Zwei Professoren der Universität St. Gallen (HSG) werden provisorisch freigestellt. Der Grund sind öffentliche Plagiats-Vorwürfe und Kritik an der Führung eines Forschungsinstituts. Die Vorwürfe werden untersucht, und die HSG setzt einen speziellen Ausschuss ein.
Der Präsident des Universitätsrats, Bildungsdirektor Stefan Kölliker (SVP), hat die Freistellungen auf Antrag von HSG-Rektor Bernhard Ehrenzeller ausgesprochen, wie die HSG am Freitag mitteilte. Die beiden Professoren, gegen die sich die massiven öffentlichen Vorwürfe richten, werden nicht namentlich genannt.
Die provisorische Freistellung gilt während der laufenden Untersuchung bis zur Anordnung von definitiven Massnahmen. Der Schritt sei begründet «wegen des sich erhärtenden Verdachts auf erhebliche wissenschaftliche Integritätsverletzungen und einer möglichen Vereitelungsgefahr», heisst es.
Zudem sollen Fragen rund um die gemeinsame Leitung des Instituts durch die beiden freigestellten Professoren geklärt werden. Per sofort wurde Thomas Friedli, Titularprofessor für Betriebswirtschaftslehre an der HSG, als Sachwalter für die Führung des Instituts eingesetzt.
Als «Aktion der Offenlegung» setzt die Universität einen Ausschuss mit Bildungsdirektor Stefan Kölliker, Rektor Bernhard Ehrenzeller und dem zukünftigen Rektor oder der zukünftigen Rektorin ein. Ausserdem soll ein unabhängiger, externer Rechtsanwalt als Meldestelle für anonyme Hinweise auf Missstände fungieren.
Studierende hatten einem der Professoren Plagiate bei wissenschaftlichen Arbeiten vorgeworfen. Das «St. Galler Tagblatt» berichtete kürzlich darüber, und die Vorwürfe wurden durch einen unabhängigen Experten bestätigt. Über den Plagiatsvorwurf hatte zuvor bereits die «NZZ am Sonntag» berichtet.
Die St. Galler SP forderte den Universitätsrat auf, aktiv zu werden. Die HSG wies die Vorwürfe anfänglich zurück. Am Freitag folgte jetzt mit der provisorischen Freistellung eine Kehrtwende. (sda)