Der Wahlkampf im Kanton Zürich nähert sich seinem Ende. Am Sonntag wird ausgezählt. Das Rennen um die sieben Sitze im Regierungsrat und die 180 Mandate im Kantonsrat verlief seltsam flau, es gab kaum emotionale Momente. Kurz vor der «Deadline» jedoch herrscht Aufregung im linksgrünen Lager. Grund ist die Wahlbeteiligung in den Städten.
In der Stadt Zürich betrug der Rücklauf der Wahlcouverts bis Donnerstag nur 25,1 Prozent. Vor vier Jahren waren es zum gleichen Zeitpunkt 28 Prozent. Ähnlich das Bild in Winterthur, wo laut «Tages-Anzeiger» bislang 24,2 Prozent der Wahlberechtigten teilgenommen haben. 2011 waren es 27,7 Prozent. Und auch in Uster, der drittgrössten Zürcher Gemeinde, zeichnet sich eine schlechtere Beteiligung als 2011 ab.
Auf dem Land, wo sich die Hochburgen der SVP befinden, dürfte die Beteiligung dagegen stabil sein. Dies ergab eine Stichprobe der SP Schweiz in mehreren Gemeinden. Dies lässt bei der Linken alle Alarmglocken läuten. Einmal mehr scheint sie Mühe zu bekunden, ihre Basis zu mobilisieren. Bleibt die Beteiligung in den Städten tief, könnte der Wahlsonntag zum Desaster werden.
«Diese Entwicklung bereitet uns grosse Sorge», bestätigt Marco Denoth, Co-Präsident der Stadtzürcher SP. Die Partei hat am Donnerstag ein Mail an Mitglieder und Sympathisanten verschickt, damit diese ihre Familien sowie Freundinnen und Freunde zur Teilnahme an der Wahl bewegen. Mit weiteren Aktionen, unter anderem dem Verteilen von Flyern, will die SP der Kampagne im Schlussspurt einen Schub verleihen.
Es steht einiges auf dem Spiel, in erster Linie der dritte Sitz von SP und Grünen im Regierungsrat. Fünf Kandidaten gelten als gesetzt: SVP und FDP dürften ihre jeweils zwei Mandate verteidigen, auch SP-Sicherheitsdirektor Mario Fehr muss nicht zittern. Um die beiden restlichen Sitze findet ein Dreikampf statt zwischen dem amtierenden Justizdirektor Martin Graf (Grüne) und den neu kandidierenden Jacqueline Fehr (SP) und Silvia Steiner (CVP).
Graf gilt als «Wackelkandidat». Er hat in der Affäre um den jugendlichen Straftäter Carlos eine schlechte Figur gemacht. Ausserdem leidet er darunter, dass seine Partei schwächelt. Das gleiche Problem hat Silvia Steiner, doch sie darf auf Schützenhilfe durch die SVP zählen. Sie hat in den letzten Tagen rund 40'000 Franken in Inserate investiert, damit Steiner den vor vier Jahren verlorenen CVP-Sitz zurückerobern kann.
Deshalb muss auch Jacqueline Fehr bangen, die den zweiten SP-Sitz verteidigen will. Beobachter bescheinigen ihr Wahlbörse des «Tages-Anzeiger» liefern sich Graf, Fehr und Steiner ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
einen exzellenten Wahlkampf , doch es ist nicht auszuschliessen, dass Martin Graf, der studierte Agronom und langjährige Stadtpräsident von Illnau-Effretikon, mehr Stimmen von bürgerlichen Wählern holen wird als die prononciert linke Nationalrätin aus Winterthur. In derDie Wahlbeteiligung könnte deshalb zum entscheidenden Faktor werden. Grund genug für einen Schlusseffort der SP. Auch Mario Fehr und Jacqueline Fehr werden am Wochenende «noch einmal die Ochsentour machen», so Marco Denoth. Denn jede Stimme zählt.