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Nach Zoll-Fiasko: Jetzt soll es die «Mar-a-Lago-Crew» richten

Karin Keller-Sutter und Donald Trump, Montage cpf.
Bundespräsidentin Keller-Sutter setzt beim Dialog mit Trump auch auf die Wirtschaft.Bild: watson/keystone

Nach Zoll-Fiasko: Jetzt soll es die «Mar-a-Lago-Crew» richten

08.08.2025, 11:2908.08.2025, 12:33
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Die diplomatische Offensive des Bundesrates hat bislang keine Ergebnisse gebracht. US-Präsident Donald Trump blieb hart, es gelten 39 Prozent Zölle auf Importe aus der Schweiz.

Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter setzt nun auf die Hilfe der Wirtschaft, wie sie bereits bei der Medienkonferenz am Donnerstag mitteilte. Privatpersonen mit guten Beziehungen zur US-Regierung sollen ihren Einfluss gewinnbringend einsetzen. In Bundesbern nennt man sie auch «Mar-a-Lago-Crew», schreibt der Blick. Die Aufnahmegebühr in Trumps Golfresort Mar-a-Lago beträgt eine Million Dollar.

Die Bundespräsidentin und Vizepräsident Guy Parmelin haben sich in Washington auch mit Schweizer Wirtschaftsvertretern getroffen. Darunter:

  • Roche-Verwaltungsratspräsident Severin Schwan
  • Swiss-CEO Jens Fehlinger
  • Mercuria-Präsident Daniel Jäggi (einer der grössten Rohstoffhändler der Schweiz)
  • Partners Group (Investmentfirma) mit Aushängeschildern Marcel Erni und Fredy Gantner

Die Partners Group eröffnete erst im Juli ein neues Büro in Miami. Ihr Aushängeschild Fredy Gantner hat seit langem gute Beziehungen in die USA. Seine Frau studierte dort Journalismus und arbeitete für den Nachrichtensender NBC. Der Rohstoffhändler Mercuria hat seit Jahren im grossen Stil in die amerikanische Energieinfrastruktur investiert.

Keller-Sutter Parmelin USA Wirtschaftsvertreter
Die Bundespräsidentin und der Vizepräsident trafen sich in Washington mit Schweizer Wirtschaftsvertretern.Bild: Screenshot X

Einfluss und Investitionen

Die Wirtschaftsvertreter hätten gemäss «Blick» zusätzliche Kanäle, um für die Anliegen der Schweiz bei der US-Regierung zu weibeln. «Bei einem solchen Treffen geht es darum, die Message abzustimmen und herauszufinden, wer wen kennt.»

US-Präsident Trump nannte in erster Linie das Handelsdefizit als Grund für die Höhe der Zölle. Auch hier soll die Schweizer Wirtschaft helfen. Laut «Tages-Anzeiger» soll Swiss-CEO Fehlinger zugesagt haben, in den USA Boeing-Flugzeuge zu kaufen. Der Pharmakonzern Roche will derweil zugesagt haben, Industrieanlagen auszubauen.

Hoffnung setzt man in Bundesbern auch ins WEF. Trump könnte im Februar wieder nach Davos reisen. Klaus Schwab, der Gründer des Weltwirtschaftsforums, ist einer der wenigen Schweizer, die eine Einladung nach Mar-a-Lago bekommen haben – er soll diese aber bislang nicht angenommen haben. (rbu)

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136 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ingmarbergman
08.08.2025 11:50registriert August 2017
Oder in Deutsch:
- der Pharma-CEO der von Trump gehasst wird und hauptverantwortlich für die Zölle ist
- ein deutscher CEO einer Fluglinie die in den USA nicht relevant ist
- ein Rohstoffhändler, dessen Branche das Handelsdefizit mitverursacht
- und ein neoliberaler Trumpist, der die Schweiz am liebsten abschaffen möchte


Wieso genau sollen diese Leute jetzt im Namen unserer Bevölkerung etwas erreichen?
Da können wir ja gleich der EU beitreten. Das käme besser.
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Quipu
08.08.2025 11:40registriert Februar 2025
Mit an Bord die Finanzhaie, welche die Bilateralen III kippen wollen. Dann können wir uns ja getrost zurücklehnen, dann kommt es bestimmt gut.
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Linus Luchs
08.08.2025 12:20registriert Juli 2014
Wow, was für eine Entourage unserer Bundesräte. Marcel Erni und Alfred «Fredy» Gantner sind zwei der drei Milliardäre, die mit der «Kompass-Initiative» gegen das EU-Rahmenabkommen kämpfen. Das sind also die engsten die Einflüsterer unserer für Wirtschaft und Finanzen zuständigen Regierungsmitglieder. Jetzt ist definitiv klar, weshalb unser Bundesrat lieber in Washington zu Kreuze kriecht, statt sich im Verbund mit der EU zu stärken. Der Kompass zeigt ins Verderben.
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