Zwei Wochen vor den Wahlen macht SP-Fraktionschef Roger Nordmann einen brisanten Vorschlag: Er fordert Flugkontingente für die Schweizer Bevölkerung. «Die Flugticketabgabe allein genügt nicht. Damit tatsächlich weniger geflogen wird, braucht es zusätzliche Massnahmen – zum Beispiel Kontingente für Flugreisen», sagte der Waadtländer Nationalrat laut NZZ am Sonntag diese Woche an einer Klima-Fachtagung der Schweizerischen Energiestiftung.
Was Nordmann mitten im Wahlkampf fordert, hat bisher noch keiner der tonangebenden Umweltverbände in der Schweiz öffentlich zur Diskussion gestellt: dass jedem Bürger und jeder Bürgerin eine beschränkte Anzahl Flugkilometer zur Verfügung stehen soll. Wer dieses Kontingent nicht ausschöpft, soll seine Flugzertifikate verkaufen können. Und wer mehr fliegen will, muss hoffen, dass andere sich zurückhalten.
Das System würde gemäss Nordmanns Idee ähnlich funktionieren wie der Handel mit CO2-Zertifikaten in der Industrie. Wie hoch die Kontingente sein sollen, ist indes noch offen: «Es muss auf jeden Fall weniger sein als der Status quo», sagt Nordmann. Heute fliegen Schweizer im Schnitt rund 9000 Kilometer pro Jahr – Tendenz steigend. Die Reaktionen auf die SP-Idee sind laut «NZZ am Sonntag» durchzogen.
Bleibt die Frage: Wie viele Flüge pro Person liegen in Zukunft noch drin? In Deutschland forderte der grüne Politiker Dieter Janecek jüngst, man solle die Zahl der erlaubten Flüge pro Jahr auf drei festlegen. Nordmann denkt eher an eine Maximalzahl an Flugkilometern, welche im Gleichschritt mit der Entwicklung der internationalen Bahnverbindungen gesenkt würde. «Es muss auf jeden Fall weniger sein als der Status quo.»
Die Reaktionen über den Vorschlag fallen zurückhaltend aus: FDP-Ständerat Damian Müller spricht von einem Bürokratiemonster, SVP-Nationalrat Christian Imark von Kommunismus. Selbst Grünen-Präsidentin Regula Rytz ist skeptisch: «Das tönt mir zu sehr nach Ablasshandel.» Immerhin findet der VCS die Idee «interessant».
(amü)