Fast ein halbes Jahrhundert ist es her, da erhielt die Schweiz nach und nach neue Banknoten. Es war die sechste Serie: Auf allen Noten prangte auf der Vorderseite das Porträt einer historischen Persönlichkeit - alles Männer notabene. Den rosaroten Zehn-Franken-Schein beispielsweise schmückte ein Bild des Mathematikers Leonhard Euler, den blauen Hunderter eines des Architekten Francesco Borromini.
Kaufen lässt sich damit schon lange nichts mehr. Die Serie, die ab dem Jahr 1976 in Umlauf ging, wurde per 1. Mai 2000 zurückgerufen. Die alten Scheine können seither bei der Schweizerischen Nationalbank sowie verschiedenen Kantonalbanken gegen neues Geld getauscht werden.
Doch das haben – auch über zwei Jahrzehnte später – noch längst nicht alle getan. Manche horten die alten Scheine offensichtlich, oder haben vergessen, dass noch irgendwo in einem Tresor ein Bündel vor sich hin schlummert.
Darauf lassen zumindest die Angaben der Nationalbank schliessen: Ende 2023 waren demnach noch 17,3 Millionen Noten der sechsten Banknotenserie im Umlauf. Gesamtwert: 1,0 Milliarde Franken. Ganz schön viel Geld.
Erfreulich ist der hohe Betrag für Bund und Kantone. 25 Jahre nach dem Rückruf einer Banknotenserie erhalten sie nämlich einen Teil des Geldes ausbezahlt. Konkret: 90 Prozent des Gegenwerts der nicht umgetauschten Noten werden verteilt – also voraussichtlich rund 900 Millionen Franken.
20 Prozent davon gehen gemäss Gesetz an den Elementarschädenfonds Fondssuisse, der Rest zu einem Drittel an den Bund und zu zwei Dritteln an die Kantone. Diesen Verteilschlüssel hat das Parlament 2019 beschlossen.
Und so bekommt die Bundeskasse nächstes Jahr per 30. April einen netten Zustupf. «Gemäss Schätzungen dürfte sich die Zuweisung an den Bund auf 236 Millionen Franken belaufen», heisst es in der Botschaft zum Voranschlag 2025. Definitiv bekannt ist der Betrag erst am Stichtag, da die Banknoten, die bis dahin umgetauscht werden, in die Berechnung einfliessen. Doppelt so viel – gemäss Schätzung des Bundes also fast eine halbe Milliarde Franken – geht an die Kantone.
Obwohl das Geld verteilt wird, können die alten Banknoten weiterhin unbeschränkt umgetauscht werden. Das Parlament hat die früher gültige Umtauschfrist von 20 Jahren aufgehoben. 10 Prozent des Gegenwertes bleiben deshalb bei der Nationalbank als Rückstellung.
Es ist das erste Mal, dass Bund und Kantone zum Handkuss kommen. Zuvor floss das Geld jeweils vollständig an die Stiftung Fondssuisse. Insgesamt viermal war das der Fall: 1955 (1,9 Millionen), 1976 (6,9 Mio.), 1978 (39 Mio.) und 2000 (244 Mio.), wie der Bund 2018 in einem Bericht festhielt. Danach entschied das Parlament, die Verteilung zu ändern – auch weil sich abzeichnete, dass die nächste Auszahlung sehr hoch ausfallen könnte.
Denn das ist das Erstaunliche: Bei früheren Banknotenserien war die Menge an nicht umgetauschten Noten deutlich kleiner – maximal 244 Millionen Franken nach 20 Jahren. Jetzt ist es voraussichtlich rund eine Milliarde Franken. Warum ist das so? Und warum werden die alten Scheine nicht umgetauscht?
Die Nationalbank verfüge über keine gesicherten Informationen, erklärt ein Sprecher.
Über deren Anteile und Mengen könne aber nur spekuliert werden.
Die Politik stand vor demselben Rätsel, als sie über den neuen Verteilschlüssel debattierte. 2019 sagte der damalige Finanzminister Ueli Maurer im Parlament: «Sie haben uns zu Recht gefragt: Weshalb ist das plötzlich eine Milliarde? Wir wissen es auch nicht.» Es könne verschiedene Gründe geben, fügte Maurer an:
Andere Noten seien vielleicht verloren gegangen oder vernichtet worden.
Klar ist: Die Sorgen um die klamme Bundeskasse lösen sich durch diese einmalige Zahlung nicht einfach in Luft auf. 236 Millionen Franken klingt zwar nach viel, der Betrag relativiert sich aber bei einem Budget von 86 Milliarden Franken.
Und bis zur nächsten Auszahlung dauert es ein Weilchen: Diese fällt erst im Jahr 2046 an - für die achte Banknotenserie (die siebte war eine sogenannte Reserveserie). Die Noten der achten Serie wurden per 30. April 2021 zurückgerufen. Ende 2023 waren davon noch sage und schreibe 73,4 Millionen Noten im Umlauf. Gesamtwert: 9,7 Milliarden Franken.
(bzbasel.ch)