Am Hauptbahnhof und den Gleisen nach ist die Karte dunkelrot eingefärbt. Zwischen dem Letzigrund und Altstetten sowie im Gebiet Werd ebenso. Die Farbe signalisiert: Hier heizt Zürich im Sommer erbarmungslos auf. Eine Hitzekarte der ETH Zürich zeigt, wie stark sich die Temperaturen im Sommer je nach Standort unterscheiden.
Zwischen der Innenstadt und Zürich-Affoltern stellten die Forscher in der Nacht eine Temperaturdifferenz von bis zu sechs Grad fest. «In der dichten Stadt gibt es eine Menge dunkles Baumaterial wie Beton und Asphalt, dunkle Gleise und wenig grüne Flächen», erklärt Jan Carmeliet, Professor für Bauphysik an der ETH, dem «Tages-Anzeiger».
Auch hohe Gebäude, die die Brise vom See und den Wind vom Zürichberg stoppen, tragen zum Effekt bei. Die Stadt heizt am Tag stark auf – und nachts wird weniger Wärme abgegeben als im Umland. Darum sind die Temperaturunterschiede dann am grössten.
Damit sich die City mit der zunehmend dichteren Bauweise nicht komplett in einen Glutofen verwandelt, ist es laut Carmeliet wichtig, dass die Luftzirkulation bei der Stadtplanung berücksichtigt wird. Rund um den See müsse die Bauweise etwa offen sein.
Ein positives Beispiel ist in dieser Hinsicht der vergleichsweise spärlich bebaute Bereich zwischen Bellevue und Tiefenbrunnen. Dort sind die Temperaturen milder als in der Innenstadt. Für ein angenehmeres Klima sorgen auch Bäume, indem sie Schatten spenden und durch die Transpiration der Blätter die Umgebungsluft abkühlen.
Die Stadt Zürich arbeitet derzeit an einem Masterplan zum Stadtklima, wie der «Tages-Anzeiger» weiter schreibt. Dabei kann es allerdings zu Zielkonflikten kommen: Lücken in den Gebäuden etwa begünstigen zwar die Luftzirkulation, sind aber dem Lärmschutz abträglich.
(jbu)