«Massive Zusatzkosten»: Pilatus liefert USA ab sofort keine Flugzeuge mehr
Es gibt kaum ein anderes Schweizer Industrie-Unternehmen, das in den letzten Jahren hierzulande so stark gewachsen ist wie Pilatus. Der Nidwaldner Flugzeughersteller hat an seinem Hauptsitz in Stans Jahr für Jahr Hunderte neue Jobs geschaffen. Allein in den letzten zehn Jahren betrugen die Investitionskosten in Nidwalden eine Milliarde Franken. Doch nun gerät diese Erfolgsgeschichte ins Wanken. Grund: die US-Zölle.
Fast die Hälfte des Gesamtumsatzes erwirtschaftet Pilatus in den USA. Rund 40 Prozent der jährlich produzierten Zivilflugzeuge PC-12 und PC-24 werden in die Vereinigten Staaten ausgeliefert. Der Heimatkanton Nidwalden exportierte letztes Jahr 47 Prozent seiner Waren in die USA, was auf Pilatus zurückzuführen ist. Kein anderer Kanton hat einen so hohen US-Exportanteil.
Nachteile im Wettbewerb
Nun äussert sich Pilatus zu den Auswirkungen der Zölle. In einer Mitteilung heisst es, die USA seien ein Schlüsselmarkt. Die «massiven Zusatzkosten» und die daraus resultierenden Nachteile im Wettbewerb – sowohl gegenüber US-amerikanischen als auch europäischen Mitbewerbern – sorgen demnach für zunehmende Unsicherheit bei der Kundschaft.
Der von den US-Behörden neu erhobene Zolltarif stelle für Pilatus einen «erheblichen Wettbewerbsnachteil» dar. Man setze alles daran, die über 3000 Arbeitsplätze sowie das wertvolle Know-how zu sichern. Sollte es die Lage erfordern, würden Möglichkeiten wie Kurzarbeit oder personelle Anpassungen durch natürliche Fluktuation in Betracht gezogen.
Kurzfristig führe der Tarif zu einem vorübergehenden Auslieferungsstopp und damit zu einer temporären Unterbrechung des US-Geschäfts. Die bestehenden Beziehungen zur US-Kundschaft und die Servicedienstleistungen würden aber weitergeführt.
Ausbau in den USA wird beschleunigt
Pilatus ist in den USA mit Tochtergesellschaften vertreten, unter anderem in Colorado, wo bereits heute Endmontagearbeiten an den in der Schweiz gefertigten PC-12 und PC-24 durchgeführt werden. Schon vor dem Zollstreit hat Pilatus in die US-Fertigung investiert. Der Ausbau von Produktionskapazitäten in den USA wird nun beschleunigt. Mittelfristig wolle man eine vollständige Fertigung der PC-12 und PC-24 für den US-Markt realisieren.
Pilatus betont in der Mitteilung, man sei finanziell und in Bezug auf den Auftragsbestand gut aufgestellt. Derzeit befinden sich Aufträge in der Höhe von rund zwei Milliarden Franken in den Büchern – US-Aufträge nicht mitgerechnet. Ausserdem verweist Pilatus auf das zweite Standbein, das Geschäft mit militärischen Trainingsflugzeugen. Es biete «erhebliches Potenzial» und trage in der aktuellen Situation entscheidend zur Stabilität des Unternehmens bei.