Der Schweizer Arbeitsmarkt erholt sich weiter vom Coronataucher: Die Zahl der Arbeitslosen ist im Juli erneut leicht zurückgegangen und das Instrument der Kurzarbeit ist seltener beansprucht worden.
Insgesamt waren Ende Juli 128'279 Personen bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) als arbeitslos gemeldet. Das waren 3542 weniger als im Juni, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Montag mitteilte. Die Arbeitslosenquote verharrte damit bei 2,8 Prozent.
Beim aktuellen Rückgang spielten saisonale Gründe eine Rolle. So sei im Juli in den Bereichen Gastronomie und Hotellerie wegen der beginnenden Sommerferien der stärkste Rückgang verzeichnet worden, sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco, am Montag an einer Telefonkonferenz.
Sehr erfreulich sei jedoch, dass auch die um saisonale Effekte bereinigte Arbeitslosenquote leicht auf 3,0 von 3,1 Prozent gesunken sei. Trotz des Rückgangs weise im Übrigen der Gastrobereich mit 6,7 Prozent nach wie vor die höchste Arbeitslosenquote auf.
Keine Sorge bereitet Zürcher, dass die Jugendarbeitslosigkeit im Juli leicht angestiegen ist (auf 2,3 von 2,2%). Eine solche Entwicklung sei für die Sommermonate Juli und August üblich, weil dann viele Jugendliche ihre Ausbildung beendeten und vorübergehend keine Arbeit hätten. «Die Zunahme ist ziemlich moderat», so Zürcher.
Die Lage auf dem Schweizer Arbeitsmarkt hat sich im Juli weiter verbessert. Die Zahl der Arbeitslosen ist leicht zurückgegangen.
Alles in allem seien die Juli-Zahlen ein weiteres Indiz dafür, dass sich der Schweizer Arbeitsmarkt rasch vom Corona-Schock erhole, sagte der Amtschef. Tatsächlich liegen die aktuellen Zahlen deutlich unter jenen des Vorjahresmonats. Und sie liegen noch deutlicher unter den Werten vom letzten Januar, als die Coronakrise auf dem Schweizer Arbeitsmarkt die grössten Auswirkungen hatte.
Ein Indiz für den guten Zustand des Arbeitsmarktes sei auch, dass es eine hohe Dynamik gebe, sagte Zürcher. Die Zahl der Arbeitslosen erfahre einen «regen Umschlag». So seien im Juli knapp 30'000 Personen neu arbeitslos geworden, 33'000 hätten hingegen einen Job gefunden. «Es sind also nicht die gleichen Leute immer arbeitslos.»
Zuversichtlich stimmt Zürcher ausserdem, dass das Instrument der Kurzarbeit wieder seltener zum Einsatz kommt. Laut den neusten Schätzungen sind aktuell «deutlich weniger als 200'000 Arbeitnehmende» betroffen. Der Rückgang sei somit rasant.
Zum Vergleich: Auf dem Höhepunkt der Krise hatte für über 1 Million Menschen Kurzarbeit gegolten, Anfang 2021 für über eine halbe Million. Mit dem Instrument der Kurzarbeit wurden während der Corona-Krise die Effekte auf den Arbeitsmarkt abgefedert. So stieg die Arbeitslosenquote hierzulande trotz des immensen Konjunktureinbruchs infolge der Lockdowns und vorübergehenden Zwangsschliessungen nur auf maximal 3,7 Prozent. Diese Abfederung verschlang jedoch viel Geld: Allein im Jahr 2020 summierten sich die Kosten für den Steuerzahler auf über 10 Milliarden Franken.
Für das Gesamtjahr geht das Seco unverändert von einer Arbeitslosenquote von 3,1 Prozent aus, für 2022 von 2,8 Prozent. «In der Tendenz ist also – abgesehen von den üblichen saisonalen Schwankungen – mit einer weiter sinkenden Arbeitslosigkeit zu rechnen», sagte Zürcher.
Er räumte jedoch ein, dass in gewissen Branchen noch Strukturanpassungen und damit auch Entlassungen erfolgen könnten. Konkret erwähnte er die Luftfahrt. (awp/sda)