Für ein Hochhaus an der Zürcher Europaallee lassen die SBB eine ganze Fassade in China herstellen. Dies berichtet der Tages Anzeiger am Dienstag.
Demnach werden rund 8000 Kilometer von Zürich entfernt, in der nordchinesischen Millionenstadt Shenyang, momentan rund 3500 Tonnen Material angefertigt, welche später per Schiff und Lastwagen nach Zürich verfrachtet werden. Die Firma, die momentan für die SBB die Fassaden herstellt, heisst Yuanda und beschäftigt etwa 13'000 Arbeiter.
Ein Teil dieses Materials reist gleich zweimal um den halben Globus. Sowohl die Sonnenstoren als auch der Muschelkalk für die Platten aus Naturstein stammen aus Deutschland. Montiert werden sie aber erst in China.
Dass ein chinesisches Unternehmen den Zuschlag für den Auftrag bekam, war nicht zwingend. Auch Schweizer Firmen hatten sich dafür interessiert. Roman Aepli, Geschäftsführer von Aepli Metallbau sagt gegenüber dem Tages Anzeiger: «Unser Vorschlag belief sich auf 27 bis 28 Millionen Franken. Yuanda hat für etwa fünf Millionen weniger offeriert, heisst es.»
Man habe gegen die chinesischen Preise keine Chance, meint Aepli. Die Monatslöhne betrügen dort wenige Hundert Franken, die Auflagen seien weniger strikt und es würden keine Lehrlinge ausgebildet.
Die SBB wehren sich gegen den Vorwurf, einheimische Gewerbe zu benachteiligen. Man dürfe Schweizer Anbieter nicht bevorzugen, dass verbiete das Beschaffungsrecht. Aus der Politik werden nun Stimmen laut, welche einen «raffinierten Protektionismus» fordern. Dieser würde darin bestehen, dass man bei der Auftragsvergabe hohe Standards in Sachen Umweltschutz und Sozialleistungen verlangen würde. (cma)
Ach ja, dieses Argument spielt ja keine Rolle. Geld ist ja neutral.