Teilzeitarbeit boomt in der Schweiz: Insbesondere Männer entscheiden sich in der jüngeren Vergangenheit immer öfter, ihr 100-Prozent-Pensum ebenfalls zu reduzieren. Unterdessen arbeitet jeder fünfte Mann Teilzeit. Bei den Frauen ist es nach wie vor mehr als jede zweite. Das zeigen Zahlen des Bundesamts für Statistik, die diese Woche veröffentlicht wurden, wie die «SonntagsZeitung» schreibt.
Diese besagen unter anderem auch, dass die durchschnittliche Arbeitszeit eines Schweizer Arbeitnehmers auf gerade einmal 31 Stunden gesunken ist. Zum Vergleich: 1990 betrug die Durchschnittsarbeitszeit noch 42 Stunden, was heute etwa einer klassischen 100-Prozent-Woche entspricht.
Für Stefan Wolter, Professor für Bildungsökonomie an der Universität Bern, ist das Bedürfnis nach Teilzeitarbeit auf individueller Ebene verständlich. Er geht davon aus, dass sich der Trend hin zu Teilzeitarbeit noch verstärken wird – insbesondere, weil die Männer die Teilzeit als Arbeitsmodell gerade erst entdeckt hätten. Zudem sei sie mittlerweile gesellschaftlich akzeptiert oder gar gewünscht: «Verbringen die heutigen Neopapis nicht mindestens einen Tag mit den Kindern, gelten sie als Rabenväter», so Wolter im Gespräch mit der «SonntagsZeitung».
Aus wirtschaftlicher Perspektive verschärft der Trend aber zahlreiche Probleme: Der Fachkräftemangel intensiviert sich, der Migrationsdruck steigt, es fehlt an Steuergeldern und AHV-Einzahlungen.
Ein wesentliches Problem ist dabei, dass insbesondere Gutverdienende ihr Pensum reduzieren. «Anders als die Kassiererin können sie es sich schlicht leisten», sagt Wolter gegenüber der «SonntagsZeitung». Das führt auch dazu, dass die Gutverdiener der Steuerprogression entkommen und damit letzten Endes gar nicht viel weniger Geld zur Verfügung haben, wenn sie zwischen 60 und 80 anstelle von 100 Prozent arbeiten.
Laut Wolter ist dadurch die für das Schweizer System wichtige Solidarität bedroht. Bildung entwickle sich aus gesellschaftlicher Sicht zu einer weniger lohnenswerten Investition, weil die Studierten mit ihren einbezahlten Steuern somit die von der Gesellschaft gestemmten Kosten für ihre Ausbildung nicht mehr decken.
Der Bildungsökonom hat für das skizzierte Problem auch einen Lösungsvorschlag zur Hand: Und zwar fordert er eine Rückzahlungspflicht von Studienkosten, sollten die von der Öffentlichkeit getragenen Kosten nicht mehr durch höhere Steuerabgaben während der Karriere kompensiert werden. Nach Berechnung von Wolter müssten Akademikerinnen und Akademiker im Schnitt mindestens 70 Prozent arbeiten, damit sich Kosten und Steuern die Waage halten.
Wolter rechnet damit, dass seiner Forderung insbesondere von linker Seite mit Kritik begegnet wird. Dies findet er inkonsequent, wie er der «SonntagsZeitung» sagt:
(con)
Ich arbeite sehr gerne trotzdem arbeite ich zum Leben und Lebe nicht zum arbeiten.
Unsere Entscheidung war richtig und wir würden es wieder so machen!
Aha...was ist nur aus dem Mantra "Der Markt wird es regeln" geworden?