Der Zürcher FDP-Stadtrat und Schulvorsteher Filippo Leutenegger.Bild: KEYSTONE
06.06.2019, 09:5606.06.2019, 16:08
Was ist passiert?
Die Schüler der Stadtzürcher Oberstufe Döltschi haben während einer Projektwoche den Klimawandel behandelt. Am letzten Dienstag luden sie dafür den Schulvorsteher Filippo Leutenegger ein, um mit ihm über den Klimawandel zu reden. Das Gespräch wurde für einen Podcast aufgezeichnet.
Der FDP-Stadtrat macht im Verlauf des Gesprächs zwei Aussagen, die nun zu reden geben:
- Klimawandel habe es schon immer gegeben: Zur Zeit der Römer seien die Alpen schneefrei gewesen. Damals stiessen die Menschen aber praktisch kein CO2 aus.
- Es gebe keine Einigkeit darüber, ob der Mensch den Klimawandel aufhalten könne. «Was der menschengemachte Anteil [am Klimawandel] ist und was nicht, das wird immer ein Geheimnis bleiben. Das wissen wir am Schluss nicht.»
Was sagen die Experten?
- Reto Knutti, Professor für Klimaphysik an der ETH, sagt gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Die beste Schätzung ist, dass die Erwärmung seit 1950 zu praktisch 100 Prozent menschengemacht ist.»
- Der letzte grosse Klimabericht der UNO spricht von einer 95-prozentigen Wahrscheinlichkeit, dass der Mensch der dominante Faktor bei der Erderwärmung seit 1950 ist.
- Thomas Stocker von der Uni Bern, einer der renommiertesten und einflussreichsten Klimaforscher weltweit, sagt in der Zeitung weiter: «Die Erwärmung ist seit 1950 zu mehr als 95 Prozent durch den Menschen verursacht, genauer durch die Treibhausgase CO2 und CH4 sowie durch Aerosole.»
- Stocker sagt ausserdem, dass die Aussage zu den schneefreien Alpen falsch sei. Sie seien nicht schneefrei gewesen, aber «einige Alpenpässe waren passierbar. Das hat mit der damals höheren Sonneneinstrahlung zu tun.» Knutti bestätigt: Die Gipfel seien immer eisbedeckt gewesen, einfach einige Passübergänge hatten wenig bis kein Eis.
Was sagt Leutenegger?
Angesprochen auf die Aussagen im Podcast, verteidigt sich Leutenegger gegenüber dem «Tages-Anzeiger» mit folgenden Aussagen:
«Der Klimawandel bereitet auch mir grosse Sorgen. Wir müssen alles daransetzen, den Verbrauch fossiler Brennstoffe zu verringern, völlig unabhängig davon, wie gross der vom Menschen verursachte Anteil am CO2 tatsächlich ist.»
Zum Thema Verantwortung als Schulvorsteher:
«Ich nehme als Politiker die wissenschaftlichen Erkenntnisse sehr ernst und stehe auch hinter den Klimazielen von Paris.»
Zum Thema Lehrplan 21 und nachhaltige Entwicklung:
«So kann das wichtige Thema Umwelt mit der nötigen Seriosität und Tiefe behandelt werden. Daher unterstütze ich auch Veranstaltungen an den Schulen, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen.»
Und zum Schluss betont er, dass er sich seit seiner Jugend aktiv in Umweltfragen engagiere:
«Ich unterstütze daher die Bemühungen der FDP in dieser Frage. Allerdings müssen dafür zielführende Massnahmen ergriffen werden.»
(jaw)
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Haupt-Grund: weil die mit Abstand grössten Verursacher (USA, China, Russland, etc.) weder das Problem noch die Lösung sehen wollen.
Weiterer Grund: weil diejenigen, die sich mit dem Problem beschäftigen (=wir Europäer), auch viel zu spät, zu langsam und zu wenig machen.
Das Problem ist, dass das Problem „unsichtbar“ ist.
Man könnte meinen er selbst habe die Schule nicht besucht.