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Wirtschaft

Schweizer Firma Pilatus liefert den USA ab sofort keine Flugzeuge mehr

«Massive Zusatzkosten»: Pilatus liefert USA ab sofort keine Flugzeuge mehr

Der Nidwaldner Flugzeughersteller reagiert auf die US-Zölle. Nach Jahren des Wachstums könnte Kurzarbeit nötig werden. Derweil wird der Ausbau der US-Fertigung beschleunigt.
08.08.2025, 12:3708.08.2025, 14:37
Maurizio Minetti / ch media

Es gibt kaum ein anderes Schweizer Industrie-Unternehmen, das in den letzten Jahren hierzulande so stark gewachsen ist wie Pilatus. Der Nidwaldner Flugzeughersteller hat an seinem Hauptsitz in Stans Jahr für Jahr Hunderte neue Jobs geschaffen. Allein in den letzten zehn Jahren betrugen die Investitionskosten in Nidwalden eine Milliarde Franken. Doch nun gerät diese Erfolgsgeschichte ins Wanken. Grund: die US-Zölle.

Fast die Hälfte des Gesamtumsatzes erwirtschaftet Pilatus in den USA. Rund 40 Prozent der jährlich produzierten Zivilflugzeuge PC-12 und PC-24 werden in die Vereinigten Staaten ausgeliefert. Der Heimatkanton Nidwalden exportierte letztes Jahr 47 Prozent seiner Waren in die USA, was auf Pilatus zurückzuführen ist. Kein anderer Kanton hat einen so hohen US-Exportanteil.

Nachteile im Wettbewerb

Nun äussert sich Pilatus zu den Auswirkungen der Zölle. In einer Mitteilung heisst es, die USA seien ein Schlüsselmarkt. Die «massiven Zusatzkosten» und die daraus resultierenden Nachteile im Wettbewerb – sowohl gegenüber US-amerikanischen als auch europäischen Mitbewerbern – sorgen demnach für zunehmende Unsicherheit bei der Kundschaft.

Ein PC-24 von Pilatus in New York.
Ein PC-24 von Pilatus in Donald Trumps Heimatstadt New York.Bild: Jessica Ambats/Pilatus Flugzeugwerke

Der von den US-Behörden neu erhobene Zolltarif stelle für Pilatus einen «erheblichen Wettbewerbsnachteil» dar. Man setze alles daran, die über 3000 Arbeitsplätze sowie das wertvolle Know-how zu sichern. Sollte es die Lage erfordern, würden Möglichkeiten wie Kurzarbeit oder personelle Anpassungen durch natürliche Fluktuation in Betracht gezogen.

Kurzfristig führe der Tarif zu einem vorübergehenden Auslieferungsstopp und damit zu einer temporären Unterbrechung des US-Geschäfts. Die bestehenden Beziehungen zur US-Kundschaft und die Servicedienstleistungen würden aber weitergeführt.

Ausbau in den USA wird beschleunigt

Pilatus ist in den USA mit Tochtergesellschaften vertreten, unter anderem in Colorado, wo bereits heute Endmontagearbeiten an den in der Schweiz gefertigten PC-12 und PC-24 durchgeführt werden. Schon vor dem Zollstreit hat Pilatus in die US-Fertigung investiert. Der Ausbau von Produktionskapazitäten in den USA wird nun beschleunigt. Mittelfristig wolle man eine vollständige Fertigung der PC-12 und PC-24 für den US-Markt realisieren.

Pilatus betont in der Mitteilung, man sei finanziell und in Bezug auf den Auftragsbestand gut aufgestellt. Derzeit befinden sich Aufträge in der Höhe von rund zwei Milliarden Franken in den Büchern – US-Aufträge nicht mitgerechnet. Ausserdem verweist Pilatus auf das zweite Standbein, das Geschäft mit militärischen Trainingsflugzeugen. Es biete «erhebliches Potenzial» und trage in der aktuellen Situation entscheidend zur Stabilität des Unternehmens bei.

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205 Kommentare
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Pebbles F.
08.08.2025 13:03registriert Mai 2021
Wenn man die Werke in der Schweiz schliesst oder massiv verkleinert und im Gegenzug in den USA investiert, geht man Trump (und damit Putin) auf den Leim.
Wie schade, haben die Investoren nur ein offenes Ohr für die Erpressung und kein offenes Auge für andere Märkte in Europa, Kanada, Teilen Asiens und ausgesuchten Ländern in Südamerika oder Afrika.
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Chnebeler
08.08.2025 12:58registriert Dezember 2016
Also zumindest Pilatus spielt Trump schon mal in die Hände. Verlagerung in die USA wie es sich Trumpy wünscht!
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Die Welt ist ein Irrenhaus
08.08.2025 13:09registriert März 2025
Pilatus ist ein gutes Beispiel unter vielen, wie verflochten und dezentral über die Kontinente Unternehmen im 21. Jahrhundert aufgestellt sind. Allein schon deswegen sind diese protektionistischen Zölle aus der Mottenkiste ein völliger Irrsinn. Aber von all dem hat die dement-debile Orange nebst Entourage natürlich keinen blassen Schimmer.
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