Am Samstagabend brannten bei einem 29-jährigen Autofahrer im Zürcher Kreis 10 die Sicherungen durch. Er fuhr auf dem Trottoir einen 42-jährigen Velofahrer an und verletzte diesen mittelschwer am Arm. Dies soll absichtlich geschehen sein, wie eine Augenzeugin gegenüber watson sagt.
Die Stadtpolizei Zürich teilte am Montag mit, dass der Velofahrer vom Autofahrer verfolgt wurde, nachdem er dessen Auto touchiert hatte.
Dies kann die Augenzeugin bestätigen. «Ich war am Samstagabend unterwegs in die Stadt», erzählt sie. «Am Bucheggplatz fiel mir ein kleines, silbernes Auto auf, das an der Ampel mehrmals hupte.»
Sie sei darauf weiter in Richtung Rosengartenstrasse gefahren und habe bei der nächsten Ampel angehalten. Die Rosengartenstrasse und die anliegende Bucheggstrasse sind stark befahrene Strassen in Zürich und sind in diesem Bereich vierspurig. Einen Velostreifen hat es nicht.
«Plötzlich raste der silbrige Wagen an den wartenden Autos an der Ampel vorbei. Er fuhr Vollgas die Strasse runter.» Sie habe sich sofort gefragt, ob der Fahrer einen Herzstillstand habe, sagt die Augenzeugin, denn der Wagen geriet aufs Trottoir und verfehlte den darauf fahrenden Velofahrer nur knapp.
Sie habe jedoch schnell gemerkt, dass es sich nicht um einen Herzstillstand gehandelt habe, sagt die Augenzeugin weiter. «Der Fahrer lenkte seinen Wagen wieder auf die Rosengartenstrasse und fuhr dort in hohem Tempo dem Velofahrer nach. Wieder steuerte er das Auto aufs Trottoir und dieses Mal traf er den Velofahrer.» Für die Augenzeugin war sofort klar: «Der Fahrer hat das mit Absicht gemacht. Er fuhr Vollgas in ihn hinein.»
Nach dem Zusammenstoss stieg der Autofahrer aus und ging auf den Velofahrer los. «Er war sehr aggressiv und beschimpfte den Velofahrer, der die Welt nicht mehr verstand. Er warf ihm vor, dass er ihn mit dem Velopneu touchiert habe.»
Die Augenzeugin alarmierte die Polizei, welche den Autofahrer in Handschellen legte und abführte. Der Velofahrer hatte Glück im Unglück und verletzte sich «nur» am Arm. «Er glaubte, dass sein Handgelenk gebrochen sei, und wollte, dass die Ambulanz kommt», sagt die Augenzeugin.
Der Schock bei der Augenzeugin sitzt auch am Dienstag noch tief. «Da haben sich menschliche Abgründe aufgetan, wie ich sie noch nie gesehen habe», sagt sie. «Der Autofahrer hat zwei Mal absichtlich versucht, den Velofahrer zu überfahren. Er hat seinen Tod in Kauf genommen.»
Der Vorfall an der Rosengartenstrasse war nicht der einzige dieser Art. Ebenfalls am Samstag kam es im Kreis 4 zu einem Streit zwischen einem 47-jährigen Velofahrer und einem Lieferwagenlenker. Wie die Stadtpolizei Zürich schreibt, fuhr der Velofahrer nach der Meinungsverschiedenheit weiter und wurde vom Lieferwagenfahrer verfolgt. Dabei stürzte der Velofahrer und zog sich leichte Verletzungen zu. Er wurde noch vor Ort von der Sanität behandelt.
Wie die Stadtpolizei Zürich mitteilt, wurden sowohl der Lieferwagenfahrer als auch der Autofahrer festgenommen und der Staatsanwaltschaft zugeführt. «Einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen können wir ausschliessen», sagt Mediensprecher Pascal Siegenthaler gegenüber watson.
Die Staatsanwaltschaft des Kantons Zürich sagt gegenüber watson: «Gegen die beiden Autofahrer führt die Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen des Verdachts auf Gefährdung des Lebens und mögliche weitere Delikte. Gleichzeitig wird im Rahmen der Untersuchung geprüft, ob allenfalls auch seitens der beiden Velofahrer strafbares Verhalten vorliegt. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.»
Die beiden Autofahrer seien mittlerweile wieder auf freiem Fuss. Die Staatsanwaltschaft Zürich schreibt: «Bei beiden Fällen wurden die von der Polizei verhafteten Autofahrer mangels Haftgründen wieder aus der Haft entlassen. Es wurden keine Fahrzeuge sichergestellt oder beschlagnahmt.»