Gewitter sind faszinierend und je nach Standort des Beobachters ziemlich furchteinflössend. Hier kommt Blitzortung.org ins Spiel. Es handelt sich um ein nicht-kommerzielles Projekt aus Deutschland, das von einer internationalen Wetter-Community unterstützt wird.
Richtig spannend wird es auf einer zugehörigen Online-Karte, die auf Google Maps basiert (siehe Animation unten). Auf lightningmaps.org kann bis auf einzelne Gemeinden herangezoomt werden, um das Spektakel in der näheren Umgebung mitzuverfolgen. Blitze werden als kleine rote, orange und gelbe Punkte angezeigt. Beim näheren Heranzoomen wird auch die «akustische Donnerfront» angezeigt. Man kann also nicht nur die Blitze, sondern auch den Donner sehen.
Privatleute und Wetterstationen in der Schweiz und vielen weiteren Ländern stellen die Blitzdaten kostenlos zur Verfügung.
Auf der Projekt-Website heisst es: «Unser Ziel ist eine Ortung von Blitzsignalen mit relativ preiswerten, aber dafür extrem vielen Empfangsstationen (maximal 200 Euro pro Station).»
Hunderte haben in ihrem Haus oder Garten eine solche Station zur Ortung von Blitzen installiert. Wer sich am Netzwerk beteiligen möchte, sollte mit dem Lötkolben umgehen können oder jemanden finden, der die Elektronik zusammenbaut.
Weltweit gibt es über 700 Unterstützer. In der Schweiz sind laut den Initianten von Blitzortung.org 33 Stationen in Betrieb (siehe Interview unten).
Tipp: Trotz Werbeeinblendungen am unteren Rand funktioniert die Webseite auch auf dem Smartphone oder Tablet. Um den mobilen Blitz-Anzeiger im richtigen Moment zur Hand zu haben, legt man am besten ein Lesezeichen auf dem Homescreen an. Für Android-Nutzer sind auch Apps verfügbar, die auf die Blitzortung-Daten zugreifen.
Trotz gebanntem Starren auf das Display sollte man den Himmel im Auge behalten und sich beim Aufenthalt im Freien nicht in falscher Sicherheit wiegen. Die besonders starken «positiven Blitze» können sogar kilometerweit von einer Gewitterzelle entfernt einschlagen.
Die Betreiber von Blitzortung.org lehnen jede Haftung in Zusammenhang mit dem praktischen Online-Dienst ab.
Der Deutsche Tobias Volgnandt gehört zu den Initianten und Betreibern von Blitzortung.org. Auf Anfrage erklärt er, dass die Community aus Mitgliedern mit verschiedenen Interessen bestehe: (Extrem-)Wetter, Elektronik/Löten, Softwareprogrammierung, Forschung und andere. Und: «Es machen auch sehr viele Amateurfunker mit.»
Herr Volgnandt, warum kommt die kommerzielle Verwertung der Daten für Sie nicht infrage?
Tobias Volgnandt: Die Daten gehören den privaten Teilnehmern, für die das Projekt eine Freizeitbeschäftigung ist. Eine Kommerzialisierung der Daten ist daher ausgeschlossen. Alleine schon da wir nicht für die Daten garantieren können, dürfen Versicherungen, Energieversorger, Flughäfen etc. unsere Daten nicht verwenden.
Das Einbinden von unseren Karten in nicht-private Webseiten ist aber durchaus erlaubt. Die meisten Karten auf Lightningmaps.org benutzen beispielsweise die CC BY-SA Lizenz, welche kommerzielle Nutzung ausdrücklich erlaubt. Nur damit können die Karten in anderen freien Projekten wie Wikipedia verwendet werden, was wiederum der Popularität des Projektes zugute kommt.
Was ist der ideale Standort für eine Antenne?
Möglichst weit weg von elektrischen Geräten und Stromleitungen. Man kann die Antennen auch in der Wohnung installieren, oft reicht das aus. Die Höhe über dem Boden ist nicht ausschlaggebend.
Mein Nachbar hat einen grossen ferngesteuerten Rasenmäher. Macht eine Blitzortungs-Anlage trotzdem Sinn?
Nur noch bedingt. Man muss die Empfindlichkeit der Station sehr stark reduzieren, wodurch fast nur noch recht nahe Blitze empfangen werden.
Es gibt einige wenige Dinge, die einen Detektor nahezu unbrauchbar machen, wenn diese sich in unmittelbarer Umgebung befinden. Dazu gehören Hochspannungsleitungen, elektrische Weidezäune oder Rasenmäher-Roboter. Alte Röhrenfernseher ebenso, aber die gibt es ja kaum noch. Eine Station hier in Europa weitab von Störquellen kann auch noch vereinzelt Signale von Blitzen in Tausenden Kilometern Entfernung empfangen, zum Beispiel an der Ostküste Nordamerikas.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Blitze mithilfe einer Community zu erfassen?
Die Idee gab es ganz allgemein seit über zehn Jahren, seit es auch für Privatpersonen Detektoren zu halbwegs erschwinglichen Preisen zu kaufen gab. Die Datenqualität dieser Geräte war aber funktionsbedingt eher bescheiden. In einigen Ländern haben sich die Betreiber deshalb zusammengeschlossen und wollten durch die Kombination mehrerer dieser Detektoren die Qualität verbessern, was auch funktionierte. Im deutschsprachigem Raum war dies Blitzortung.org, das von Egon Wanke und anderen Helfern initiiert wurde.
Aber auch hier reichte die Qualität nicht an kommerzielle Anbieter wie zum Beispiel die von Siemens (BLIDS) heran. Diese benutzen die sogenannte Time-On-Arrival-Technik (TOA). 2008 schaffte es Egon Wanke, diese Technik preisgünstig in eine eigene Hardware zu giessen und fand aus der Community auch gleich Helfer, denn die Technik funktioniert nur im Verbund mit mehreren anderen Stationen.
Seit Mai haben wir die Echtzeit-Blitzkarten im Programm – frei zugänglich für alle. Das ist weltweit einmalig und sonst nur gegen viel Geld zu bekommen. Diese Karten haben für einen enormen Popularitätsschub gesorgt und wir können uns vor Anfragen kaum noch retten.