Die Schweiz ist schon fast ein Synonym für Lebensqualität. Zumindest könnte man das glauben, wenn man all den entsprechenden Rankings und Studien vertraut, die jeweils unser Land oder einzelne Städte an die Spitze setzen.
Aber auch im Paradies gibt es Ecken und Winkel, wo nicht immer die Sonne scheint. Das kann durchaus wörtlich verstanden werden: Schauen wir uns mal an, wo es in der Schweiz in Sachen Wetter trist aussieht.
Pro Jahr fallen in der Schweiz im Schnitt 1431 mm Niederschlag, das sind insgesamt knapp 60 Milliarden Kubikmeter – eine ganze Menge! Natürlich fällt das ganze Wasser nicht schön gleichmässig verteilt auf die Schweiz: In den Alpen ist es deutlich feuchter als im Mittelland.
Am feuchtesten war es letztes Jahr gemäss dieser Karte von Meteoschweiz im Jungfraugebiet. Über längere Zeit hinweg ist es aber die Messstation Schwägalp am Säntis, die am meisten Tage mit Niederschlag verzeichnet: im Schnitt 169,9.
Ein paar Wolken können ja durchaus den Himmel beleben, aber so eine dichte, dicke Wolkendecke kann einem schon mal die Laune vermiesen. Bei der Bewölkung lässt sich kein einzelner Ort ausmachen, der besonders schlimm dran wäre – im Winter ist ein ganzer Streifen betroffen, der sich am Jura-Südrand entlang durchs Mittelland zieht und dann, nebst einem Abstecher nach Zug und Luzern, die Nordostschweiz umfasst.
Im wolkenmässig freundlicheren Sommer dagegen (für diese Ansicht auf die Karte klicken) sticht ein Gebiet um den Piz Segnas, wo Glarus, Graubünden und St.Gallen zusammenstossen, besonders heraus.
Gleich geht's weiter mit den Wetterkarten, vorher kurz ein passender Hinweis:
Wolken, die sich nicht damit begnügen, einen bleiernen Deckel über unseren Köpfen zu bilden, kommen zu uns herunter und beglücken uns als Nebel. Besonders nebelgeplagt sind im Winter vor allem drei Zonen:
So ein schönes Sommergewitter mag ja durchaus belebend sein, aber von allem Wettergeschehen gehören Gewitter doch zu den eher furchteinflössenden Phänomenen – nur schon wegen des bedrohlichen Donnergrollens. Gemäss dieser Karte aus dem Atlas der Schweiz sind Gewitter besonders im Tessin häufig. Am häufigsten donnert es um den Lago Maggiore herum und im Sottoceneri.
Kein richtiges Gewitter ohne Blitz und Donner. Die leuchtenden Finger, die über den Himmel zucken und bisweilen am Boden einschlagen, bestehen aus Plasma, einem heissen ionisierten Gas. Im Sommer 2015 gingen laut Zählung des Blitz-Informationsdienstes von Siemens (BLIDS) mehr als 64'000 Erdblitze auf die Schweiz nieder.
Besonders oft blitzte es dabei in der Ostschweiz und im Tessin. Am meisten Einschläge – 15,77 pro km2 – verzeichnete BLIDS in der Thurgauer Ortschaft Mauren. Ansonsten ist die Blitzdichte aber im Tessin – vornehmlich im Sottoceneri, wo es viele Gewitter gibt – deutlich höher als nördlich der Alpen.
Hagel ist eine Plage, vor der sich besonders Bauern und Autobesitzer fürchten. 2015 verzeichnete die Versicherungsgesellschaft Schweizer Hagel 3855 Schäden in der Schweiz; weniger als 2014 (5732) und 2013 (9372). Ihre Karte der Hagelgefahr in der Schweiz, die auf Schadenauswertungen der letzten 50 Jahre und Niederschlagsdaten aus Radarmessungen beruht, zeigt drei Hagelzentren:
Orkane wie Lothar, der im Dezember 1999 eine Schneise der Vernichtung durch die Schweiz und angrenzende Regionen schlug, sind glücklicherweise Ausnahmen. Die höchsten Windgeschwindigkeiten wurden jedoch nicht bei Lothar gemessen: 1990 brachte es der Sturm Vivian auf dem Grand St.Bernard auf 268 km/h.
Die Karte der Windgeschwindigkeiten in der Schweiz (Mittel 1981–1990) zeigt da bedeutend gemässigtere Werte: Spitzengeschwindigkeiten von 20–24 m/s treten im Winter nur im Hochgebirge und im Jura auf; im Sommer (für diese Ansicht auf die Karte klicken) sind die Winde gemässigter. Am windigsten ist es dann im Berner Jura.
Schnee kann durchaus erfreulich sein: Kinder, Narren und Wintersportler freuen sich jeweils auf den ersten Schnee im Winter. Die weisse Pracht liegt – wenigstens solange ihr die Klimaerwärmung nicht den Garaus macht – naturgemäss reichlicher in höheren Lagen, da die Temperatur mit zunehmender Höhe sinkt.
Die grösste Schneehöhe wurde 1999 auf dem Säntis gemessen: stolze 816 cm. Die grösste Neuschneemenge, die an einem Tag fiel, wurde ebenfalls 1999 gemessen: Auf dem Berninapass kamen damals 130 cm zusammen.
Das Tessin ist als Sonnenstube der Schweiz bekannt. Aber auch die Bündner Südtäler und besonders das Wallis werden von der Sonne verwöhnt. Ganz im Gegenteil zu den Gegenden nördlich des Alpenkamms, namentlich beim Bielersee, bei Luzern und in einem grossen Gebiet, das den östlichen Aargau, Zürich und Schaffhausen umfasst.
Nicht ganz zufällig ist diese Karte eine Art Komplementärstück zu den unter Punkt 2 und 3 angeführten Bewölkungs- und Nebelkarten.
Wer schon im Oktober schnell mal bibbert und den Winter nur mit Glühwein und Bettsocken überlebt, sollte La Brévine meiden. Der Ort im Neuenburger Jura gilt als Sibirien der Schweiz – diesen zweifelhaften Ruf geniesst er, weil er mit doch recht frischen −41,8° C – gemessen im Januar 1987 – den Schweizer Kälterekord hält.
Betrachtet man aber die jährliche Durchschnittstemperatur – wie bei dieser Karte von Meteoschweiz, welche die Jahresmitteltemperatur für 2015 zeigt –, ändert sich das Bild. Im Neuenburger Jura ist es dann zwar immer noch nicht sehr warm, aber wirklich kalt ist es im Hochgebirge, besonders in den Berner und Walliser Alpen.