, Dec. 14, 2023. (Anthony Anex/Keysto ...
Wird als Nachfolger gehandelt: Martin Schlegel.Bild: keystone

Nach so langer Zeit im Direktorium komme der Rücktritt von Thomas Jordan nicht überraschend, erklärte UBS-Ökonom Alessandro Bee am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Der Rücktritt lasse sich auch aus geldpolitischer Sicht begründen. Schliesslich gehe mit Ende des Leitzinsanhebungszyklus ein Kapitel zu Ende und das sei ein guter Zeitpunkt für einen Wechsel an der Spitze des Direktoriums, so Bee weiter.

Bee glaubt nicht, dass mit dem Rücktritt Jordans ein Machtvakuum in der SNB entsteht, denn schliesslich bestehe die SNB nicht nur aus dem Direktorium. Was die Nachfolge Jordans betrifft, wünscht sich Bee eine Kandidatin oder einen Kandidaten von ausserhalb der SNB. Zum Thema könne die Wahl einer Frau werden. «An erster Stelle steht allerdings die Fachkompetenz und die Fähigkeit die Geldpolitik zu kommunizieren», so Bee.

Überrascht von der Rücktrittsankündigung wurde Karsten Junius von J. Safra Sarasin. Jordan leiste einen starken Beitrag zu der hohen Glaubwürdigkeit der SNB und habe es geschafft, die Inflation in der Schweiz schneller als alle anderen grossen Zentralbanken in den Zielbereich zurückzuführen, ohne das Wirtschaftswachstum komplett abzuwürgen. Es werde nicht einfach, in so grosse Fussstapfen zu treten. Die Nachfolgesuche sollte daher intern wie extern erfolgen, ist Junius überzeugt.

Schlegel als Favorit

Der Zeitpunkt von Jordans Rücktritt sei nicht überraschend, meint SNB-Kenner Fabio Canetg. Jordan gehe damit noch bevor der PUK-Bericht zum Credit-Suisse-Ende publiziert wird und mache den Weg frei für seinen Zögling Martin Schlegel. Für Canetg, Moderator des Podcasts «Börsenstrasse Fünfzehn», ist es eher unwahrscheinlich, dass jemand von ausserhalb der SNB direkt das Präsidium übernimmt.

Martin Schlegel sei die naheliegende Nachfolgelösung, schreibt auch Thomas Stucki von der St. Galler Kantonalbank (SGKB). Ihm fehle vor allem noch die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit als präsente Persönlichkeit. Daneben gebe es aber auch im erweiterten Direktorium mit Thomas Moser eine Person mit einem «breiten Erfahrungsrucksack».

Andere Beobachter wie Stefan Gerlach von der EFG verweisen auf die noch kurze Amtszeit von Schlegel im SNB-Direktorium. Der Bundesrat könnte sich jemanden mit mehr Erfahrung wünschen, glaubt der Ökonom, der auch Mitglied des «SNB Observatory» ist. Gerlach sieht auch die Berufung einer externen Person, etwa eines «erfahrenen Bankers», als Möglichkeit. (sda/awp)

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