Schweiz
Wirtschaft

«Bodenlose Frechheit»: Thomas Minder empört über hohe Manager-Löhne 

Mit der Umsetzung der Abzockerinitiative unzufrieden: Ständerat Thomas Minder.
Mit der Umsetzung der Abzockerinitiative unzufrieden: Ständerat Thomas Minder.
Bild: KEYSTONE

«Bodenlose Frechheit»: Thomas Minder empört über hohe Manager-Löhne 

20.03.2016, 04:57
Mehr «Schweiz»

Drei Jahre nach Annahme der «Abzocker-Initiative» zeigt sich deren Urheber Thomas Minder empört über Zahlungen an Top-Manager, die verbotenen Abgangs- und Antrittszahlungen nahe kommen. Nach Minders Ansicht umgehen Unternehmen mit solchen «Tricks» die Initiative.

Die Firmen erfänden immer neue Begriffe, um doch Antritts- und Abgangszahlungen zu leisten, sagte der parteilose Schaffhauser Ständerat im Interview mit der «SonntagsZeitung». Die Initiative habe jedoch wortwörtlich vorgesehen, solche Hintertürchen zu schliessen. Was jetzt passiere, sei deshalb «eindeutiger Verfassungsbruch» und eine «bodenlose Frechheit».

Minder nimmt konkret Anstoss an üppigen Zahlungen an Topmanager, die in den vergangenen Wochen publik geworden sind. So erhält laut einer Aufstellung der «SonntagsZeitung» etwa der abgetretene Zurich-Chef Martin Senn 2018 noch bis zu 7.2 Millionen Franken in Form von Aktien aus einem Bonusprogramm. Oder Holcim zahlte an mehrere Manager eine «Halteprämie» von total 11.1 Millionen Franken aus.

«Löchrig wie Emmentaler»

Für Minder trägt der Bundesrat die Schuld an solchen Auswüchsen: «Seine Übergangsverordnung von Anfang 2014 ist löchrig wie ein Emmentaler», sagte Minder. Sie lasse etwa Antrittsboni ausdrücklich zu, obwohl der neue Verfassungsartikel sie ausschliesst. Kein Verständnis hat Minder auch für Entschädigungen für entgangenen Boni, wenn ein Manager einer anderen Firma abgejagt wird. Auch das verbietet die Initiative aus seiner Sicht.

Es sei stossend, dass es noch immer keinen Gesetzesentwurf, geschweige denn ein Gesetz gebe, sagte Minder weiter. «Bundesrätin Sommaruga betreibt Arbeitsverweigerung.» Die Justizministerin kündigte indes an, die Umsetzung der «Abzocker-Initiative» in die zuvor sistierte Revision des Aktienrechts zu packen.

Verständnis für Durchsetzungsinitiativen

Darauf angesprochen, ob er eine Durchsetzungsinitiative lancieren werde, sagte Minder: «Ich will nicht drohen.» Er könne aber jeden verstehen, der dies tue, wenn er sehe, dass eine angenommene Volksinitiative «von Regierung und Parlament missachtet wird».

Eine Warnung richtet er an die Wirtschaft. Diese klage stets über zu viel Regulierung. «Aber wenn sie überbordet, muss sie nicht überrascht sein, wenn wieder eine Volksinitiative kommt, welche die Freiheit der Unternehmen weiter einschränkt.» Das sei dann «schlicht und einfach selbst verursacht».

Die «Abzocker-Initiative», die am 3. März 2013 mit rund 68 Prozent Ja-Stimmen angenommen wurde, baute die Aktionärsrechte deutlich aus. Die Gegner kritisierten jedoch im Abstimmungskampf, dass die Regeln möglicherweise nicht dazu geeignet seien, Auswüchse bei Manager-Entschädigungen einzudämmen. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
19 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Mehmed
20.03.2016 09:53registriert Januar 2016
Nach dem rechtsbürgerlichen Rutsch nach den Wahlen wird kräftig den Aktionären und der Teppichetage zugehalten. Halt besser informieren, wen ihr da gewählt habt, haha (aka: SVP und FDP, die Partei der Kleinverdiener)
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Schneider Alex
20.03.2016 06:16registriert Februar 2014
Löhne der Top-Kader reduzieren!

Es gibt Löhne ausserhalb jeden Anstandes. Diese haben weder mit der Leistung noch mit der Verantwortung etwas zu tun, sei es, dass Leute aus der "zweiten Reihe" mindestens gleich viel leisten wie die Top-Leute, sei es, dass "goldene Fallschirme" die Top-Leute vor den Auswirkungen falscher strategischer Entscheide schützen.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Töfflifahrer
20.03.2016 12:42registriert August 2015
Bei den letzten Wahlen wurde ja gerade der Kreis der Neoliberalen und Raubtierkapitalisten, auch Egomanen und extremen Narzissen, verstärkt gewählt. In diesen Kreisen ist das gemeine Volk nur die Masse die sich auspressen lässt.
Solange sich das gesamte, perverse System nicht ändert wird sich auch in diesen Bereich nichts ändern. Ich bin nun beim besten Willen nicht links, aber mit Anstand hat dieses Gehabe nichts mehr zu tun. Umso schlimmer, dass dieses System nun das Vorherrschende im Parlament ist. Also mit Vollgas in die Katastrophe, die "Oberen" haben sich bis dann saniert!
00
Melden
Zum Kommentar
19
Easyjet baut Streckennetz ab Zürich weiter aus und fliegt nach Rom

Die Fluggesellschaft Easyjet erweitert ihr Angebot am Flughafen Zürich ab nächstem Frühling um eine Strecke nach Rom. Ab 30. März fliegt die britische Firma zweimal täglich von Zürich in die italienische Hauptstadt, wie sie am Mittwoch mitteilte.

Zur Story