Leistungsstarke Schülerinnen und Schüler können auch in Zukunft direkt nach der Primarschule ans Gymnasium. Der Zürcher Kantonsrat hat sich am Montag klar gegen die Abschaffung des Langzeitgymnasiums ausgesprochen.
Der Rat lehnte eine entsprechende Motion der Alternativen Liste (AL) mit 130 zu 39 Stimmen bei vier Enthaltungen ab. Er folgte somit der Regierung, die ebenfalls am Langzeitgymnasium festhalten wollte.
Diese argumentierte, dass das Langzeitgymi eine wichtige Funktion für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler erfülle. Das Bildungssystem solle durchlässig und vielfältig sein, sagte Bildungsdirektorin Silvia Steiner (Mitte).
Die AL hingegen kritisierte unter anderem die frühe Selektion, wie Motionärin Judith Stofer (Dübendorf) sagte. Dies führe zu Diskriminierungen von sozioökonomisch benachteiligten oder fremdsprachigen Kindern, heisst es in der Motion.
Die Motion hätte gewollt, dass alle Kinder und Jugendlichen in der obligatorischen Schulzeit dieselbe Schule besuchen. Dies wäre «ein erster Schritt zu einer chancengerechteren Gesamtschule».
Das Argument der Chancengleichheit teilte auch die SP. Die Abschaffung des Langzeitgymnasiums sei ein «notwendiger Schritt», sagte Patricia Bernet (Uster). Das Langzeitgymnasium sei ein Ort für Privilegierte und kein Ort der Begabtenförderung. Die frühe Selektion sei ein Fehler; eine spätere Selektion sei erfolgreicher, wie sich in anderen Kantonen zeige.
Klar für die Beibehaltung des Langzeitgymnasiums stimmten SVP, FDP, Mitte, GLP und EVP. Die Grünen waren sich nicht ganz einig. Eine Mehrheit war für die Beibehaltung des Langzeitgymis, eine Minderheit für die Abschaffung, wie Karin Fehr Thoma (Uster) sagte. Die Fraktion beschloss Stimmfreigabe.
Aus entwicklungspsychologischer Sicht komme die Selektion heute zu früh, sagte Fehr Thoma. Doch eine Systemänderung hätte «weitreichende Konsequenzen» – in Bezug auf Personal, Finanzen oder Infrastruktur.
Die Abschaffung würde nicht nur die Bildungsqualität gefährden, sondern auch keine Verbesserung der Durchlässigkeit im Bildungssystem bringen, sagte Rochus Burtscher (SVP, Dietikon). Er forderte eine Diskussion über die «tatsächlichen Ursachen» für den Leistungsabfall an den Schulen. «Wir haben Leistungsgesellschaft, akzeptieren wir das nun mal», sagte er.
Die Selektion sei nichts schlechtes, sagte Marc Bourgeois (FDP, Zürich). Mit der Abschaffung würde frühreifen, starken Kinder ein möglicher Weg verwehrt, es gäbe eine Nivellierung nach unten.
Dies sagte auch Nadia Koch (GLP, Rümlang). Eine Systemänderung hätte «weitreichende Konsequenzen». Bildungswege zu vereinheitlichen, bedeute nicht, automatisch Chancengleichheit zu schaffen.
Ins gleiche Horn stiess Kathrin Wydler (Mitte, Wallisellen): Dies zu glauben, sei blauäugig. Mit der Abschaffung würden besonders begabte Kinder unterfordert und die Vielfalt würde eingeschränkt. Das Langzeitgymi sei ein stark nachgefragtes Bildungsinstrument, sagte auch Hanspeter Hugentobler (EVP, Pfäffikon). (sda)