Vor Kurzem haben die ESA und die NASA ein beeindruckendes Detailbild von LMC 56 veröffentlicht, einer Unterregion der Grossen Magellanschen Wolke (LMC). Diese Zwerggalaxie ist 160'000 Lichtjahre entfernt und die grösste der vielen kleinen Satellitengalaxien der Milchstrasse. Sie gehört zu den hellsten und am besten untersuchten Zwerggalaxien. Auf der Südhalbkugel ist sie als schwache Wolke an der Grenze zwischen den Sternbildern Schwertfisch (Dorado) und Tafelberg (Mensa) zu sehen.
Möglicherweise war diese Galaxie einst eine Balkenspiralgalaxie. Ihre heutige unregelmässige Form dürfte auf die Wechselwirkung mit der nahen Milchstrasse und der Kleinen Magellanschen Wolke (SMC), einer weiteren Satellitengalaxie, zurückzuführen sein. Astronomen haben die LMC in den vergangenen Jahrzehnten unter anderem im Hinblick auf ihre Sternentstehungsaktivität, Emissionsnebel, Supernova-Überreste und die Dynamik von Molekülwolken untersucht.
Die Gas- und Staubwolken auf dieser Aufnahme des Hubble-Weltraumteleskops erinnern an leuchtend bunte Zuckerwatte. Sie entstehen durch ausgedehnte Gasschichten um junge, massereiche Sterne. Die Farbenpracht verdanken wir der Wide Field Camera 3 (WFC3) des Teleskops. Sie ist mit einer Reihe von Filtern ausgestattet, von denen jeder nur bestimmte Wellenlängen oder Farben des Lichts durchlässt, um eine pseudowahre Farbwiedergabe zu erzeugen.
Diese Fotografie kombiniert Aufnahmen, die mit fünf verschiedenen Filtern gemacht wurden – darunter auch solche, die ultraviolettes oder infrarotes Licht einfangen. Licht dieser Wellenlängen ist für das menschliche Auge nicht sichtbar. Die vom Teleskop aufgefangenen gefilterten Rohdaten müssen von Bildbearbeitungs-Spezialisten zu einem mehrfarbigen Bild kombiniert werden, wobei sie jedem Filter eine Farbe zuordnen. Die Zuweisung erfolgt in aller Regel dem «natürlichen» Schema: rot, grün und blau für sichtbares Licht, während kürzere Wellenlängen wie Ultraviolett blau oder violett gefärbt werden und längere Wellenlängen wie Infrarot als dunkles Rot.
Dieses Farbschema gibt die Realität sehr genau wieder und fügt zugleich neue Informationen aus jenen Teilen des elektromagnetischen Spektrums hinzu, die der Mensch nicht direkt wahrnehmen kann. Grundsätzlich gibt es aber eine enorme Vielzahl von möglichen Farbkombinationen, die je nach Zweck des Bildes ästhetisch besonders ansprechend oder wissenschaftlich aufschlussreich sind. (dhr)