Schweiz
Wladimir Putin

Cassis liest keine Zeitung – was das mit Putin zu tun hat

Swiss Foreign Minister Ignazio Cassis attends the Ukraine Recovery Conference in London, Thursday, June 22, 2023. (Hannah Mckay, Pool Photo via AP)
Liest keine Zeitungen: FDP-Bundesrat Ignazio Cassis. Bild: keystone

Cassis liest keine Zeitung – was das mit Putin zu tun hat

Dass immer mehr Menschen mit News unterversorgt sind, wird zum Problem für die Demokratie. Erst recht, wenn zu den News-Deprivierten auch Bundesräte zählen. Denn Cassis ist nicht das einzige Mitglied der Landesregierung, das keine Zeitungen liest.
16.09.2023, 08:0416.09.2023, 10:04
Raffael Schuppisser / ch media
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Wenn über die Zukunft der Medien debattiert wird, fällt immer wieder ein Begriff: die «News-Deprivierten». Das sind Menschen, die keine Bezahlmedien konsumieren und nur nebenbei über soziale Medien mit Nachrichten in Kontakt kommen. «Die zunehmende News-Deprivation hat negative Folgen für die Demokratie», schreiben Medienwissenschafter der Universität Zürich.

Das leuchtet ein, schliesslich gehören zu den News-Deprivierten längst nicht nur die Jungen, sondern sogar Bundesräte. Jüngst gestand Ignazio Cassis: «Ich lese keine Zeitungen mehr. Sie sind nicht gut für mich.» Sie würden ihm nicht helfen, die Energie zu finden, um die richtigen Dinge zu tun. Seit er keine Zeitung mehr lese, sei er dreimal so schnell. Klar: Wer weniger Meinungen kennt, weniger Fakten vorliegen hat, der trifft Entscheidungen rascher.

Zumindest Cassis' Kommunikationsabteilung war es bei dieser Aussage aber nicht ganz wohl. Sie informierte darüber, dass der Bundesrat durchaus die Berichterstattung der Medien verfolge. Die wichtigsten Texte würden ihm jeweils vorgelegt. Da wird man hellhörig. Las man nicht von Putin, die Geheimdienste liessen ihm nur Berichte mit positiven Informationen zukommen? Das Ergebnis ist bekannt: eine komplette Fehleinschätzung der eigenen Stärken. Betrachtet man Cassis' Europa-Politik, kann schnell der Verdacht aufkommen, dass sein Medienbataillon ähnlich verfährt.

Dabei ist Cassis nicht das einzige newsdeprivierte Mitglied unserer Regierung. Dank der Einvernahmen Alain Bersets im Fall der Corona-Leaks wissen wir, dass der Gesundheitsminister «kaum Zeitungen» liest. Er konzentriere sich auf seine Arbeit. «Was alles in den Medien steht, interessiert mich nicht», gab er zu Protokoll.

Laut neuster Studie zählen bereits 38 Prozent zu den News-Deprivierten; im Bundesrat sind es 28. Die Landesregierung ist ein ganz guter Querschnitt unserer Gesellschaft. (aargauerzeitung.ch)

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34 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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schoeggeli
16.09.2023 09:32registriert März 2023
Im Fall von Cassis hat dieses Verhalten mit seiner sehr eignen Ignoranz gegenüber Themen wie Kommunikation und Wahrnehmung der Schweiz und des Bundesrates zu tun. Cassis fehlt schlicht die Intelligenz für dieses Amt. Schade hat er nicht die Grösse seine Überforderung einzugestehen und zurückzutreten. Er hätte noch Zeit dies demnächst zu tun…
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Gurgelhals
16.09.2023 09:30registriert Mai 2015
Naja, so betrüblich und bedenklich das auch sein mag: Dass Cassis und Berset keine Zeitungen lesen, kann man ja schon lange erkennen – einerseits am Stil ihrer Amtsführung (Stichwort: selbstherrliche, beratungsresistente, besserwisserische Plauderis mit ausgeprägtem Dunning-Kruger-Syndrom) und andererseits an den mageren Resultaten dieser Amtsführung (BAG immer noch ein Saftladen, Gesundheitssystem fährt immer noch zuverlässig in Richtung Abgrund und je weniger Worte man über den Zustand der CH Aussenpolitik verliert, desto besser).
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banda69
16.09.2023 15:33registriert Januar 2020
"Dass immer mehr Menschen mit News unterversorgt sind, wird zum Problem für die Demokratie."

Ganz nach dem Plan der SVP.
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