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Das verdienen Lehrer in den Nachbarländern der Schweiz

Als Lehrer in Italienn verdienst du teilweise sehr wenig.
Als Lehrer in Italienn verdienst du teilweise sehr wenig.Bild: Shutterstock

Ein Nachbarland zahlt Hungerlöhne: Das verdienen Lehrer in Nachbarländern

Innerhalb der Schweiz liegen Lehrer beim Lohn teils weit auseinander. Ein Blick über die Landesgrenzen hinaus zeigt jedoch, dass das Gefälle zu unseren Nachbarn dramatisch ist. Besonders ein Land fällt negativ auf.
02.09.2024, 07:5302.09.2024, 08:58
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In der Schweiz kämpfen Schulen mit einem gravierenden Lehrermangel. Verschärft wird dieser durch Pensionierungswellen und steigende Schülerzahlen. Einige Kantone reagieren darauf mit deutlichen Lohnerhöhungen.

In Zürich beispielsweise verdienen Primarlehrer durchschnittlich gut 81'000 Franken im ersten Jahr, Gymnasiallehrer 106'000 Franken. Innerhalb der Schweiz gibt es deutliche regionale Unterschiede, wie unser Lehrerlöhne-Report vom August zeigt.

Doch wie stehen die Schweizer Lehrer im Vergleich mit ihren Kollegen aus dem europäischen Ausland dar? Eine Übersicht:

🇩🇪 Ein besonderer Trumpf für Lehrer

Im europäischen Vergleich werden Lehrer in Deutschland gut bezahlt - von Schweizer Verhältnissen sind sie allerdings weit entfernt: Ein Primarlehrer erhält ein durchschnittliches Jahresgehalt von rund 46'000 Euro (ca. 43'000 Franken), also rund 3800 Euro im Monat, und liegt damit leicht über dem deutschen Durchschnittslohn von 45'000 Euro pro Jahr.

Das durchschnittliche Jahresgehalt eines Berufsschullehrers liegt bei 53'000 Euro (ca. 4400 Euro pro Monat), jenes eines Gymnasiallehrers bei 59'000 Euro (ca. 4900 Euro pro Monat). Dabei unterscheiden sich die Saläre je nach Bundesland: Am oberen Ende zahlen Baden-Württemberg, Sachsen und Bayern rund 4 Prozent mehr als der Durchschnitt der Länder, während Hessen, das Saarland und Mecklenburg-Vorpommern etwa 4 Prozent weniger überweisen.

Lehrer Deutschland Symbolbild
Bildsuche: Lehrer Deutschland.Bild: Shutterstock

Ein Vorteil für Lehrer ist der Beamtenstatus, den eine grosse Mehrheit von ihnen innehat. Er macht sie praktisch unkündbar und bringt Zuschläge für Ehepartner und Kinder mit sich. Zudem müssen Beamte nicht in die Arbeitslosen- und die Rentenversicherung einzahlen. Ihre Pension kann bis zu 70 Prozent des letzten Bruttogehalts betragen und ist damit deutlich höher als die meisten Renten. Allerdings entfällt bei Beamten eine Betriebsrente. (hfm)

Wer hatte so einen Lehrer?

🇫🇷 Zulagen für Problemschulen

In Frankreich sind die Lehrer dagegen nicht auf Rosen gebettet. Ihre Löhne liegen klar unter dem europäischen Mittelwert. Ein Primarlehrer verdient zum Beispiel brutto 2100 Euro im Monat, wenn er beginnt; bei der Pensionierung kann sein Salär 4000 Euro erreichen. Mittelschullehrer starten mit 2200 Euro im Monat und können beim Karriereende 5000 Euro erreichen. Berufslehrer kommen in etwa auf die gleichen Löhne.

Im Normalfall kommen zu diesen Einkommen Prämien von 200 bis 300 Euro im Monat. Wer in einer «schwierigen» Banlieue-Schule lehrt, erhält monatlich etwa 130 Euro zusätzlich.

Bildsuche: Lehrer Frankreich
Bildsuche: Lehrer Frankreich.Bild: Shutterstock

Lehrergewerkschaften monieren seit langem, dass ihre Löhne tiefer lägen als in Deutschland oder Grossbritannien. Da diese Berufsverbände der Sozialistischen Partei nahestehen, sind die Lehrerlöhne ein politischer Dauerbrenner. Präsident Emmanuel Macron hatte der Lehrerschaft 2022 Lohnerhöhungen versprochen. Im Gegenzug sollen die Lehrer länger arbeiten: So sollen sie ausserhalb ihrer Arbeitszeit individuellen Nachhilfeunterricht geben. Diesen «Pakt» Macrons lehnen die Gewerkschaften aber ab. (brä)

🇮🇹 Hungerlöhne

Von Löhnen, wie sie das Schweizer Lehrpersonal bezieht, könnten die italienischen Lehrerinnen und Lehrer nur träumen. Im Belpaese verdient ein Gymnasiallehrer am Ende seiner Berufslaufbahn weniger als die Hälfte dessen, was eine Schweizer Kindergärtnerin im ersten Berufsjahr erhält.

Leherer Italien Symbolbild
Bildsuche: Lehrer Italien.Bild: Shutterstock

Bei den Primarschulen («scuola elementare») beträgt der monatliche Einstiegslohn 1262 Euro netto. Dies entspricht inklusive eines 13. und 14. Monatslohns einem Bruttojahreslohn von 21'100 Euro. Ab dem 35. Dienstjahr werden monatlich 1795 Euro netto ausbezahlt, was einem Bruttojahreslohn von 32'500 Euro entspricht. Höher geht es bei Primarlehrern in Italien nicht.

In der Mittelstufe («scuola media») sind die Löhne nur unwesentlich höher: Sie beginnen bei monatlich netto 1350 Euro (22'700 Euro brutto pro Jahr) und steigen ab dem 35. Dienstjahr auf monatlich netto 1960 Euro (35'500 Euro brutto pro Jahr). Die Löhne an den Berufsschulen entsprechen ungefähr jenen der Mittelstufe.

Am Gymnasium («liceo») beginnt man mit einem Einstiegslohn von monatlich netto 1405 Euro (22'700 Euro brutto pro Jahr). Mit 35 oder mehr Dienstjahren werden monatlich netto 2030 Euro ausbezahlt (36'780 Euro brutto pro Jahr). Die Einstiegslöhne gelten in allen Lehrerkategorien während der ersten acht Dienstjahre; erst im neunten Dienstjahr gibt es die erste Lohnerhöhung. (dst)

🇦🇹 Zunehmend Quereinsteiger

Besser geht es den Lehrern in Österreich: Das Durchschnittsgehalt liegt hier bei rund 55'000 Euro brutto pro Jahr. Das inkludiert bereits Zuschläge für Urlaub und Weihnachten. Lehrer Beziehen damit pro Monat also zwischen rund 2400 Euro und 3500 Euro netto.

Lehrer Österreich Symbolbild
Bildsuche: Lehrer Österreich.Bild: Shutterstock

Allerdings gibt es Unterschiede zwischen den Bundesländern, den Schultypen und auch Schulstufen. Grundsätzlich gilt: Gymnasiallehrer verdienen mehr als Volksschullehrer. Mittelschullehrer (Unterstufe) verdienen weniger als Gymnasiallehrer. Abgestuft wird freilich auch nach Berufsjahren sowie nach Fächern. Und Zulagen erhalten Lehrer, die «arbeitsintensive Fächer» unterrichten oder zusätzlich zu der Tätigkeit in der Klasse Verwaltungsaufgaben übernehmen.

Das Lohnmodell ist aktuell vor allem angesichts eines grassierenden Lehrermangels Thema. Es wird versucht, über den zweiten Bildungsweg Lehrpersonal zu generieren - also Quereinsteiger mit Berufserfahrung in anderen Bereichen. Das sorgt immer wieder für Unstimmigkeiten. Konflikte gibt es aber auch in einem anderen Bereich: Lehrer sind in Österreich grundsätzlich Angestellte der Länder, bezahlt werden sie allerdings vom Bund. Stellt ein Land also mehr Lehrer ein als im Finanzrahmen vorgesehen, bleibt bisher der Bund auf den Kosten sitzen. (sts)

(fox/aargauerzeitung.ch)

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68 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Nocciolo
02.09.2024 08:06registriert November 2014
Diese Beträge sagen genau nichts aus. Man muss die Löhne immer ins Verhältnis zu den Lebenshaltungskosten stellen, erst dann kann man vergleichen.
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Onaria
02.09.2024 08:15registriert Januar 2024
Vergessen wurde, dass z.B. in Deutschland die Steuern bereits vor der Auszahlung abgezogen werden. Daher hinken die Vergleiche.
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Delay Lama
02.09.2024 08:26registriert Oktober 2016
Was ist der Sinn dieses Artikels? Wenn man die alte Leider, dass Lehrpersonen zu viel verdienen, bedienen möchte, dann macht es sinn. Ansonsten ist es wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Die Schweiz hat ausser ihrem Humankapital sehr wenig Rohstoffe. Wir sollten Bildung als hohes Gut betrachten.
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