«Alle finden’s super», berichtet Luc Musy. «Aber noch hat’s keiner gekauft», ergänzt sein Kompagnon Cyrill Hunkeler. Entsprechend froh sind die beiden Geschäftsleiter der Binninger Fünfschilling AG über den Jury-Preis des KMU-Award der Industriellen Werke Basel (IWB), den sie Anfang September entgegennehmen konnten: Dieser wird für «echte Initiativen von innovativen und zukunftsorientierten Unternehmen» vergeben, die sich in Sachen Energieeffizienz engagieren.
Bekommen haben sie den Preis für einen Velo-Unterstand, der mit Solarpanels gedeckt ist und an dem man die Batterien von Elektrovelos mit Solarstrom laden kann. «So wird das E-Bike zum Sonnenvelo», schwärmt Musy. Damit könne man die Akkus tagsüber laden, wenn das Velo vor dem Bau des Arbeitgebers steht, statt nachts zu Hause. «Dies wäre ein kleiner Beitrag dazu, den tagsüber anfallenden Sonnenstrom zu speichern.» Entsprechend schwebt den beiden Metallbauern auch ein Solar-Carport in der gleichen Art vor: Sie bauen den Unterstand, die 7XS GmbH aus Muttenz integriert die Solartechnik.
Die Preisdifferenz von rund 30 Prozent zu einem herkömmlichen Velounterstand sei nicht überrissen, argumentiert Hunkeler: Dort falle vor allem der Tiefbau für das Fundament ins Gewicht. Den Solar-Veloständer hingegen könne man mit seinem 2.5 Tonnen schweren Betonfuss überall hinstellen und hinterher auch umplatzieren, insbesondere wenn man die Insel-Variante wählt: Da speichert ein Akku den Strom, es ist kein Netzanschluss nötig. «Zudem würden die Preise bei einer höheren Stückzahl etwas sinken.»
Als Kunden haben die Jungunternehmer – sie haben per Management-Buy-out die Firma vor sechs Jahren übernommen – Unternehmen oder Verwaltungen im Auge, die ihren Mitarbeitern und Kunden die Solarladestation zur Verfügung stellen würden. Auch könnte man sich zusammen mit einem Elektrovelo-Produzenten auch ein Hotelier-Paket vorstellen: Hotels in den Bergen würden ihren Gästen Sonnenvelos für Ausflüge auf den steilen Strassen zur Verfügung stellen.
Doch bisher haben die Ideen nicht eingeschlagen. «An unseren Veranstaltungen wird zwar viel gefragt, aber irgendwie traut man dem Dorfschlosser die Innovation nicht zu, wenn nicht ein Konzern dahinter steht», kommentiert Hunkeler. Deswegen erhoffen sich die beiden vom Jury-Preis des KMU-Award Rückenwind, damit es nicht beim Prototyp bleibt, den sie beim Firmensitz in Binningen an der Hauptstrasse ausstellen: Die Auszeichnung umfasst vor allem ein Kommunikationspaket, was dem Marketing Schwung verleihen dürfte.
«Dorfschlosser» ist für Musy und Hunkeler kein abwertendes Etikett – im Gegenteil: «Es ist wichtig, dass das Handwerk im Dorfkern präsent bleibt und man auch mit dem abgebrochenen Pfannenstiel zu uns kommen kann», betont Musy. Auf dem Tisch des Sitzungszimmers liegt ein Metermass, der Firmensitz ist ein Altbau, der Tradition ausstrahlt: Die Firma wurde vor 120 Jahren gegründet.
Daneben betreibt das KMU eine Produktionsstätte in Kaiseraugst, wo man das Areal eines konkursiten Mitanbieters kaufen konnte. Über den Umsatz spricht man bei Fünfschilling nicht öffentlich. «Wichtiger als ein hohes Wachstum ist, dass wir für unsere 30 Mitarbeitenden ein solider Arbeitgeber bleiben, dass wir die Qualität halten können und die Marge stimmt», erklärt Hunkeler.
Die Fünfschilling AG kann auf Referenzprojekte wie die Tramhäuschen der Basler Verkehrsbetriebe (BVB) oder die Fassade des Basler Schauspielhauses verweisen. Man war auch an der Entwicklung der neuen Stelen der BVB beteiligt, ist aber in der Ausschreibung einem Mitbewerber unterlegen. «Im Metallbau sind die Preise kaputt», kommentiert Hunkeler. Sich an Grossüberbauungen zu beteiligen rechne sich für die Fünfschilling AG kaum mehr. Vielmehr setzt man auf kundenspezifische Aufträge. Zudem sucht das Unternehmen neben dem klassischen Metallbau Nischen wie Gartenmöbel, Feuerschalen oder Brennholzständer – alles «local made».
Ein weiteres Geschäftsfeld sind Kurse: Privatpersonen können schweissen, Firmen einen Teambildungsanlass buchen, bei dem die Mitarbeitenden gemeinsam eine Metallskulptur herstellen. «So lernen die Leute das Handwerk wieder schätzen.»