Es würden «Milliarden Dollar in die USA fliessen, grossteils aus Ländern, die die USA über viele Jahre hinweg ausgenutzt und ausgelacht haben», versprach Donald Trump am Donnerstag kurz vor Mitternacht (US-Zeit). Wie immer in Grossbuchstaben, wie so oft auf seiner Onlineplattform Truth Social. Der Grund: die neusten Strafzollsätze, mit denen er Dutzende von Ländern belegt hat. Darunter auch die Schweiz. Diese Fragen beschäftigen die Wirtschaft und das Land jetzt.
Grundsätzlich gilt neu seit Donnerstagmorgen um 6 Uhr Schweizer Zeit ein Strafzoll für alle Güter von 39 Prozent. Er ersetzt den 10-Prozent-Strafzoll, den Trump der Schweiz in einer Übergangsfrist seit April auferlegt hatte.
Der Zoll von 39 Prozent wird aber zusätzlich zu den bereits zuvor bestehenden Zöllen aufaddiert. Das heisst also, dass es durchaus Schweizer Exporte gibt, die mit mehr als 39 Prozent verzollt werden müssen. Der genaue Zollsatz variiert je nach Zolltarifnummer. So gibt es etwa bei Langlaufski keine Vorzölle, sodass diese jetzt mit «nur» 39 Prozent Zoll exportiert werden können. Andere Skis hingegen haben schon einen Vorzoll von 2,6 Prozent. Ihr Warenwert wird jetzt neu mit 41,6 Prozent verzollt. Diese schon bestehenden Zölle wurden nach dem sogenannten «Most Favored Nations»-Prinzip bestimmt.
Dann gibt es noch einzelne Exportkategorien, die Trump mit noch höheren Zöllen belegt hat: Für Stahl, Aluminiumprodukte und Kupferhalbfabrikate sowie für kupferintensive Derivate gilt ein Satz von 50 Prozent. Davon betroffen sind auch Produkte, die solche Metalle enthalten.
Die gute Nachricht: Diese Metallzölle werden nicht auf die 39 Prozent aufgeschlagen. Die schlechte Nachricht: Es ist alles sehr kompliziert – und kann auch viele Alltagsprodukte treffen, von der Kaffeekapsel bis zum Dosenbier.
Die Nespresso-Kapseln, die in den Kantonen Freiburg und Waadt hergestellt werden, unterliegen dem neuen Zoll von 39 Prozent – obwohl ihre Verpackung auch Aluminium enthält. Anders sieht es aus für ein «Bier aus Malz in Alubehältern». Hier wird der Wert des Aluminiumanteils mit 50 Prozent verzollt. Der verbleibende Warenwert unterliegt dann den 39 Prozent. Da es beim Dosenbier keinen schon vorher bestehenden Zoll nach dem «Most Favored Nations»-Prinzip gab, wird hier kein weiterer Zoll addiert.
Jedes Unternehmen muss nun für all seine Produkte – abhängig von der jeweiligen eindeutig zugeordneten Zolltarifnummer – abklären, wie sie verzollt werden müssen. Die Ski- und Bier-Beispiele zeigen, dass der viel diskutierte Satz von 39 Prozent oft nur ein Element ist und gar noch höhere Abgaben fällig werden können.
Grundsätzlich sind die neuen Zölle von 39 Prozent am 7. August um Mitternacht Washingtoner Zeit oder 6 Uhr früh Schweizer Zeit in Kraft getreten. Es gibt aber eine kurze Schonfrist, die allerdings nur für Güter gilt, die schon unterwegs sind. Waren, welche noch unter diese Transit-Regelung fallen, unterlägen bei der Einfuhr in die USA dem Zoll von 10 Prozent, sagt Alfonso Orlando von der Exportförderorganisation Switzerland Global Enterprise. «Vorausgesetzt, dass die Einfuhrverzollung vor dem 5. Oktober 2025 erfolgt.» Diese Regeln gelten für den Transport per Schiff. Die Luftfracht werde im Dekret von Donald Trump nicht erwähnt, sagt Orlando.
Eine Möglichkeit wäre, die Waren in einem Land mit tieferem Zollsatz umzuladen und erst dann weiter in die USA zu schicken. Dieser Praxis des «Transshipments» hat Trump aber bereits einen Riegel geschoben: Er hat Ende Juli angekündigt, dass bei solchen Umladungen nochmals zusätzliche Zölle von 40 Prozent plus Bussen fällig würden. Auch die US-Importeure stehen unter Beobachtung. Man werde Ermittlungen gegen «verdächtig klassifizierte Importe verstärken» und nötigenfalls Sanktionen verhängen, liess das Justizministerium verlauten.
Grundsätzlich ist beim Zoll ohnehin das Ursprungsland der Waren massgebend und nicht das Abgangsland, wie Adrian Derungs, der Direktor der Industrie- und Handelskammer der Zentralschweiz, erklärt. Das heisst: Auch ein Produkt, dass von Deutschland in die USA verschifft wird, kann zu den für die Schweiz geltenden Sätzen verzollt werden. Denn wenn ein in der Schweiz hergestelltes Produkt nach Deutschland geliefert und dort vor dem Export in die USA zu wenig verändert wird, ordnen die USA dem Produkt weiterhin den zolltechnischen Ursprung Schweiz zu. Etwas abstauben, abfüllen oder etikettieren dürfte für einen Wechsel des Ursprunges der Ware nicht ausreichen
Anders ist es, wenn sie die Produktion in die EU verlagern, die einen vergleichsweise tiefen Zollsatz von 15 Prozent ausgehandelt hat. Ypsomed-Chef Simon Michel etwa hat bereits angekündigt, sein bestehendes Werk im deutschen Schwerin auszubauen. Ganz umgehen lassen sich die Zölle, indem eine Firma die Produktion in den USA aus- oder gar aufbaut. Das ist genau das, was Trump erreichen will. Das mag für international tätige Konzerne machbar sein, für hiesige KMU ist das schlicht unmöglich.
Ausnahmen gelten vorerst für Halbleiter, Unterhaltungselektronik, bestimmte Mineralien – und Medikamente. Für die pharmazeutische Industrie, die wichtigste Schweizer Exportbranche, ist das zunächst eine gute Nachricht. Roche, Novartis & Co. stemmen rund die Hälfte der Schweizer US-Exporte. Aufatmen können sie aber nicht. Ihnen droht gleich an zwei Fronten Ungemach: Donald Trump hat gerade kürzlich massive Zölle von bis zu 250 Prozent für die Branche angedroht. Und er baut immensen Druck auf, um in den USA Preissenkungen für Medikamente durchzusetzen. Die Pharma – und damit die Schweizer Wirtschaft – muss also weiter zittern.
Unter den Goldraffinerien herrscht grosse Unsicherheit. Bisher galt die weitverbreitete Ansicht, dass Edelmetalle, die von Schweizer Raffinerien umgeschmolzen und in die USA exportiert werden, zollfrei eingeführt werden könnten. Wegen Unklarheiten bei der Klassifizierung von Gold-Zolltarifnummern war aber unsicher, welche Produkte tatsächlich von Zöllen befreit sind. Die Branche wusste deshalb lange nicht, wie Gold bei der Einfuhr in die USA besteuert wird. Nicht zuletzt deshalb brachen die Ausfuhren im Juni auf nur noch 282 Kilogramm ein. Zum Vergleich: Allein im Januar hatten Schweizer Raffinerien noch 192 Tonnen Gold in die USA geliefert.
Wie CH Media weiss, hat sich die Verwirrung jetzt geklärt: Die US-Zollbehörden haben den Schweizer Raffinerien auf Anfrage mitgeteilt, dass 1-Kilogramm-Barren und 100-Unzen-Barren unter einer Zolltarifnummer eingeführt werden müssen, die aktuell mit einem Einfuhrzoll von 39 Prozent belegt ist. Diese Barren sind insbesondere für den wichtigsten Goldhandelsplatz, die Comex in New York, von grosser Bedeutung.
Die Tatsache, dass die Goldausnahme nicht mehr uneingeschränkt gilt, dürfte dem Schweizer Goldhandel mit den USA einen weiteren Schlag versetzen. «Selbst mit einem Zoll von nur 5 Prozent, wie er von gewissen Kreisen in der Schweiz gefordert wird, wäre der US-Markt tot», sagt Verbandspräsident Christoph Wild auf Anfrage. Er wisse nicht, wie die USA nun ihren Goldbedarf decken wollen. «Wir stehen mit dem Schweizer Verhandlungsteam in Kontakt, um die USA auf das Problem aufmerksam zu machen und eine Lösung zu finden», so Wild.
Die Konjunkturforschungsstelle KOF geht davon aus, dass der Zollsatz von 39 Prozent «erhebliche negative Auswirkungen auf die Schweizer Volkswirtschaft» haben wird. In einem optimistischeren Szenario gehen die Ökonomen von einem Einbruch des Bruttoinlandsprodukts zwischen 0,3 und 0,6 Prozent pro Jahr aus. Das würde jeden Schweizer durchschnittlich 300 Franken kosten.
Am stärksten betroffen sind die Uhrenindustrie, Hersteller von Präzisionsinstrumenten und die Maschinenbranche. Diese Firmen werden den Export möglicherweise ganz einstellen – sofern sie keine Marktmacht haben. Noch düsterer sieht es aus, wenn Trump bald auch die Schweizer Pharma mit Zöllen belegt. In einem Szenario mit einem Satz von 39 Prozent würde sich der Wirtschaftseinbruch auf mindestens 0,7 Prozent pro Jahr steigern. Hinzu kommen verstärkende Effekte, die schliesslich in eine Rezession führen könnten. (aargauerzeitung.ch)
Ausnahmen gelten vorerst für Halbleiter, Unterhaltungselektronik, bestimmte Mineralien – und Medikamente.
Leute in Bern, so geht das einfach nicht. Das stabile Genie brummt uns 39% auf. So wie es aussieht, will er davon nicht abrücken. Als Gegenleistung ! kommen wir dem Kleinkind mit Allerlei entgegen. Zusätzlich gewährt Trump Ausnahmen, wo es den USA nützt.
Mit Verlaub, haben wir noch einen Funken Ehre in uns. Rückgratlos lassen wir uns Abwatschen. Beschämend, echt beschämend.
Wie kommen die Repuplikaner da auf einen Zoll von 39%? Alles willkürlich und nicht nachvollziehbar.
Und was geben wir den USA für die Kampfflugzeuge?