Die starken Regenfälle in der Schweiz haben im Kanton Glarus ein Todesopfer gefordert und die Pegel des Rheins und der Aare ansteigen lassen. Das Wetter dürfte sich erst in der Nacht auf den Pfingstsonntag beruhigen.
Nach dem Dauerregen herrscht am Hochrhein zwischen dem Bodensee und Basel erhebliche Hochwassergefahr auf Stufe drei, wie der Bund in seinem Naturgefahrenbulletin warnte. An der Aare, der Birs, der Sihl, der Limmat und an der Thur herrscht mässige Hochwassergefahr. In Dübendorf ZH wurde eine Brücke wegen des hohen Pegels der Glatt gesperrt.
Im Berner Mattequartier wurden sicherheitshalber bereits die ersten Schutzelemente aufgebaut, die Uferwege aber noch nicht gesperrt. Im Kanton Bern gingen zudem 36 Meldungen zu überschwemmten Kellern und Strassen ein. Die meisten davon stammen aus dem Seeland.
Nach dem Dauerregen gingen in der Schweiz zudem mindestens zwei Erdrutsche nieder. Im Kanton Glarus wurde am Freitagmorgen bei einem Murgang ein Bauarbeiter mitgerissen. Er konnte am Nachmittag nur noch tot geborgen werden.
Beim Bahnhof von Gänsbrunnen am Nordfuss des Weissensteins im Kanton Solothurn ging am Freitag ein Erdrutsch nieder. Die Bahnstrecke nach Crémines in den Berner Jura war deshalb bis am Abend unterbrochen, Passagiere mussten auf Ersatzbusse umsteigen.
Weil weitere sehr feuchte Luft aus Norden und Nordosten in die Schweiz strömen wird, werden bis Samstagmittag an den zentralen und östlichen Voralpen weitere 50 bis 80 Millimeter Niederschlag erwartet.
Erst in der Nacht auf Sonntag lassen die Niederschläge deutlich nach, wobei die Schneefallgrenze auf 1100 bis 1400 Meter sinkt. Am nördlichen Alpenkamm wurde die Lawinengefahr von der bernischen Blüemlisalp bis in die St. Galler Alpen auf Stufe 4 (gross) erhöht.
Die Stufe 4 gilt für alle Schneehänge oberhalb von 2600 Meter. Für Touren seien die Verhältnisse sehr kritisch, hielt das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) im Lawinenbulletin fest. In den übrigen Gebieten herrscht Stufe 3 (erheblich).
Das Schlimmste hinter sich hat bereits das Tessin, wo es zwischen Donnerstag und Freitag innerhalb von 24 Stunden im Mendrisiotto 140 Millimeter Regen gab. Die Genferseeregion und das Wallis waren von den Unwettern wenig betroffen.
Am Nordportal des Gotthard-Tunnels stauten sich die Fahrzeuge bereits am Freitag auf einer Länge von über fünf Kilometer, wie der Verkehrsdienst Viasuisse mitteilte. Das entsprach einer Wartezeit von einer Stunde.
Den Autolenkern wurde empfohlen, über die A13 via San Bernardino auszuweichen. Der Gotthardpass ist wegen der Wintersperre nach wie vor geschlossen. Wegen des Ansturms in Richtung Süden hat zudem die SBB ihr Angebot ausgebaut.
Sie stellte vier Zusatzzüge Richtung Tessin und zurück sowie zusätzliche Wagen bei regulären Zügen bereit. Insgesamt werden im Bahnverkehr rund 12'700 zusätzliche Sitzplätze angeboten. Wie in den vergangenen Jahren erwartet die SBB die höchsten Passagierzahlen bei der Rückreise am Pfingstmontag. (sda)
Auch in Zürich kam es zu einer Überschwemmung, allerdings aufgrund eines Wasserrohrbruchs. An der Ecke Hohlstrasse-Herdernstrasse im Kreis 4 trat das Wasser über die Strasse, wie Leserbilder zeigen.
Schutz und Rettung Zürich bestätigte einen Einsatz an der Herdernstrasse.
Wenig Regen gab es im Genferseegebiet und im Engadin. «Gesamtschweizerisch hat es doch ziemlich stark eingeschenkt», sagte Ludwig Zgraggen von Meteoschweiz. Allerdings sei es nicht ungewöhnlich, dass es einmal im Jahr Niederschläge zwischen 50 und 80 Millimetern in 24 Stunden gibt. Die Niederschläge hätten nun nachgelassen, auch auf der Alpen-Südseite.
Bis am Samstagabend soll es in den östlichen und zentralen Voralpen noch einmal lokal zu Niederschlägen zwischen 50 und 80 Millimeter kommen. Die Schneefallgrenze bleibt mit 1700 und 2000 Meter jedoch relativ hoch, wie Zgraggen festhielt. In den restlichen Gebieten der Deutschschweiz werde es weniger stark regnen. Erst am Pfingstmontag soll es zu einer Wetterberuhigung kommen. (wst/sda)