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«Marsch fürs Läbe» in Zürich: Eklat auf Bühne mit Gegendemonstrantinnen

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«Marsch fürs Läbe» in Zürich – Gegendemonstrantinnen sorgen für Eklat auf Bühne

17.09.2022, 17:3518.09.2022, 08:28
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Gegendemonstrantinnen haben sich als «Scheinredner*innen» auf der Bühne der Abtreibungsgegner aus freikirchlichen Kreisen eingeschlichen.
Gegendemonstrantinnen haben sich als «Scheinredner*innen» auf der Bühne der Abtreibungsgegner aus freikirchlichen Kreisen eingeschlichen.screenshot: instagram

In Zürich sind am Samstag mehrere Hundert Abtreibungsgegnerinnen und -gegner an einer Kundgebung durch Zürich-Oerlikon gezogen. Die Polizei verhinderte ein Zusammentreffen mit Gegendemonstrantinnen und -demonstranten.

Noch vor Beginn der Demonstration kesselte die Polizei rund 50 Personen ein, die gegen die Kundgebung demonstrieren wollten, wie ein Augenschein eines Reporters der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor Ort zeigte. Die Gegendemonstranten seien nach einem kurzen Marsch gestoppt worden, teilte die Stadtpolizei Zürich mit.

Der «Marsch fürs Läbe» hätte nach der Platzdemo losgehen sollen, die um 14.30 Uhr begann. Mit etwas Verspätung startete der bewilligte Umzug schliesslich kurz vor 16 Uhr vom Marktplatz aus durch den Kreis 11. Gemäss den Veranstaltern zogen rund 1000 Personen durch die Strassen.

Zwischenfall auf Bühne

Auf der Bühne hatte es zuvor einen Zwischenfall gegeben. Offenbar konnten sich Gegnerinnen ins Programm einschleichen: Eine Frau, die ihre Abtreibung angeblich bereut, stand auf der Rednerinnenliste. Sie entpuppte sich aber als Gegnerin, die dafür einstand, selber entscheiden zu wollen. Sie küsste eine andere Frau auf der Bühne, beide wurden von den Organisatoren von der Bühne geleitet. Entschuldigend sagte ein Veranstalter, dass man die Teilnehmer eigentlich sehr genau kontrolliere.

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Zu Beginn des eigentlichen Marsches formierten sich mehrere Dutzend weitere Gegendemonstranten in der Nähe des weiträumig und mit Gittern abgesperrten Marktplatzes. Sie skandierten aus sicherer Entfernung Parolen, störten den Marsch aber nicht weiter.

Der öffentliche Verkehr in Oerlikon wurde am Nachmittag vorübergehend eingestellt, auf einzelnen Tramlinien kam es zu Verspätungen oder Umleitungen, wie die Stadtpolizei Zürich im Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte.

Abtreibungsgegner demonstrieren am "Marsch fuers Laebe" in Oerlikon, aufgenommen am Samstag, 17. September 2022. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
Abtreibungsgegnerinnen und -Gegner an einer Kundegebung am Samstag in Zürich-Oerlikon.Bild: keystone

Massives Polizeiaufgebot

Um 16.30 Uhr kam der Demonstrationszug nach einem friedlichen Marsch wieder auf dem Marktplatz an. Gegen 17.30 Uhr endete die Veranstaltung. Das Polizeiaufgebot, um eine Konfrontation zu verhindern, war massiv. Ein Polizeihelikopter kreiste über Oerlikon. Schon vor Beginn der Demonstration hatte die Polizei rund um den Bahnhof Personenkontrollen durchgeführt.

Insgesamt 150 Personen seien weggewiesen worden, teilte die Stadtpolizei am Abend mit. An den Eingängen zum Marktplatz kontrollierten die Veranstalter die Teilnehmenden.

Acht Personen hat die Stadtpolizei bis am Abend festgenommen, unter anderem aufgrund von verbotenem Waffentragen sowie Hinderung einer Amtshandlung. Gemäss Mitteilung hat die Polizei zudem mit Gummischrot und Tränengas eine Gruppe Gegendemonstranten daran gehindert, eine Polizeisperre zu durchbrechen.

Der «Marsch fürs Läbe» fand zum 12. Mal statt. Die Organisatoren aus freikirchlichen Kreisen setzen sich gegen Abtreibungen ein. In diesem Jahr machten sie vor allem auf eine Initiativen aufmerksam, die fordert, dass mindestens 24 Stunden zwischen einem Beratungsgespräch und dem Schwangerschaftsabbruch vergehen müssen. Die Luzerner Nationalrätin Yvette Estermann (SVP) vertrat das Anliegen auf der Bühne. (sda)

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284 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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chnobli1896
17.09.2022 18:34registriert April 2017
Wieso Eklat?

Wenn sie auf Meinungsfreiheit plädieren um ihren Rückständigen Quatsch zu feiern sollten sie eigentlich gezwungen werden ein paar Gegendemonstranten auf der Bühne zu Wort kommen zu lassen.
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HabbyHab
17.09.2022 18:43registriert Oktober 2014
"Eine Frau, die ihre Abtreibung angeblich bereut, stand auf der Rednerinnenliste. Sie entpuppte sich aber als Gegnerin" und? Selbst wenn man eine Abtreibung bereut, kann man für Selbstentscheidung sein.. das ist kein Widerspruch
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Menel
18.09.2022 00:47registriert Februar 2015
hahaha...die ersten Reihe auf dem Bild; nur Männer 🤣😂 ...die Frauen müssen wohl zuhause auf ihr Läbe aufpassen...ganz mein Humor 😂👍
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