Marc Maurer hat ein Problem. Der Co-Geschäftsführer der Schuhfirma On, an der Tennis-Maestro Roger Federer beteiligt ist, muss sich überlegen, was er mit seinem Vermögen anstellen soll.
Als das ehemalige Start-up im September in New York an die Börse ging, wurden er und andere On-Manager über Nacht zu Multi-Millionären. Welchen Luxus er sich gönne, wurde er daraufhin von CH Media gefragt. Maurers Antwort: «Für mich ist wichtig, mit On Schuhen in der Natur laufen zu können. Das steht deutlich über den materiellen Wünschen.»
Angesichts Maurers offenbar praktisch inexistenten materiellen Wünschen stellt sich umso mehr die Frage, weshalb sich die On-Führungscrew derart fürstlich entlöhnt.
Denn: Die drei Gründer und die beiden Co-CEOs liessen sich für 2021 insgesamt 83 Millionen Franken auszahlen. Am meisten erhielt Maurer mit 16.9 Millionen Franken, wie die «Finanz und Wirtschaft» kürzlich mit Verweis auf den Kompensationsbericht der Firma schrieb.
Diese Löhne seien nicht nur für US-Verhältnisse hoch, auch in der Schweiz gehören die Turnschuh-Manager damit «zu den absoluten Top-Verdienern», schreibt das Finanzblatt. So verdienten Roche-Chef Severin Schwan und UBS-Chef Ralph Hamers im vergangenen Jahr beide je gut 11 Millionen Franken.
Doch wie überrissen sind die Löhne wirklich, insbesondere im Vergleich zur direkten Schuh-Konkurrenz? Das Branchenportal Tippinpoint hat sich die Löhne von Nike und Co. angesehen - und kommt zu einem verheerenden Schluss: «Wie man es auch rechnet, die Saläre von On sind von einem anderen Stern. Die Löhne sind weder durch die Aktienkursentwicklung noch durch die Geschäftszahlen in irgendeiner Weise gerechtfertigt.»
Spitzenverdiener in der Turnschuhbranche ist John Donahoe, der Chef von Nike, zuletzt mit einem Salär von 31 Millionen Franken, vor Skechers-Chef Robert Greenberg mit 19 Millionen Franken. An dritter Stelle folgt bereits Marc Maurer, Co-Chef von On. Alle anderen Chefs von börsenkotierten Sportschuh-Herstellern würden weniger verdienen, schreibt das Portal.
Auch Nike hat wie On eine fünfköpfige Geschäftsleitung. Beim US-amerikanischen Marktführer kassiert die Führungscrew 101 Millionen Dollar. Bei der bedeutend kleineren Schweizer Firma erhielten die fünf Manager 88.6 Millionen Dollar. Und: Der Fitness-Ausrüster Under Armour hat eine ähnliche Börsenkapitalisierung wie On, zahlt der fünfköpfigen Geschäftsleitung aber «nur» knapp 16 Millionen Dollar aus.
Asics-Chef Motoi Oyama erhielt zuletzt 850’000 Franken. Pikant: Die japanische Marke kommt auf eine Marktkapitalisierung von knapp 3 Milliarden Franken und erzielt einen Jahresumsatz in dieser Höhe.
On hingegen brachte es 2021 auf einen Umsatz von nur 725 Millionen Franken - bei einem Verlust von 170 Millionen. Die Börsenkapitalisierung hingegen ist mit 7.7 Milliarden Dollar enorm hoch. Analysten schätzen das Kurs-Gewinn-Verhältnis fürs Jahr 2023 auf einen Faktor von sagenhaften 855.
Laut Tippinpoint ist auffallend, dass die Saläre des On-Topmanagements losgekoppelt sind von harten Kennzahlen. «So spielen Reingewinn, Marge oder die Entwicklung des Share-Preises bei der Bemessung des Bonus’ kaum eine Rolle.»
Eine grosse Bedeutung hingegen komme dem «bereinigten» Bruttogewinn (Ebitda) zu. «Doch Bonus-Konstruktionen mit bereinigten Erträgen sind heikel, da sie dem Management die Möglichkeit geben, auch mit schlechten Resultaten die Jahresziele zu erreichen.» Aus Governance-Optik seien derart diffuse Bemessungsgrundlagen abzulehnen, da wichtige Faktoren ausgeklammert werden könnten.
Die Bilanz des Börsengangs von On aus Sicht der Aktionäre ist bisher nicht positiv. Nachdem der Ausgabepreis der On-Aktie deutlich übertroffen wurde, stieg der Titel auf 45 Dollar. Seit November kannte der Trend aber nur eine Richtung: nach unten. Zuletzt kostete eine On-Aktie 24 Dollar - ein Minus von 36 Prozent im Vergleich zum Jahresbeginn.
Ronja Jansen, Präsidentin der Juso - der Partei, welche 2013 die «1:12»-Initiative vors Volk brachte - übt Kritik an den On-Managern. «Derartige Millionen-Saläre sind ein Affront gegenüber der Belegschaft, insbesondere jenen in den Tieflohnländern, wo On produziert und die eigentliche Wertschöpfung entsteht.»
Der Fall zeige, wie verzerrt der Blick auf die Wirtschaft heutzutage sei: «Die Meldung über die On-Millionen-Saläre führt bloss zu einem kleinen Aufschrei, aber unsere Forderung, wonach niemand mehr als zwölfmal so viel verdienen darf wie die schlechtestbezahlten Mitarbeitenden, gilt nach wie vor als extrem. Dabei ist der Ist-Zustand extrem.»
Auf eine Anfrage von Tamedia zu den Aktienpaketen, liess On verlauten, sie honorierten im Sinne einer Erfolgsprämie eine ausserordentliche unternehmerische Leistung und seien 2021 als Vergütungsaufwand verbucht worden. Und Co-CEO und Finanzchef Martin Hoffmann sagte der «Finanz & Wirtschaft» gegenüber: «Solche Vergütungen sind auch für 2022 geplant.» (aargauerzeitung.ch)
Heute, das sportliche lassen wir mal beiseite, ist er zum Werbekasper verkommen, der sich für nichts zu schade ist, seinen Namen herzugeben.
Mit diesen abgeranzten Turnschuhen für 300.- hat er es jetzt aber auf die Spitze getrieben.