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Kanton Bern weist Überschuss von über 350 Mio. Franken aus

Kanton Bern weist Überschuss von über 350 Mio. Franken aus – so reagieren die Parteien

28.03.2023, 15:00
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Der Kanton Bern hat seine Jahresrechnung 2022 mit einem Gewinn von 358 Millionen Franken abgeschlossen. Im Voranschlag 2022 hatte die Finanzdirektion ein Defizit von 88 Millionen Franken vorgesehen.

Mit diesem positiven Ergebnis kann das Defizit aus dem Jahr 2021 in der Höhe von 73 Millionen Franken kompensiert werden, wie die Berner Finanzdirektion am Dienstag mitteilte. «Das Ergebnis ist auch auf die hohe Steuerbelastung und den hohen Betrag aus dem Finanzausgleich zurückzuführen», sagte Finanzdirektorin Astrid Bärtschi an der Medienkonferenz.

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Statt mit 88 Millionen im Minus, endete der Kanton Bern seine Jahresfinanzen mit 358 Millionen im Plus.Bild: TI-PRESS

Mehr Steuereinnahmen

Die Steuererträge des Kantons waren für das Jahr 2022 höher als geplant (+ 174 Mio. CHF), wie die Finanzdirektion erklärte. Das sei vor allem auf Mehreinnahmen bei den Unternehmenssteuern (+141 Mio. CHF) und bei der Grundstückgewinnsteuer (+ 52 Mio. CHF) zurückzuführen. Die Steuereinnahmen bei den Privatpersonen ging aber zurück (- 23 Mio. CHF), dies entspräche einer Tendenz.

Die Ausgaben zur Bekämpfung der Pandemie und der Abfederung der Covid-Massnahmen fielen um 67 Millionen Franken tiefer aus als budgetiert.

Die Investitionen des Kantons (354 Mio. Franken) lagen um 47 Millionen Franken tiefer als geplant. Dies sei vor allem auf die Verzögerung beim Neubau des Campus Bern zurückzuführen.

Der Kanton konnte auch seine Schulden reduzieren und zum ersten Mal seit 2014 liegt seine Schuld (7.9 Mia. Franken) unter 8 Milliarden Franken. Dies führe kurzfristig zu tieferen Zinskosten, wobei der Zinssatz steigen könnte, führte Bärtschi aus. Zudem werde erstmals seit 1990 wieder ein Bilanzüberschuss ausgewiesen.

Zusammenfassend sagte Bärtschi, dass der bernische Finanzhaushalt sich in einer soliden Verfassung befinde.

Gutes Ergebnis bedeutet kein Kurswechsel

Mit Blick auf das laufende Jahr blieb Bärtschi vorsichtig und der Regierungsrat folge weiterhin einer restriktiven Finanzpolitik, betonte die Finanzdirektorin. Zudem könne der Wegfall einer Gewinnausschüttung durch die Schweizerische Nationalbank zu einem Defizit führen. Für das Jahr 2022 hatte der Kanton 480 Millionen Franken erhalten.

Lohnerhöhungen in der Verwaltung und höhere Preise für Baumaterialien aufgrund der Teuerung würden den Finanzhaushalt des laufenden Jahres belasten, erklärte Bärtschi. Die Regierung folge aber weiterhin dem Ziel, die Steuern für natürliche wie juristische Personen zu senken.

So reagieren die Parteien

Die bürgerlichen Parteien warnen vor neuen Begehrlichkeiten, die Linke fordert Investitionen in Klimaschutz und Armutsbekämpfung: Die Reaktionen auf die Stadtberner Rechnung 2022 fallen gemischt aus.

Die FDP sieht trotz Überschuss «keinen Grund zur Euphorie». Die Ziele der Finanzstrategie seien erneut verfehlt worden, und die Verschuldung der Stadt sei um weitere 110 Millionen Franken angestiegen. Die Ausgabendisziplin müsse daher oberste Priorität haben.

Die SVP verlangt, «dass die Stadt endlich konsequent spart und ihre Ausgaben priorisiert». Sonst drohten bald happige Steuer- und Gebührenerhöhungen.

Auch aus Sicht der Grünliberalen bleibt der Handlungsbedarf hoch. Der Gemeinderat müsse mehr Ehrgeiz an den Tag legen, um seine eigenen finanzpolitischen Ziele zu erreichen. Eine Finanzierung von Leistungen und Investitionen über Schulden sei nicht vereinbar mit einer generationengerechten Finanzpolitik.

Für die SP zeigt der positive Rechnungsabschluss, dass Massnahmen zur Stabilisierung der Finanzlage Früchte tragen. Nun seien «Investitionen in eine lebenswerte Stadt» vonnöten. Gerade in Krisenzeiten brauche es einen starken und sozialen Staat, und dazu gehöre auch die Förderung von bezahlbarem Wohnraum.

Die Stadt verfüge über genügend finanziellen Spielraum für Investitionen, schreiben die Grünen. «Wir erwarten vom Gemeinderat, dass er jetzt massiv in Massnahmen in Klimaschutz und Armutsbekämpfung investiert.» (saw/sda)

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20 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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AFK
28.03.2023 16:01registriert Juni 2020
Im Artikel geht es um den Kanton, im 2en Teil um die Stadt.. irgendwie macht ihr hier ein durcheinander.
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GrossmeisterDerBlauenReiterei
28.03.2023 16:06registriert Dezember 2014
Stadt Bern und Kanton Bern sind "zwei paar Schueh". Der Kanton hat die rund 350 Mio. Überschuss in der Rechnung 2022, die Stadt Bern hat knapp 15 Mio. Überschuss. Ich wünschte mir von watson ein bisschen mehr Sorgfalt, danke.
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Suchlicht
28.03.2023 15:39registriert August 2015
Ihr vermischt da etwas, die Reaktionen der Parteien beziehen sich nicht auf das kantonale Budget von RR Bärtschi, sondern auf den stadtbernischen Haushalt von GR Aebersold, der überraschenderweise auch besser als budgetiert ausgefallen ist. Stadt <> Kanton.
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